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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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Gefühl, daß ein Kloster zwar ein guter Ort ist, um zu genesen, aber als romantisches Liebesnest weniger geeignet ist.
    Ein Laienbruder trat ein und legte eine ziemlich große Satteltasche
auf den Tisch. »Von MacRannoch aus Eldridge Hall«, sagte er grinsend. »Für die Lady Broch Tuarach.« Er verbeugte sich und ging. Zurück blieb ein schwacher Geruch nach Salzwasser.
    Ich öffnete die Lederriemen, neugierig, was MacRannoch uns wohl geschickt haben mochte. Drei Dinge kamen zum Vorschein: eine schriftliche Mitteilung ohne Adresse und ohne Unterschrift, ein kleines Paket für Jamie und ein Wolfspelz, der noch stark nach den Künsten des Gerbers roch.
    Auf dem Papier stand: »Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen.«
    Jamie hatte das andere Paket geöffnet. Er hielt etwas Glitzerndes in der Hand und betrachtete den Wolfspelz zweifelnd.
    »Ein bißchen komisch. Sir Marcus schickt dir einen Wolfspelz, Sassenach, und mir ein Perlenarmband. Vielleicht hat er da was verwechselt?«
    Das Armband war wunderschön, eine einzelne Reihe von Barockperlen, die von gedrehten Goldketten eingefaßt waren.
    »Nein«, sagte ich und bewunderte den Schmuck. »Es stimmt schon. Das Armband gehört zu der Perlenkette, die du mir zur Hochzeit geschenkt hast. Die hat er deiner Mutter gegeben, wußtest du das?«
    »Nein, das wußte ich nicht.« Er fuhr mit den Fingern über die Perlen. »Mein Vater hat sie mir für meine Frau gegeben, wer immer das sein würde, aber er hat mir nicht gesagt, woher sie war.«
    Ich dachte an Sir Marcus’ Hilfe in jener Nacht. Auch Jamie dachte offensichtlich an den Baronet, der sein Vater hätte sein können. Er griff nach meiner Hand und legte mir das Armband an.
    »Aber es ist nicht für mich!« protestierte ich.
    »Doch, doch. Es gehört sich nicht, daß ein Mann einer verheirateten Frau Schmuck schenkt, deswegen hat er ihn mir geschickt. Aber er ist natürlich für dich.« Er sah mich an und grinste. »Es würde sowieso nicht um mein Handgelenk passen, selbst jetzt nicht, wo ich so dürr bin.«
    Er nahm den Pelz und schüttelte ihn aus.
    »Warum hat er dir den bloß geschickt?« Er warf sich die struppige Wolfshaut über die Schultern, und ich fuhr mit einem Schrei zurück. Auch der Kopf war sorgfältig präpariert worden, und ein paar gelbe Glasaugen starrten häßlich von Jamies linker Schulter.
    »Ugh!« rief ich. »Er sieht aus wie damals, als er noch lebte!«

    Jamie folgte meinem Blick, drehte den Kopf und sah sich plötzlich Aug in Aug mit dem Wolf. Vor Schreck riß er sich den Pelz vom Leib und warf ihn quer durchs Zimmer.
    »Lieber Gott«, sagte er und bekreuzigte sich. »›Als er noch lebte‹? Was meinst du damit, Sassenach? War wohl ein persönlicher Freund von dir?«
    Da erzählte ich ihm alles, wofür es bisher noch keine Gelegenheit gegeben hatte; vom Wolf, von Hector und dem Schnee und von der Hütte mit dem Bären und dem Wortwechsel mit Sir Marcus und dem Auftauchen von Murtagh, von den Rindern, von dem bangen Warten auf dem Hügel im Schnee, wo ich nicht wußte, ob er lebendig war oder tot.
    Er war vielleicht dürr, aber seine Brust war breit, und seine Arme waren stark. Er drückte mein Gesicht an seine Schulter und wiegte mich hin und her, während ich schluchzte. Ich versuchte erst, mich zu beherrschen, aber er hielt mich nur fester und flüsterte mir zärtliche Worte ins Haar, bis ich mich schließlich wie ein Kind meinen Tränen überließ.
    »Übrigens habe ich auch ein kleines Geschenk für dich«, sagte Jamie. Ich schniefte und putzte mir die Nase am Rock ab.
    »Leider habe ich nichts für dich …«
    »Außer so unbedeutenden Geschenken wie meinem Leben, meiner Männlichkeit und meiner rechten Hand«, antwortete er trokken, während er etwas zwischen den Bettüchern hervorkramte. »Das reicht gut und gern, mo duinne .« Er gab mir eine Novizenkutte. »Zieh dich aus.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Was?«
    »Zieh dir das an, Sassenach.« Er reichte mir grinsend das Habit. »Oder soll ich mich zuerst umdrehen?«
     
    Ich drückte die rauhe, handgewebte Kutte fest an mich und folgte Jamie die dunkle Treppe hinab. Sie wurde bei jedem Treppenabsatz enger. Die Laterne, die er vor sich hertrug, beleuchtete die Steinquader, die nur noch etwa schulterbreit voneinander entfernt waren. Tiefer und tiefer stiegen wir den engen Schacht hinunter, und es fühlte sich an, als würde uns die Erde verschlucken.
    »Bist du sicher, daß du dich
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