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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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einschlafen konnte. Ich habe mich im Bett herumgeworfen und mich einsam gefühlt. Je mehr ich an dich dachte, um so mehr wollte ich dich, und ich war schon halb den Gang hinunter, als mir Zweifel kamen, ob ich es eigentlich
schon verkraften könnte.« Er hielt inne und streichelte mir die Wange. »Nun, ich bin kein sehr guter Mensch, Sassenach, aber vielleicht bin ich doch kein Feigling.«
    Ich drehte ihm das Gesicht zu, um seinen Kuß zu empfangen. Sein Magen knurrte vernehmlich.
    »Lach nicht! Es ist deine Schuld, daß ich hier verhungere. Es ist ein Wunder, daß ich mit nichts außer Fleischbrühe und Bier überhaupt dazu fähig war.«
    »In Ordnung«, sagte ich noch immer lachend. »Du hast gewonnen. Du darfst morgen zum Frühstück ein Ei essen.«
    »Ha«, sagte er tief befriedigt. »Ich wußte, daß du mir etwas zu essen geben würdest, wenn ich dir einen passenden Anreiz bieten würde.«
    Wange an Wange schliefen wir ein.

41
    Im Schoß der Erde
    Während der nächsten zwei Wochen ging es Jamie zunehmend besser, und ich machte mir zunehmend über unsere Zukunft Gedanken. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, wir sollten nach Rom gehen, wo der junge Prätendent hofhielt, und dort… ja, was eigentlich? An anderen Tagen wünschte ich mir nichts sehnlicher, als irgendwo ein sicheres Plätzchen zu finden und in Frieden zu leben.
    Es war ein warmer, strahlender Tag, und die Eiszapfen, die von den Dachrinnen herabhingen, tropften und hinterließen tiefe Löcher im Schnee darunter. Tür und Fenster von Jamies Zimmer standen offen, um die Reste von Rauch und Krankheit zu vertreiben.
    Ich streckte den Kopf vorsichtig um den Türpfosten, um ihn nicht zu wecken, falls er schlief, aber das schmale Lager war verlassen. Er saß, mit dem Rücken halb zur Tür, am offenen Fenster, so daß ich sein Gesicht kaum sehen konnte.
    Noch immer war er schrecklich dünn, aber die Schultern zeichneten sich breit und gerade unter dem rauhen Stoff der Novizenkutte ab. Allmählich kehrte die Anmut seiner Kraft zurück; er saß fest und aufrecht, ohne zu zittern, und die Linien seines Körpers strahlten wieder etwas von der alten Harmonie aus. Er hatte das rechte Handgelenk mit der Linken umfaßt und drehte die verletzte Hand im Sonnenlicht langsam hin und her.
    Auf dem Tisch lag ein kleiner Haufen Leinenstreifen. Er hatte den Verband entfernt und untersuchte sorgfältig seine Hand. Ich stand bewegungslos in der Tür und konnte ihm von dort aus zusehen.
    Die Nagelwunde in der Mitte der Handfläche war erfreulicherweise gut verheilt; es war nur noch ein kleiner rosa Fleck zu sehen, der mit der Zeit verschwinden würde. Die Rückseite der Hand sah
weniger gut aus. Die Wunde, groß wie ein Sixpencestück, war von der Entzündung zerfressen und immer noch voll Schorf.
    Auch am Mittelfinger zeigte sich vom ersten Fingerglied bis hinunter zum Knöchel noch ausgefranstes Narbengewebe. Daumen und Zeigefinger waren gerade, aber der kleine Finger stand schräg nach außen. Allein dieser eine Finger war dreimal gebrochen gewesen, und offenbar hatte ich ihn nicht wieder vollständig einrichten können. Der Ringfinger stand etwas hoch, wenn die Hand wie jetzt flach auf dem Tisch lag.
    Er drehte die Handfläche nach oben und versuchte behutsam die Finger zu krümmen. Keiner ließ sich weiter als fünf Zentimeter bewegen, und der Ringfinger überhaupt nicht. Das zweite Glied hatte sich, wie ich befürchtet hatte, versteift.
    Er hielt sich die Hand vor das Gesicht und betrachtete in dem gnadenlos hellen Sonnenlicht die steifen, verdrehten Finger und die häßlichen Narben. Dann ließ er plötzlich den Kopf sinken, legte die verletzte Hand an die Brust und bedeckte sie schützend mit der gesunden. Er gab keinen Ton von sich, aber die breiten Schultern zuckten.
    »Jamie.« Ich ging schnell durchs Zimmer, kniete mich neben ihn und legte ihm zart die Hand auf das Bein.
    »Jamie, es tut mir leid. Ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte.«
    Er schaute erstaunt auf mich herunter. In seinen dichten braunen Wimpern hingen Tränen, die er hastig mit dem Handrücken wegwischte.
    »Was?« fragte er schluckend. »Was tut dir leid, Sassenach?«
    »Deine Hand.« Ich nahm sie in meine und fuhr sacht über die Narben.
    »Es wird besser werden«, versicherte ich ihm, »ganz bestimmt. Ich weiß, daß jetzt alles steif und nicht zu gebrauchen ist, aber es sind ja gerade erst die Schienen heruntergekommen, und die Knochen sind noch nicht ganz zusammengewachsen. Ich kann
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