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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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sagte er und legte auf.
    In dieser Nacht klingelte mitten in einem heftigen Gewitter das Telefon. Der Regen trommelte an die Fenster, der Garten war überflutet und flackerte im Licht der Blitze, und das Scheunentor flog fortwährend auf und zu.
    »Der junge Mann, dieser Pickett, ist der noch im Gefängnis?«, sagte der Anrufer.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich glaube, hier geschieht jemandem möglicherweise ein schweres Unrecht.«
    »Ein schweres Unrecht?«, sagte ich.
    »Ja.«
    Dann konnte ich die Stimme endlich unterbringen – ein kleiner, nervöser Mann mit dunklen Haaren, Hakennase und dicker Brille, in einem blauen Anzug mit Schuppen auf den Schultern. Wie hieß er doch gleich? Green? Greenberg?
    »Sie sind Mr. Greenbaum. Der Buchhalter. Sie waren gestern bei den Deitrichs zum Mittagessen«, sagte ich.
    Die Verbindung wurde unterbrochen.

3
    Am nächsten Tag, einem Samstag, war der Himmel wieder strahlend blau, und die Straßen der Stadt wirkten nach dem Regenguss wie frisch gewaschen. Ich erledigte in meiner Kanzlei ein paar Sachen und fuhr dann zum Mittagessen hinaus zu Val’s. Val’s war ein Drive-in-Restaurant im Norden der Stadt, genau zwischen dem West End und dem East End von Deaf Smith gelegen, ein neutrales Gebiet, auf dem die Sprösslinge der Reichen und die Kinder der Arbeiter auf den Ölfeldern oder in den Konservenfabriken ihre Feindseligkeiten und die Furcht voreinander vorübergehend ruhen ließen.
    Ich ging hinein und hatte gerade bestellt, als ich Jeff Deitrich, Earls Sohn, in einem gelben Kabriolett, neben ihm ein junges Mexikanerpärchen, auf den Parkplatz fahren sah. Sie hielten unter der Markise, und Jeff, dessen Seidenhemd sich im Wind blähte, lief quer über den Platz zum Eingang.
    Wir wussten vom Hörensagen, dass er aus Earls kurzer erster Ehe mit einem Cajun-Mädchen stammte, als er in Fort Polk in Louisiana stationiert gewesen war. Jeff war ein hübscher Junge, größer und stattlicher noch als sein Vater, mit dunkelbraunen Haaren, die von Natur aus gewellt waren, breiten Schultern, langen Armen und kräftigen, knochigen Händen. Er war gescheit, wenn auch mit gewissen Einschränkungen, selbstbewusst und stets liebenswürdig, hatte an der University of Texas zwei Jahre lang gute Leistungen gebracht, dann aber das Studium geschmissen, sei es, um in das Geschäft seines Vaters einzusteigen, oder weil er einfach keine Lust mehr gehabt hatte, sich mit etwas abzugeben, das seiner Ansicht nach nur die anderen nötig hatten.
    Aber ich hatte immer das Gefühl, dass Jeff zwar die in seinen Kreisen üblichen Umgangsformen beherrschte, sich aber nur daran hielt, wenn er es für nötig hielt. Vor drei Jahren hatte ich auf eben diesem Parkplatz eine Szene miterlebt, die ich gern vergessen hätte. Aber seither sah ich Jeff mit anderen Augen.
    Es war ein herrlicher Herbstabend nach einem Football-Spiel gewesen, als der Mond groß und gelb wie ein Lampion über den Hügeln hing. Der Platz stand voller Kabrios, aufgemotzter Kisten aus den fünfziger Jahren, die wie bunte Drops im Neonlicht glänzten, verchromter Harleys, Cherokees, Land-Rover und Jeeps mit Überrollbügeln. Dann geriet ein bierseliger Ölfeldmalocher in künstlich gebleichten Jeans, Stiefeln mit Stahlkappen und einem T-Shirt, das noch mit Bohrschlamm bespritzt war, mit Jeff Deitrich aneinander.
    Sie prügelten zwischen den Autos aufeinander ein, schmissen Serviertabletts auf den Asphalt, machten dann in einer freien Parkbucht weiter, wo sie so hart zur Sache gingen und derart schwere Treffer im Gesicht landeten, dass die Haut aufplatzte und die Zuschauer zusammenzuckten.
    Sie droschen weiter aufeinander ein, kämpften zwischen zwei Autos in der vordersten Reihe, dann erwischte Jeff den Malocher schwer über dem Auge, sodass er über den Bordstein an die Wand des Gebäudes flog. Der Malocher kniete mit glasigen Augen am Boden, sichtlich angeschlagen, den Mund bereits zu einem abschätzigen Lächeln angesichts seiner Niederlage verzogen. Als er sich mit den Händen am Boden abstützte und sich aufrichten wollte, hieb ihm Jeff die Faust an die Kinnlade, dass der Kieferknochen brach wie eine Pekanschale.
    Der Restaurantbesitzer musste den Unterkiefer des Malochers mit einem blutgetränkten Handtuch hochhalten, bis der Krankenwagen eintraf.
    »Wie geht’s Ihnen, Billy Bob?«, sagte Jeff aufgeräumt, als er auf dem Weg zum Männerklo an meinem Tisch vorbeikam, ohne auf eine Antwort zu warten, die Tür aufstieß und hineinging.
    Das
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