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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Ende des Geländes, neben einem überquellenden, von Unkraut umwucherten Müllcontainer. Er parkte rückwärts ein, damit er sehen konnte, wer vorbeifuhr. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine alten Freunde aufkreuzten, sich um sein Auto rotteten und über all den Käse lachten, den diese arschgesichtige Brillenschlange von Marvin Pomroy strafrechtlich gegen ihn auffahren wollte.
    Unter seinem Sitz lag ein silbernes Zigarettenetui, das zwei stramm gedrehte Joints mit Jalisco-Gras enthielt, in die er ein paar Brösel vom feinsten Weißen gestreut hatte, damit sie richtig abgingen.
    Er hielt die hohle Hand um ein Streichholz und zündete sich einen an. Nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch lange in der Lunge, hörte das trockene Knistern des Papiers, als die Glut immer weiter auf seinen Mund zukroch, spürte, wie ihm warm wurde, wie sich die Muskeln in seinem Gesicht strafften.
    Die Bedienung hängte ein Aluminiumtablett an sein Fenster. Niedlich sah sie aus mit ihrer lilaweißen Nylonuniform, dem kirschroten Mund und den blondierten Haaren, die sich auf den Schultern ringelten.
    »Lust auf ein bisschen mexikanisches Gras?«, fragte er.
    »Was ist das?«, erwiderte sie.
    »Ich hole dich nachher ab. Ich bin Jeff Deitrich.«
    »Mein Vater bringt mich nach Hause ... Willst du was bestellen? Ich muss einen Pickup bedienen, sonst wird das Essen kalt.«
    Sie brachte ihm ein Fischsandwich und einen mit Eis beschlagenen Bierkrug. Musik dröhnte aus den Lautsprechern an den mit Spanndrähten verbundenen Stützpfosten, über denen der Inhaber an heißen Tagen oder bei Regenwetter eine Zeltplane aufzog. Er ging aufs Männerklo, nickte den Kids zu, die ihn eigentlich hätten grüßen müssen, aber nichts dergleichen taten. Als er zurückkam, warfen ihm ein paar Kids, die in einem Trupp beisammenstanden, einen kurzen Blick zu und schauten rasch wieder weg.
    »Habt ihr irgendwas gegen mich?«, sagte er zu einem schmächtigen Jungen mit kurzem Stoppelschnitt, rotem Blouson und T-Shirt, der an einem aufgemotzten Van lehnte.
    »Ich doch nicht«, erwiderte der Junge, grinste dann seiner Freundin zu.
    »Tut mir Leid, Mann, ich hab dich mit jemand verwechselt«, sagte Jeff und ging weg, fragte sich, weshalb er gerade gelogen hatte.
    Kam er nicht mehr mit?
    Er konnte sein Sandwich nicht aufessen. Der Wind hatte sich gelegt, und der süßlich faulige Geruch aus dem Müllcontainer stieg ihm zu Kopf. Er schloss das Verdeck und die Fenster, starrte dann durch die Windschutzscheibe auf einen Schwarzen in einer Wachschutzuniform, der die Gittertür hinter der Küche verriegelte. Sah, wie er den Schlüssel umdrehte, dann am Rahmen rüttelte und sich davon überzeugte, dass sie zu war.
    Jeff schluckte, der blanke Schweiß trat ihm auf die Stirn, und sein Bauch krampfte sich zusammen, als ob ihm jemand einen rostigen Nagel über die Magenwand zöge.
    Ich muss nicht ins Gefängnis. So weit kommt es nicht. Mach dir keine solchen Gedanken, sagte er sich.
    Er fischte die Kippe des ersten Joints aus dem Aschenbecher, nahm den zweiten aus dem Etui, rollte das Fenster runter und schleuderte sie beide hinaus in die Dunkelheit.
    Als er wieder nach vorne schaute, sah er Ronnie Cross’ 1961er T-Bird vorbeifahren. Ronnie kehrte am Ende des Parkplatzes um und stieß dann in eine Lücke, die gerade frei geworden war. Aus irgendeinem Grund, den er sich selbst nicht erklären konnte, fühlte sich Jeff auf eine fast freundschaftliche Art, wie er sie noch nie erlebt hatte, mit Ronnie verbunden.
    Er stieg aus dem Kabrio, ging zu Ronnies Auto und stützte sich mit den Armen aufs Dach. Ronnie blickte nur eine Sekunde zu ihm auf, legte dann die Hände unten ans Lenkrad und schaute geradeaus.
    »Ronnie, ich hab nichts gegen dich. Dieser Johnny Krause ist ein Scheißkerl. Ich würde doch Essie um nichts auf der Welt was tun«, sagte Jeff.
    Ronnie nahm einen Zahnstocher vom Armaturenbrett und schob ihn sich in den Mund.
    »Yeah, äh, sieh mal, Jeff, ich und Essie und Lucas treffen uns zum Abendessen. Vielleicht solltest du lieber wieder zu deinen Leuten gehen«, sagte Ronnie.
    »Ihr seid eng befreundet, was?«
    »Du weißt doch, wie es ist.« Ronnie spielte mit dem Zahnstocher, ohne Jeff eines Blickes zu würdigen.
    Jeff spürte, wie eine Speichelblase in seinem Hals platzte, hörte dann eine Stimme aus seinem Mund kommen, die ganz und gar nicht wie seine klang, eine Stimme, die schwach und ängstlich wirkte.
    »Wie ist es drinnen? Ich meine, wie schlimm wird es
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