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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Stump.
    »Ich dachte, Sie haben die Gegend verlassen«, sagte ich.
    »Ich bin krank gewesen«, sagte er.
    »Gehen Sie ins Krankenhaus.«
    »Brauch ich nicht. Mein Vater konnte Blutungen stillen und Brandblasen heilen. Er hat Warzen mit Melasse und Haarklumpen aus Kuhmägen behandelt ... Ich schick Ihnen Geld, damit Sie Skylers Sarg auf einen kirchlichen Friedhof umbetten lassen.«
    »Ich habe seine persönlichen Habseligkeiten aus seinem Hotel. Ich schicke sie Ihnen jederzeit zu, wohin Sie wollen. Warum ehren Sie nicht sein Andenken und fangen irgendwo anders ein neues Leben an?«
    »Ich brauch keine persönlichen Habseligkeiten. Er hat mir seine Uhr gegeben. Diejenige, die sein Vorfahr beim Alamo getragen hat. Ich hab sie grade in der Hand.«
    »Die wurde doch den Deitrichs zurückgegeben.«
    »Yeah ...«, setzte er an, doch er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Haben die Deitrichs sie Ihnen etwa gegeben?«, sagte ich.
    »Ich bin bald ein reicher Mann, mein Junge. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Nun machen Sie schon, was ich gesagt hab, und lassen Sie den Sarg umbetten.«
    »Hören Sie mal zu, Stump. Ein Mann namens Fletcher Grinnel, ein Neuseeländer, hat gestanden, Mr. Doolittle umgebracht zu haben. Er wird dafür einfahren. Desgleichen Earl Deitrich. Halten Sie sich von deren Haus fern.«
    »Machen Sie sich etwa Sorgen um die Frau? Wie lang dauert’s denn noch, bis Sie draufkommen, mein Junge?«
    Ich konnte die ganze Nacht nicht mehr schlafen.
    Aber am nächsten Morgen wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich rief Earl Deitrich zu Hause an.
    »Jessie Stump ist wieder in der Gegend. Ich glaube, er will Sie um die Ecke bringen«, sagte ich.
    »Gibt’s sonst noch was Neues?«, sagte Earl.
    »Ich glaube, jemand aus Ihrem Haus hilft ihm.«
    »Ein Judas Ischariot in unserer Mitte? Sagen Sie mir das etwa, weil Sie so ein prima Kerl sind? Okay, Sie sind ein prima Kerl, Sie haben Ihre Pflicht getan.«
    »Er ist im Besitz von Skyler Doolittles Uhr. Wie ist er an die gekommen?«
    Ich hörte seine Atemzüge in der Stille.
    »Wollen Sie mir etwa sagen, dass meine Frau mich umbringen lassen will? Sie sind ein ekelhafter Mensch«, sagte er.
    Leise legte ich den Hörer wieder auf die Gabel. Ich konnte ihm seine Reaktion nicht verübeln.
    Ich aß an diesem Tag mit Marvin Pomroy in dem mexikanischen Lebensmittelladen gegenüber vom Gerichtsgebäude zu Mittag. Marvin hörte zu, während ich redete, war dann eine ganze Weile still. Er räusperte sich leicht und trank einen Schluck aus seinem Limonadenglas. Kühl und gelassen, mit rosigem Gesicht, saß er im Luftzug des Holzventilators an der Decke.
    »Warum haben Sie erst Earl Deitrich angerufen und nicht mich?«, fragte er.
    »Ich habe Peggy Jean geschildert, wie ihr Leben nächstes Jahr aussieht. Ich glaube, ich habe sie dazu gebracht, über andere Möglichkeiten nachzudenken.«
    Er wischte sich mit seiner Serviette den Mund ab, nahm die Rechnung und zählte die Summe nach.
    »Haben Sie nichts dazu zu sagen?«, fragte ich.
    »Tja, vielleicht tut Earl Deitrich zur Abwechslung mal was Gutes. Indem er uns zum Beispiel Jessie Stump vom Hals schafft«, erwiderte Marvin.
    Aber zwei Stunden später rief mich Marvin in der Kanzlei an, was mir von vornherein klar gewesen war.
    »Hugo schickt zwei Deputys raus zum Haus der Deitrichs. Wenn Sie das nächste Mal so einen kapitalen Bock schießen, erzählen Sie mir nichts davon«, sagte er und legte auf.
    Jeff Deitrich kutschierte an diesem Abend mit seinem gelben Kabrio zu Val’s, allein, mit offenem Dach. Es war ein herrlicher Herbstabend; der Mond stand groß und gelb über den Hügeln, die Luft war kühl und roch nach Kiefernholzrauch und Nachtblumen. Der Parkplatz war voll, und ringsum funkelten die frisch gewachsten und von Hand polierten Sportwagen und mit Überrollbügeln bestückten Jeeps seiner Freunde im Schein der Lampen. Er fuhr den einen Gang rauf und den nächsten runter, betrachtete die Gesichter und die Kids, die zwischen den Autos in Grüppchen beieinander standen und sich lebhaft unterhielten. Aber keiner schaute zu ihm her, als ob er nur ein Zaungast wäre, irgendwie nicht mehr dazugehörte.
    Er kehrte mitten auf der Straße um und fuhr wieder durch den Haupteingang hinein. Wieso kamen sie ihm alle jünger vor? Die meisten Jungs hier waren auf der Highschool oder Leute, die er bislang für nicht besonders beachtenswert gehalten hatte. Wo waren Chug und Warren und Hammie?
    Nirgendwo war ein Platz frei, nur am hintersten
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