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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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sagte Earl zu dem alten Schwarzen.
    »Ja, Sir, sofort«, erwiderte John.
    »Ihr müsst alle mal rauf zum Gallatin in Montana kommen«, sagte Earl. »Wir fangen dort praktisch von der Haustür aus fünf Pfund schwere Regenbogenforellen.«
    Wilbur hatte die Uhr aus dem Samtetui genommen und schaute sich den auf dem Gehäuse eingravierten Schriftzug an. Ohne seine Schilderung vom Forellenangeln in Montana zu unterbrechen, streckte Earl den Arm aus, ergriff mit spitzen Fingern die Uhrkette, nahm sie Wilbur aus der Hand, legte sie wieder in das Etui und schloss den Deckel.
    Wilburs Gesicht leuchtete wie eine rosa Glühbirne.
    Ich aß auf und wandte mich dann an Peggy Jean.
    »Ich muss wieder in die Kanzlei. Das war ein prima Mittagessen«, sagte ich.
    »Yeah, wir reden später weiter über diese Immobiliensache, die ich erwähnt habe«, sagte Earl.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte ich.
    »Sie werden schon sehen«, sagte Earl und zwinkerte mir zu. »Jedenfalls will ich euch den Alligator zeigen, den ich in meinen Teich gesetzt habe«, sagte er zu den anderen. Dann wandte er sich an Wilbur. »Sie brauchen den Zaun heute nicht mehr fertig zu machen. Helfen Sie einfach John beim Aufräumen hier, dann sind wir quitt.«
    Earl und seine Gäste gingen hinaus und spazierten durch einen Obstgarten voller weiß blühender Pfirsichbäume. Wilbur, aus dessen Gesäßtasche die ledernen Arbeitshandschuhe ragten, stand eine Zeit lang mit ausdrucksloser Miene da.
    »Gehen Sie ruhig, und bringen Sie Ihre Arbeit da draußen zu Ende. John und ich kümmern uns um die Sachen hier«, sagte Peggy Jean.
    »Nein, Ma’am, das macht mir nix aus. Ich helf Ihnen gern dabei«, sagte Wilbur und fing an, schmutzige Teller übereinander zu stapeln.
    Ich ging zu meinem Auto, hinaus in die klare, kühle Luft und den Duft nach Blumen und Pferden auf den Wiesen, und kam zu dem Schluss, dass ich mir keine weiteren Mittagessen mit Earl Deitrich leisten konnte.
    Doch das Essen sollte noch ein Nachspiel haben. Um vier Uhr nachmittags rief mich Earl in meiner Kanzlei am Rathausplatz an. »Haben Sie den Hurensohn gesehen?«, sagte er.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Wilbur Pickett. Ich habe die Uhr auf den Schreibtisch in meinem Büro gelegt. Als Peggy Jean ihm den Rücken zugekehrt hat, ist er rein und hat sie sich geschnappt.«
    »Wilbur? Das kann ich kaum glauben.«
    »Glauben Sie’s ruhig. Er hat nicht bloß die Uhr mitgehen lassen. Die Tür von meinem Safe war offen. Er hat mir dreihunderttausend Dollar in Wertpapieren gestohlen.«

2
    Temple Carrol, die mit ihrem invaliden Vater nur ein kurzes Stück von mir entfernt wohnte, war Privatdetektivin und stellte im Rahmen der Beweisaufnahme Ermittlungen für mich an. Ihr jugendliches Aussehen, ihr Babyspeck und die Art, wie sie manchmal auf einem Kaugummi herumkaute und ihre kastanienbraunen Haare hochraffte, während man mit ihr redete, konnten einen leicht täuschen. Sie war Streifenpolizistin in Dallas gewesen, Deputy-Sheriff im County Fort Bend und Bewährungshelferin in der Strafanstalt Angola drüben in Louisiana. Die Leute, die ihr dumm kamen, machten das nur einmal.
    Ich stand am Fenster meiner im ersten Stock gelegenen Anwaltskanzlei und schaute über den Platz hinweg zu dem Gerichtsgebäude aus Sandstein. Hoch über den Eichen, die ihre Schatten auf den Zierrasen warfen, befanden sich die vergitterten Fenster des Gefängnisses, in dem Wilbur Pickett seit seiner Festnahme gestern Abend eingesperrt war.
    Temple saß in einem hirschledernen Liegesessel neben meinem Schreibtisch und redete über irgendwelche Bandenmitglieder aus East Los Angeles oder San Antonio. Die Jalousien am Fenster zeichneten Schattenstreifen auf ihr Gesicht und die Brust.
    »Hörst du überhaupt zu?«, sagte sie.
    »Klar. Die Purple Hearts.«
    »Genau. In den sechziger Jahren waren sie in East L.A. daheim. Jetzt sind sie in San Antonio. Ihr Anführer ist dieser Cholo Ramirez, ein echter Latino-Neandertaler. Hat seinen Gerichtstermin platzen lassen. Er hätte lediglich aufkreuzen müssen, dann wäre er auf freien Fuß gekommen. Ich hab ihn im Auftrag des Kautionsvermittlers hinter einem Crackhaus in Austin aufgegriffen und an den D-Ring hinten am Boden von meinem Auto gehängt, und er erzählt mir, dass er zum Mob gehört und ein paar Schmalztollen in San Antonio auffliegen lassen könnte.
    ›Zum Mob, der Dixie-Mafia beispielsweise?‹, sag ich.
    Sagt er: ›Die nehmen reiche Macker beim Kartenspiel aus und bringen sie so
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