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Schulden ohne Suehne

Schulden ohne Suehne

Titel: Schulden ohne Suehne
Autoren: Kai A. Konrad , Holger Zschaepitz
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    Vorwort zur Taschenbuchausgabe
    »Wenn es ernst wird, muss man lügen.« Das offene Bekenntnis von Luxemburgs Premierminister und Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker dürfte der zentrale Satz in der Euro-Schuldenkrise sein. Die Aussage zeigt, dass die Lage ernst war, ernst ist und ernst bleibt.
    In den zwei Jahren seit dem Erscheinen der ersten Auflage hat die Realität der europäischen Schuldenkrise die düsteren Zukunftsszenarios von damals eingeholt. Nur ganz Unverdrossene und Zweckoptimisten behaupten im Frühsommer 2012, dass das Schlimmste vorüber sei. Tatsächlich ist die Lage dramatischer als im Frühjahr 2010.   Die Zentralbank hat Europas Geschäftsbanken mit Geld geflutet. Sie verleiht fast beliebig viel Geld, fast umsonst, und das alles gegen Sicherheiten, die das Prädikat »Sicherheit« großenteils zu Unrecht tragen. Die Hilfs- und Garantieprogramme überfordern bereits jetzt die Garantiegeber. In vielen Euroländern ist zu einer massiven Budgetkrise eine gewaltige und anhaltende Rezession getreten; Strukturreformen in einer solchen Krise scheitern an den politischen Realitäten. Und die Ungleichheiten in der Eurozone sind größer als je zuvor. Dass die Krise mit voller Wucht zurückkommen wird, ist so gut wie ausgemacht. Und was dann?
    Vielleicht war der Bankrott und Zahlungsausfall Griechenlands in den vergangenen 24   Monaten noch die beste Nachricht. Sie hat gezeigt, dass sich Insolvenzverschleppung nicht in alle Ewigkeit hinein betreiben lässt, und dass ein Staatsbankrott in der Eurozone nicht zu der allseits beschworenen Kernschmelze des Finanz- und Wirtschaftssystems führen muss.
    Es sind spannende Zeiten mit gewaltigen Veränderungen. In der Folge haben wir das Buch für die Taschenbuchausgabe deutlich erweitert. Die Richtung des europäischen Reformprozesses lässt sich nun noch klarer abschätzen und bewerten. Ein Schlüssel zur Lösung des Euro-Dilemmas liegt bei den Banken, die mit der Politikeine unheilige Allianz eingegangen sind   – eine Allianz, die es zu beenden gilt. Deshalb haben wir der Banken-Thematik einen größeren Platz eingeräumt.
    Die wirtschaftspolitischen Grunderkenntnisse und auch unsere Politikempfehlung bleiben unverändert gültig. Sie deuten in eine der politischen Dynamik entgegen gesetzte Richtung. Aber Politik macht selten kehrt. Das Eingestehen von Fehlern gehört nicht zum Instrumentenkasten von Politikern. Und wenn der Erfolg ausbleibt, heißt es eben: Der Weg war richtig, aber wir sind ihn nicht entschieden genug gegangen. Deshalb haben wir wenig Hoffnung.
    Würde der Schriftsteller George Orwell heute noch leben, hätte er mit der Euro-Schuldenkrise eine neue Vorlage für seine Spottlust. »Die politische Sprache wurde erschaffen, um die Lüge ehrenwert anmuten und Wind als solide erscheinen zu lassen«, lautete eines seiner berühmtesten Bonmots. Die politischen Beschwichtigungen muten orwellianisch an. Ein
Staatsbankrott
heißt auf »Politsprech«
private Anlegerbeteiligung
. Die drohende Vergemeinschaftung europäischer Staatsschulden soll nach den Vorstellungen der Europäischen Kommission
Stabilitätsbonds
heißen. Auch an einem
Europäischen Stabilitäts-Mechanismus
, dem dauerhaften Rettungsschirm ESM, ist nur der Name wirklich schön. Er verschleiert die Tatsache, dass hier ein Finanzvehikel entstanden ist, dem es an demokratischer und nationalstaatlicher Kontrolle mangelt.
    Das alles sollten aufgeklärte Bürger, Steuerzahler, Sparer, Pensionäre, Studierende, Eltern, Großeltern oder auch Politiker wissen, wenn sie ihre Zukunft und die ihres Landes und Kontinents planen.
    Viele haben uns durch die positive Aufnahme der ersten Auflage des Buchs ermutigt. Bemerkenswert war auch der Zuspruch aus der Politik. Hier hörten wir allerdings immer wieder, dass der bereits eingeschlagene Weg alternativlos sei. Dass dem nicht so ist, zeigen wir auch mit unserer Neuauflage. Und viele Freunde, Kollegen, Weggefährten und Beobachter haben zu dieser umfassend revidierten Neuauflage einen Beitrag geleistet. Einige Personen möchten wir namentlich nennen. Hilfreiche Kommentare und Anregungen haben wir von Knut Borchardt, Hans Tietmeyer, HelmutSchlesinger und Thomas Daske bekommen. Katja Losch, Daniel Eckert, Kathrin Lath, Tim Peters und Nando Sommerfeldt haben das Manuskript gelesen und kritisch kommentiert. Dank gebührt auch den zahlreichen Twitter-Followern wie @TeraEuro, @Tiefseher, @Stehsatz, @MartaSalazar, @DetlefGuertler, @Sven_Giegold,
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