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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Feldsteinplatten vor dem Eingang seines Hauses kamen.
    »Kommt rein, und esst ein bisschen Eis mit Erdbeeren mit mir. Ich brauche euch heute Nacht nicht mehr«, sagte er.
    »Ich hab mit einem Strahler rauf in die Bäume hoch oben am Kamm geleuchtet. Ich könnte schwören, dass da droben ein Feldstecher gefunkelt hat«, sagte der eine Deputy.
    »Das ist wahrscheinlich ein Förster. Ich glaube, ein Blitzschlag hat einen Brand in der Klamm ausgelöst«, sagte Earl.
    Die beiden Deputys schauten einander an.
    »Wir haben nix von einem Brand in der Klamm gehört«, sagte der eine.
    »Da brennt aber mit Sicherheit irgendwas. Riecht ihr das nicht?«, sagte Earl.
    »Sechs, sieben Meilen weiter flussaufwärts hat’s einen Brand gegeben. Der Wind hat einen Haufen Asche rübergeweht, aber in der Klamm brennt’s nicht, Sir«, sagte derselbe Deputy.
    »Da kümmert sich bestimmt jemand drum«, sagte Earl. Er führte sie hinein und verpflegte sie am Küchentisch, schaute auf seine Uhr und tat so, als interessierte ihn ihr banales Gerede. Nachdem sie aufgebrochen waren, beobachtete er sie mit dem Fernglas, bis ihre Autos das Viehgatter passierten und hinter einem Hügel auf der zweispurigen Schnellstraße verschwanden. Dann ging er in die Bibliothek, holte seinen 38er Smith-&-Wesson-Revolver aus der Schreibtischschublade, klappte die Trommel heraus und ließ sie wieder einrasten.
    Er lief in die Küche, öffnete den Sicherungskasten und schaltete sämtliche Strahler auf dem Grundstück sowie die Lampen auf dem Patio, der Terrasse und im Swimmingpool aus. Der Mond war jetzt verhangen, und die Hügel, die einen Ring rund um die Rückseite des Hauses bildeten, ragten schwarz zu den Sternen auf. Er stieß die Glastür zum Patio auf und nahm den durchdringenden Geruch nach Chrysanthemen und Rauch wahr, den der Wind hertrug.
    Er stellte einen schweren Eichenstuhl genau am Übergang vom Wohnzimmerflur zur Küche auf, sodass er sowohl die seitliche Terrasse als auch den Swimmingpool im Blick hatte, setzte sich dann hin und legte den Smith & Wesson auf seinen Oberschenkel. Die Banken und die Gläubiger konnten ihm sein Haus und seine Autos wegnehmen, seine Vollblüter und seine Ölquellen, selbst seine Angelausrüstung und die Sammlungen seltener Waffen und Münzen, aber Earl Deitrich würde ein Zeichen hinterlassen, das keiner jemals vergessen würde. Auch seine Frau nicht.
    Er hatte noch nie jemanden getötet. Er war in Deutschland stationiert gewesen und hatte Vietnam verpasst; infolgedessen hatte er sich stets mit dem Soldaten messen müssen, den Peggy Jean geliebt hatte und der bei Chu Lai gestorben war. Sie bestritt es, aber er wusste Bescheid. Sie hatte immer die Augen geschlossen, wenn sie miteinander schliefen, wandte stets den Mund ab, ging nie aus sich heraus, egal, wie groß die Lust war, die er ihr verschaffte.
    Er biss die Backenzähne zusammen, schloss die Hand wieder und wieder um das geriffelte Muster der Revolvergriffschalen. Er würde es genießen, wenn er Jessie Stump die Leber aus dem Leib schoss.
    Dann hörte er, wie der Schlüssel an ihrer Schlafzimmertür umgedreht wurde. In einem weißen Nachthemd stand sie am Kopf der geschwungenen Treppe, die schulterlangen Haare ausgebürstet, die bloßen Füße in Mondschein getaucht.
    Vor lauter Hass auf sie hatte er vergessen, wie schön sie aussehen konnte, selbst wenn sie völlig unbefangen war. Er wollte etwas sagen, hörte dann Schritte neben dem Swimmingpool. Er stand vom Stuhl auf, blickte die Treppe empor zu Peggy Jean und legte den Finger an den Mund, konnte die Spannung, die Erregung und die Vorfreude, die ihn durchfluteten, kaum noch bezähmen.
    Der Mond war jetzt hinter einer schwarzen Wolke verschwunden, aber Earl konnte eine Gestalt erkennen, die quer über den Patio auf die Hintertür zuging. Er spannte den Hahn des Smith & Wesson, leckte sich die Lippen, legte mit zwei Händen an und versuchte das zitternde Korn oben auf dem Brustbein zu stabilisieren.
    Er drückte ab. Es war ein hervorragender Schuss, genau durch die Kehle; er war sich sicher, dass er sogar den Einschlag gehört hatte, einen dumpfen Ton, so als ob sich eine Kugel durch eine Wassermelone bohrt.
    Danach schoss Earl sein Opfer systematisch in Fetzen – eine Kugel traf den Ellbogen, eine den Oberschenkel, eine weitere schlug knapp über der Leiste ein, die letzte im Gesicht.
    Earl hielt den Revolver mit beiden Händen senkrecht hoch, beugte sich zur Seite, während sein Herz vor Erregung wie wild
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