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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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hinaus, wie ein Junge, der sich vorstellt, er schlage einen Baseball weg.
    »Komm, wir schauen uns an, wie Marvins Jungs in der Juniorenliga spielen«, sagte ich und legte ihr den Arm um die Schulter, als wir zum Haus der Deitrichs zurückgingen.

Epilog
    Wilbur Pickett hatte keine Mühe, oben in Wyoming Öl zu finden – er wurde nur zu früh fündig. Der Turm besaß keinen Verpuffungsschutz, als der Bohrmeißel vorzeitig auf ein Ölvorkommen stieß. Der Funkenschlag des Meißels entzündete die Gasblase, und ein unter Hochdruck stehender Schwall aus Öl, Salzwasser und Flammen schoss aus dem Boden und fackelte den Bohrturm ab, als wäre er aus Streichhölzern gebaut.
    Wilbur und sein Trupp kamen gerade so mit dem Leben davon.
    Nachdem das Loch abgedichtet war, kauerte Wilbur inmitten der Trümmer seines Turms und betrachtete die Felsen, die über seinem und Kippy Jos Land aufragten, den grünen Fluss, der sich hindurchschlängelte, die Seidenholzbäume an den Ufern, das nasse Beifußkraut auf der Einöde, die Gabelantilopen und Weißwedelhirsche in den Bachsenken.
    An diesem Nachmittag fuhren er und Kippy Jo zu einer Bank in Sheridan, nahmen ein Darlehen auf und begannen zwei Wochen später mit dem Bau einer Ferienranch, die er Kippy Jo Double Bar nennen wollte.
    Zur Stromerzeugung errichtete er dort, wo sein Bohrturm gestanden hatte, zwei Windräder. Eines Morgens hakte er die Daumen in die hinteren Hosentaschen und blickte zu den riesigen Metallflügeln auf, die sich lautlos in der aufgehenden Sonne drehten.
    »Das ist ein prima Flecken, Kippy Jo, aber was den Wind angeht, ist hier nicht viel zu holen. Wo ist denn der einzige Ort auf Erden, an dem der Wind gleichzeitig aus allen vier Richtungen kommt? Ich meine damit einen Wind, der dir die Baumwolle pflückt, die Farbe vom Silo schmirgelt und dein Haus bis ins nächste County bläst, und das alles umsonst«, sagte er.
    Wilbur ging ins Haus und rief Clayton Spangler an, den Anwalt der Deitrichs, der angeblich zwanzigtausend Hektar Land von der alten XIT-Ranch im texanischen Panhandle besaß.
    »Mr. Spangler, Kippy Jo und ich möchten Sie zum Forellenangeln auf unsere Ranch einladen. Hier gibt’s Regenbogenforellen, so fett wie ein Zaunpfosten, Sir. Ich muss die glatt mit dem Ruder wieder ins Wasser klatschen«, sagte er.
    Die Wilbur T. Pickett Natural Energy Company war in die Wege geleitet.
    Im nächsten Frühjahr, während der Osterferien, fuhren Lucas, Temple und ich nach San Antonio und aßen in einem Freiluftcafé am Fluss, unweit des Alamo, zu Abend. Der Himmel war türkisfarben, die Luft warm und voller Blumendüfte. Lucas sprach nicht mehr von Esmeralda. Wenn ich ihren Namen erwähnte, lächelte er immer und schaute einen mit einem Strahlen in den Augen an, das niemand deuten sollte, damit er sein Lehrgeld nicht umsonst bezahlt hatte.
    Am Ufer des Flusses bot sich ein geradezu idyllischer Anblick. Gondeln voller Touristen trieben auf dem Wasser, Mariachi-Musiker mit Sombreros und dunklen, mit weißen Paspeln bestickten Anzügen spielten in den Cafés rundum, die Blätter der Bananenstauden am Ufer raschelten im Wind. Aber ich konnte mich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Ich roch fortwährend schweren Rosenduft. Als Temple und Lucas in den Laden gingen, um kandierte Kakteenfrüchte für ihren Vater zu kaufen, lief ich hinüber zum Alamo. Rosa und grau hob sich die angestrahlte Fassade vor dem allmählich dunkler werdenden Abendhimmel ab, und ich setzte mich auf eine Steinbank und ließ meinen Hut um den Finger kreisen.
    Jedes Mal, wenn ich mir die Kapelle und die daran angrenzenden Baracken anschaute, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Hundertachtundachtzig Männer hatten hier dreißig Tage lang einer sechstausend Mann starken Truppe unter Santa Anna standgehalten. Sie fielen bis auf den letzten Mann, mit Ausnahme von fünfen, die in Gefangenschaft gerieten, gefoltert und hingerichtet wurden. Ihre Leichen waren von Santa Anna verbrannt worden wie Müllsäcke.
    Aber selbst als ich bei den 188 Männern und Jungs verweilte, die hier den Tod gefunden hatten, kam es mir so vor, als ob rundum alles nach Rosen duftete. War ich immer noch in das Mädchen verliebt, das Peggy Jean Murphy gewesen war?
    Mag sein. Aber es war kein übles Mädchen. Das Mädchen, das ich gekannt hatte, war es wert, dass man sich an sie erinnerte.
    Hinter mir hörte ich das heisere Grollen eines Angeberauspuffs. Ich meinte einen orangeroten T-Bird zu sehen, der auf einer
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