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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Briefkasten meiner Anwaltskanzlei eine handschriftliche Nachricht hinterlassen, in der sie mir mitteilte, dass sie wieder in der Stadt wären und mich gern sehen wollten.
    Und so fuhr ich auf der alten eisernen Brücke über den Fluss, in die Berge hinein, dann durch ein Viehgatter und ein langes grünes Tal, dessen Wiesen mit Butterblumen, Kornblumen und scharlachroten Kastileen übersät waren. Als ich mich dem Haus näherte, sah ich einen braun gebrannten blonden Mann in Khakihose, abgewetzten Boots und einem Drillichhemd mit abgeschnittenen Ärmeln, der Zaunpfosten um eine bis auf den blanken Boden zertrampelte Pferdekoppel setzte.
    Er hieß Wilbur Pickett und war bislang mit so gut wie allem gescheitert, was er in Angriff genommen hatte. Als er sich Geld für eine Gemüsefarm borgen wollte, hatte seine Mutter in der ganzen Stadt herumerzählt, dass Wilbur nicht mal Unkraut ziehen könnte.
    Bei Probebohrungen in Mexiko hatte er eine Ölschlammgrube neben dem Turm in Brand gesteckt, worauf die Flammen vom Wind über ein dürres Feld getrieben wurden und das Ranchhaus des örtlichen Polizeichefs vernichteten. Wilbur war mit knapper Not wieder lebendig über die Grenze gekommen.
    In den Flint Hills im Osten von Kansas hatte er nach einem sengend heißen Tag mit über vierzig Grad einen Neunachser voller Schweine entladen, ohne zu bemerken, dass die Gatter am anderen Ende des Pferchs offen waren. Danach musste er mit ansehen, wie sie nach allen Seiten davonstoben, als die ersten Blitze über den Himmel zuckten.
    Aber Wilbur konnte mit Pferden und Bullen umgehen, und beim Rodeo kam er aus dem Gatter geschossen, als ob seine Hose an ihrem Fell festgenäht wäre. Er ritt in Wyoming Mustangs zu und hielt sich sieben Sekunden lang auf Bodacious, dem berüchtigtsten Bullen im Profisport (Bodacious bockte, bis der Reiter nach vorne flog, riss dann den Kopf hoch und zerschmetterte ihm die Knochen im Gesicht). Wilburs Gesicht musste hinterher mit Metallplatten wieder zusammengeflickt werden, sodass es jetzt aussah wie gemeißelt, mit einem leichten Schimmer um Kinnlade und Backenknochen.
    Ich hielt an und wartete, bis er an mein Autofenster kam. Sein grauer, formloser Cowboyhut hatte Schweißflecken um die Krone. Er nahm ihn ab, wischte sich über die Stirn und lächelte.
    »Ich hab ’nen Pipeline-Deal drunten in Venezuela laufen. Mit zwanzig bis dreißig Riesen kannst du gleich zu Anfang dabei sein«, sagte er.
    »Jede Wette«, sagte ich.
    »Wie wär’s mit Goldwaschen in British Columbia? Ich rede von Klumpen, so groß wie Elchzähne, mein Junge.«
    »Was für Wetter ist da oben im Januar?«
    »Ist jedenfalls Klassen besser als reiche Leute erzählen hören, wie viel Geld sie haben«, sagte er.
    »Bis später, Wilbur.«
    »Die Arbeit hier? Die mach ich bloß vorübergehend. Ich sorg schon dafür, dass sich was tut.«
    Er grinste, als machte er sich über sich selber lustig, zog seine Arbeitshandschuhe aus der Gesäßtasche und klopfte den Staub ab.
    Peggy Jean und Earl hatten an diesem Nachmittag noch weitere Gäste – einen Kongressabgeordneten aus Washington, einen Immobilienmakler aus Houston, ein Mitglied des Staatsparlaments, die dazugehörigen Frauen und einen kleinen, nervösen, dunkelhaarigen Mann mit Hakennase, dicker Brille und Schuppen auf den Schultern seiner blauen Anzugjacke.
    Peggy Jean trug ein weißes Sommerkleid mit dunkelroten und grünen Blumen. Schon als Mädchen war sie eine stattliche Erscheinung gewesen, und die Jahre, die seitdem vergangen waren, hatten weder ihrer Haltung noch ihrer Figur etwas anhaben können. Sie hatte ein kleines Muttermal neben dem Mund, und ihre mahagonifarbenen Haare waren so dick und üppig, dass man sie am liebsten anfassen wollte, wenn sie an einem vorbeiging.
    Sie sah, dass ich sie von der anderen Seite des Raumes anschaute. Ich ging mit ihr in die Küche und half ihr einen Krug Eistee und einen zweiten mit Limonade zubereiten. Sie wusch eine Schale mit Minze aus dem Garten, schnitt dann die Zweige mit einer Schere zurecht und reichte mir zwei für die Limonade. Ihre Fingerspitzen waren nass, als sie meine Hand berührten.
    »Earl will mit dir über Geschäfte reden«, sagte sie.
    »Reden kann er von mir aus, so viel er will«, sagte ich.
    »Übernimmst du keine zivilrechtlichen Fälle?«
    »Seine nicht.«
    »Er kann nichts dafür, wie seine Familie zu ihrem Geld gekommen ist«, sagte sie.
    »Du siehst großartig aus, Peggy Jean.«
    Sie nahm das Tablett und ging vor
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