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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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was, Mrs. Pickett? Ich bringe Sie runter zu dem Lebensmittelladen, danach fahr ich zum Gefängnis zurück und rede noch mal mit Wilbur.«
    Sie verzog keine Miene.
    »Er meint, nur weil er hier aufgewachsen ist, heißt das, dass die Leute eher ihm glauben als einem reichen Mann. Deswegen gehen auch seine ganzen Geschäfte daneben. So ist Wilbur halt. Aber diesmal ist es anders, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Na ja, man kann nie wissen«, log ich und wartete dann draußen bei meinem Avalon auf sie.
    Staubwirbel stiegen von den Hügeln in der Ferne auf, der Wind war heiß und trocken, und es wimmelte von Grashüpfern.
    Ich wohnte allein in einem dreistöckigen viktorianischen Klinkerbau im Westen des Bezirks. Er hatte eine breite, mit Fliegendraht umspannte Galerie und eine Veranda im ersten Stock, und der Garten vor und hinter dem Haus war mit Pappeln, blühenden Myrtensträuchern und Blumenbeeten umfriedet, die mit Hortensien, roten und weißen Rosen bepflanzt waren. Ich parkte den Avalon hinter dem Haus, bereitete mir zum Mittagessen ein Hühnersandwich, einen Teller gefüllte Eier, Kartoffelsalat und ein Glas Eistee zu und aß am Küchentisch.
    Drinnen im Haus war alles aus Eiche und Mahagoni, und wenn der Wind durch die Zimmer strich, meinte ich alle meine Vorfahren um mich zu spüren, die einst hier gewohnt hatten. Vom Fenster aus konnte ich die Scheune und die Pferdekoppel sehen, meinen Morgan namens Beau, der sich auf der Weide wälzte, das Windrad, das sich hinter dem Scheunendach drehte, die Felder, die ich an einen Nachbarn verpachtet hatte, der dort Melonen, Mais, Erdbeeren, Kantalupen, Bohnen und Tomaten anbaute, und den knapp einen Hektar großen Weiher, beziehungsweise See, in den der Staat Brachsen und Breitmaulbarsche eingesetzt hatte.
    Am anderen Ende meines Grundstücks befand sich ein Hartholzwäldchen, hoch über dem Steilufer des Flusses, der im Spätsommer graugrün und im Frühling aufgewühlt und voller Schlamm und Seidenbaumblüten war.
    Die Sonne verschwand hinter den Wolken, und ein kühler Wind zog durch das Haus, so als werde er von einem riesigen Deckenventilator durch die Fenster gesogen. Doch ich konnte mich weder auf den prachtvollen Tag konzentrieren noch auf meine Umgebung, obwohl das hier für mich seit jeher der beste Ort auf Erden war. Stattdessen musste ich ständig an Wilbur Pickett denken und mir wohl oder übel eingestehen, dass ich nie mit mir ins Reine gekommen war, was meine Gefühle für Peggy Jean Murphy anging, die jetzt die Frau eines anderen war, beziehungsweise mit der Erinnerung daran, wie es gewesen war, als sie mir mit der Hand über das Kreuz strich, die Schenkel um meine Hüfte schlang, während ich zum ersten Mal in einer Frau kam, wie es gewesen war, als ich den durchdringenden Geruch nach feuchter Erde, zerdrücktem Gras und wilden Blumen wahrnahm, der rundum aufstieg und uns einhüllte, als ich einen Moment lang das Gefühl hatte, meine vergebliche Leidenschaft und ihre unerwiderte Liebe zu einem toten Soldaten ließen sich miteinander in Einklang bringen.
    Ich griff zum Telefon und rief Marvin Pomroy bei der Staatsanwaltschaft an.
    »Ich vertrete Wilbur Pickett«, sagte ich.
    »Ist ja komisch. Er hat gesagt, Sie hätten ihn abblitzen lassen«, sagte Marvin.
    »Muss an der schlechten Akustik im Zellenblock liegen.«
    »Ich warne Sie im Voraus, Billy Bob. Earl Deitrich will Wilbur am Kanthaken kriegen.«
    »Wirklich? Sagen Sie mal, heute Morgen war ein sonderbarer Kauz namens Skyler Doolittle in meiner Kanzlei. Er hat irgendwas von wegen Gefängnis und einer niedergebrannten Kirche gesagt.«
    »Der hat mich auch schon genervt. Erinnern Sie sich nicht mehr an ihn?«, sagte Marvin.
    »Nein.«
    »Er hat in der Nähe von Goliad sturzbetrunken einen Kirchenbus gerammt. Der Bus hat Feuer gefangen. Vier, fünf Kinder sind nicht mehr rechtzeitig rausgekommen«, sagte er.
    »Wilburs Frau ist blind und auf sich allein gestellt. Lassen Sie Wilbur unter strengen Auflagen raus.«
    »Hier geht’s um den Diebstahl von dreihunderttausend Dollar«, sagte Marvin.
    »Nach Aussage von Earl Deitrich. Hat sonst noch jemand diese Wertpapiere gesehen?«
    »Yeah, seine Frau. Lügt die etwa auch?« Als ich nicht antwortete, sagte er: »Sind Sie noch dran?«
    »Ich fahre jetzt los und spreche mit Wilbur. Ich möchte nicht, dass ihn jemand vernimmt, bevor ich da bin.«
    »Sie sollten sich aufs Ohr legen, ein bisschen ausruhen. Ihre Launen ... Lassen wir das. Einen schönen Tag noch«,
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