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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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dort?«, sagte er.
    »Wo drinnen?«
    »Im Gefängnis. Man hört allerhand Geschichten.«
    »Über Jungs, die in der Dusche gepimpert werden?«, sagte Ronnie.
    »Yeah, ich glaub schon.«
    »Ich weiß es nicht. Ich war einmal im Jugendarrest. Ich hab nie gesessen. Ich bin kein Krimineller.«
    Ronnie blickte zu Jeff auf.
    Als Jeff zu seinem Auto zurückkehrte, fühlte er sich abgelehnt und erniedrigt, und sein Gesicht kribbelte. Aber er konnte nicht sagen, warum.
    Eine Stunde später fuhr er durch das Viehgatter und die Straße hinauf zu seinem Haus. Die Luft war kühl und trocken, und er roch den Rauch, der von einem Waldbrand irgendwo hinter dem Haus stammte. Ja, er konnte sogar den roten Schein am Himmel sehen und die vor dem Mond aufsteigende Asche, vermutlich aus der Klamm, die schräg hinab zum Fluss führte. Aber die Feuerwehr war sicher schon dort, sodass keine Gefahr für sein Zuhause bestand.
    Er parkte neben dem Haus und beschloss, die Nacht in Fletchers leer stehender Hütte zu verbringen. Seine Stiefmutter schlief bestimmt schon, in ihrem eigenen Schlafzimmer, bei abgeschlossener Tür, während sein Vater mit ungeputzten Zähnen ziellos im dunklen Erdgeschoss herumlief und einen Turnhallengeruch hinter sich herzog oder Ferngespräche mit Leuten führte, die einfach auflegten.
    Jeff nahm eine halb volle Flasche Cold Duck von einem Tisch beim Swimmingpool mit und trank daraus, als er zu der Hütte ging. Feine Ascheflocken rieselten auf den Pool und trieben wie versengte Nachtfalter über den Unterwasserlampen.
    Vom Waldrand hoch über dem Haus aus beobachtete ihn Jessie Stump mit einem Fernglas.
    Earl machte am Boden der dunklen Bibliothek Liegestütze. Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei – das Blut prickelte in seinen Armen, und die Sehnen und Muskeln in seinem Hals, am Rücken und am Hintern griffen mit einer Kraft ineinander, die er sich nie zugetraut hätte. Der volle Mond stand gelb und marmoriert über den Bäumen am Hügelkamm, schien durch die Glastür und tauchte die Wände der Bibliothek und die Bücherreihen in ein stumpf schimmerndes Licht, wie altes Elfenbein.
    Er zog sich im Badezimmer nackt aus und rasierte sich vor dem mannshohen Spiegel, duschte und wusch sich die Haare, putze die Zähne, gurgelte mit Mundwasser und zog eine Khakihose, ein Flanellhemd und ein Paar Slipper an. Während er sich vor dem Spiegel die Haare kämmte, wandte er das Kinn hin und her und verfolgte fasziniert, wie sich das Licht auf seiner frisch rasierten Haut spiegelte.
    Sie schloss also die Schlafzimmertür ab, was? Im Mittelalter hätte sie der Herr des Hauses kurzerhand einmauern lassen. Aber er war fest entschlossen, nicht nachtragend zu sein. Warum sollte er ihr diese Haltung verübeln? Egal, was sie behaupteten, aber Frauen wurden nun mal von reichen Männern sexuell erregt, und er war nicht mehr reich. Doch er hätte nie geglaubt, dass sie ihn hintergehen und von Jessie Stump umbringen lassen würde.
    Am frühen Abend hatte er festgestellt, dass die Alarmanlage an den hinteren Türen ausgeschaltet war. Das war kein Versehen. Jemand hatte mit Vorbedacht den Zifferncode eingegeben.
    Genau genommen faszinierte ihn das ganze Ausmaß ihrer Schlechtigkeit, erregte ihn irgendwie auf eine Art und Weise, die er nicht recht verstand. Nein, es war nicht ihre Niedertracht an sich, sondern vielmehr seine Fähigkeit, sie zu erkennen, zu durchschauen und zu übertreffen, sich im Gegenzug mit ihr zu messen und sie zu überwinden, die ihn reizte.
    Ein jämmerliches Stück menschlichen Treibguts wie Jessie Stump war also der beste Killer, den sie hatte verpflichten können? Was für ein Witz. Aber eigentlich war es nachvollziehbar. Sie hatte kein Geld. Ein Dummkopf wie Jessie Stump ließ sich mit einer alten Uhr abspeisen, und später konnte man sich seiner entledigen.
    Vielleicht sollte er Peggy Jean ein bisschen mehr zutrauen.
    Er ging aus der Haustür und blickte zu den Sternbildern am Himmel auf, dem Schein eines Feuers hinter dem Hügelkamm, auf das lange, sanft gewellte grüne Tal vor seinem Haus. Sieben, acht Monate konnte er die Rückzahlung seiner Hypotheken vermutlich noch hinauszögern, danach würde all das hier jemand anderem gehören. Bei dem Gedanken zogen sich seine Adern zusammen, als spannte sich ein Metallreif um seinen Kopf.
    Er schwenkte eine Taschenlampe in der Dunkelheit hin und her und wartete darauf, dass die beiden Deputys ihren Posten draußen auf dem Grundstück verließen und auf die schwarzen
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