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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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dir Übungen zeigen und die Hand massieren. Du wirst sehen, daß du sie wieder ganz gut wirst benutzen können, wirklich …«
    Er unterbrach mich, indem er mir seine gesunde Hand auf die Wange legte.
    »Hast du geglaubt …« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Du hast gedacht…?« Wieder sprach er nicht weiter.

    »Sassenach, du hast doch nicht geglaubt, daß ich wegen einem steifen Finger und ein paar Narben trauere? Ich mag ja eitel sein, aber so sehr nun auch wieder nicht.«
    »Aber du -«, setzte ich an. Er nahm meine Hände in seine und zog mich hoch. Eine Träne rollte ihm über die Wange, und ich wischte sie weg.
    »Ich habe aus Freude geweint, meine Sassenach«, sagte er leise. »Und ich habe Gott gedankt, daß ich noch zwei Hände habe. Zwei Hände, mit denen ich dich halten kann, mit denen ich dir dienen, mit denen ich dich lieben kann. Aus Dankbarkeit, daß ich noch ein ganzer Mann bin - durch dich.«
    »Aber warum denn nicht?« fragte ich. Und dann erinnerte ich mich an das grausige Sammelsurium von Sägen und Messern, das ich auf Burg Leoch unter Beatons Sachen entdeckt hatte, und mir ging ein Licht auf. Ich dachte an die Möglichkeit, die ich ganz vergessen hatte, als ich mit dem Notfall konfrontiert war - bevor man das Penicillin entdeckte, bestand die übliche, ja einzige Methode, ein entzündetes Glied zu behandeln, darin, es zu amputieren.
    »O Jamie!« Bei dem Gedanken wurden meine Knie weich, und ich ließ mich auf dem Hocker neben ihm nieder.
    »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht, keinen Augenblick.« Ich schaute zu ihm auf. »Jamie, wenn es mir eingefallen wäre, dann hätte ich es wahrscheinlich getan, um dein Leben zu retten.«
    »In deiner Zeit… machen sie es da nicht so?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Es gibt Medikamente gegen Entzündungen. Deswegen kam es mir gar nicht in den Sinn. Und dir?«
    Er nickte. »Ich habe es erwartet. Deswegen habe ich dich dieses eine Mal gebeten, mich lieber sterben zu lassen. Immer, wenn ich zu mir kam, dachte ich daran, und in diesem Augenblick schien es mir unerträglich, so zu leben. Das ist Ian passiert, weißt du?«
    »Nein, wirklich?« Ich war schockiert. »Er hat mir erzählt, er hätte es durch eine Kartätsche verloren, aber ich habe ihn nie nach den Einzelheiten gefragt.«
    »Ja, die Wunde fing an zu eitern, und da wurde ihm wegen der drohenden Blutvergiftung das Bein abgenommen.« Er hielt inne.
    »Ian wird damit fertig. Aber …« - er zögerte und zog an seinem steifen Ringfinger - »ich habe ihn vorher gekannt. Er schafft es nur
wegen Jenny. Sie … sie hält ihn zusammen.« Er lächelte verlegen auf mich herab. »So wie du mich. Warum ihr Frauen das wohl tut?«
    »Weißt du«, sagte ich leise, »Frauen tun so etwas gern.«
    Er lachte und zog mich an sich. »Gott weiß, warum.«
    So standen wir ein Weilchen eng umschlungen, ohne uns zu rühren. Meine Stirn lag an seiner Brust, meine Arme um seinen Hals, und ich spürte, wie sein Herz klopfte, langsam und stark. Schließlich löste er die Umarmung.
    »Ich muß dir etwas zeigen.« Er ging zum Tisch, öffnete die kleine Schublade und reichte mir einen Brief.
    Es war ein Schreiben von Abt Alexander, der seinen Neffen, James Fraser, der Aufmerksamkeit des Chevalier de St. George - auch bekannt als Seine Hoheit, König James von Schottland - als kompetenten Sprachkundigen und Übersetzer empfahl.
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Jamie, während ich den Brief zusammenfaltete. »Und wir brauchen bald einen Ort, wo wir hinkönnen. Aber das, was du mir auf dem Craigh na Dun gesagt hast - das ist doch wahr, oder nicht?«
    Ich atmete tief durch und sagte: »Ja, es ist wahr.«
    Er nahm mir den Brief aus der Hand und klopfte damit nachdenklich auf sein Knie.
    »Dann wäre das« - er wedelte mit dem Brief -, »nicht ungefährlich.«
    »Könnte sein.«
    Er warf das Pergament in die Schublade und starrte eine Weile hinterher. Dann sah er auf und blickte mich unverwandt an.
    »Mir war es ernst mit dem, was ich gesagt habe, Claire. Mein Leben gehört dir. Entscheide du, was wir tun sollen und wohin wir als nächstes gehen. In Frankreich bleiben, nach Italien oder sogar zurück nach Schottland. Mein Herz gehört dir, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Du hast meine Seele und meinen Körper in deinen Händen gehalten und hast sie gerettet. Wir gehen, wohin du willst.«
    Es klopfte, und wir fuhren auseinander wie zwei ertappte Liebende. Ich strich mir hastig über die Haare in dem
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