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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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genauso wie mein außerehelicher Sohn Lucas. Neben dem Familienfoto stand ein Bild von L.Q. Navarro in seinem Nadelstreifenanzug, den aschgrauen Stetson auf dem Kopf, eine Flasche mexikanisches Bier in der Hand, am Gürtel das Abzeichen der Texas Rangers, hinter ihm ein erloschener Vulkan. L.Q. Navarro, der treueste und tapferste Mann, den ich jemals gekannt hatte, der am besten aussehende überdies, der Mann, den ich bei einem unserer nächtlichen Ritte nach Coahuila getötet hatte.
    Ich atmete tief durch, rieb mir mit dem Badetuch das Gesicht ab und zog mich am Fenster an, konzentrierte mich auf den blauen Himmel und die dunklen stahlgrauen Regenwolken, die sich über den Hügeln in der Ferne ballten.
    Um zehn Uhr wurde Wilbur Pickett dem Richter vorgeführt und gegen eine Kaution von fünftausend Dollar freigelassen. Earl und Peggy Jean saßen hinten im Gerichtssaal. Earl stand auf und ließ die Tür laut hinter sich zuknallen.
    Als ich hinausging, stand er neben seinem kastanienbraunen Lincoln im Schatten der Eichen, lächelte zwanglos und wirkte ganz und gar nicht mehr wütend. Peggy Jean saß im Wagen, hatte den Ellbogen auf die Fensterkante gestützt und rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfe.
    »Ist Ihnen Marvin Pomroy etwa einen Gefallen schuldig?«, sagte Earl.
    »Wegen der Kaution? So läuft das nicht, Earl«, erwiderte ich.
    »Der Junge stiehlt eine echte Antiquität und dreihundert Riesen und kommt für einen Pappenstiel auf freien Fuß. Wollen Sie mir etwa sagen, dass ihr keine gemeinsame Sache macht?«
    »Ja, genau das will ich damit sagen. Außerdem wird sich Wilbur nicht absetzen«, sagte ich.
    »Habe ich das etwa behauptet?« Er streckte den Arm aus und kniff mir in die Rippen.
    »Entschuldigen Sie, aber machen Sie das nicht noch mal«, sagte ich.
    »Holla«, sagte er breit grinsend.
    »Earl, wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann lassen Sie die Faxen, und denken Sie mal ernsthaft drüber nach, was Sie da anstellen«, sagte ich.
    »Faxen? Hier geht’s um ein paar hunderttausend Dollar, die ich gern wieder haben möchte«, sagte er.
    »Ein Mann namens Skyler Doolittle sagt, Sie hätten beim Bouree betrogen und ihm die Uhr abgegaunert. Wenn es zum Prozess kommt, wird er als Zeuge der Verteidigung auftreten. Ihr Buchhalter, dieser Max Greenbaum, ebenfalls.«
    »Greenbaum. Was hat der denn damit zu tun?«, sagte Earl.
    »Heben Sie sich den Blödsinn für jemand anders auf«, sagte ich.
    Ich ging über die Straße zu meiner Kanzlei. Als ich kurz zurückblickte, stritten sich Earl und Peggy Jean über das Autodach hinweg.
    Temple Carrol wartete in meinem Büro.
    »Was ist los?«, fragte sie. Sie trug Jeans mit einem silbernen Gürtel und einen gelben Baumwollpullover.
    »Wir müssen noch mehr über Earl Deitrichs Finanzen rausfinden. Stell fest, ob er einen Versicherungsschaden geltend gemacht hat«, sagte ich.
    »Haben dir die Deitrichs da draußen Zunder gegeben?«
    »Nein.«
    »Stimmt es, dass du und Peggy Jean mal ein Paar wart?« Sie reckte die Schultern vor, schob die Hände in die hinteren Taschen, schaute mich aber nicht direkt an.
    »Seinerzeit dachte ich das. Ich habe damals noch nicht so ganz durchgeblickt«, erwiderte ich.
    »Lass dir von einem windelweichen Arschkriecher wie Deitrich bloß nichts bieten.«
    »Mach ich doch nicht.«
    »Ach, das seh ich«, sagte sie.
    »Ich habe ihm die Zeugen genannt, die ich gegen ihn aufbieten könnte. Nicht gerade klug«, sagte ich.
    Sie ließ sich keine Regung anmerken, senkte nur die Augen.
    »Warum will er mich wegen seiner Immobilien- und Steuergeschichten drunten in Houston einspannen?«, sagte ich.
    »Er ist scharf auf deinen Namen.« Als ich nicht darauf einging, sagte sie: »Der hängt sich Hirschgeweihe an die Wand. Du bist mit seiner Frau im Heu gewesen. Stell dich doch nicht so dumm an.«
    Zwei Tage später rief mich Hugo Roberts, der Sheriff, in der Kanzlei an und bat mich zu sich.
    »Weshalb?«, fragte ich.
    »Ich hab hier jemanden, der mir grad eine ziemlich tolle Geschichte erzählt. Die sollten Sie sich vielleicht mal anhören, Herr Rechtsanwalt«, sagte er.
    »Ich habe zu tun, Hugo«, sagte ich.
    »Sie haben bald gar nix mehr zu tun, wenn der alte Knabe hier Ihre ganze Verteidigung, die Sie sich für Wilbur Pickett zurechtgelegt haben, über den Haufen schmeißt.« Er lachte immer noch, keuchte förmlich vor Vergnügen, als er auflegte.
    Die Sheriff-Dienststelle befand sich in einem alten, aus Sandsteinen und Holz
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