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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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auszuruhen, hast du das vergessen?«
    »Faulpelz. Wenn du nicht ein bißchen mehr Fleiß an den Tag legst, wirst du es nie bis zum nächsten Ast an deinem Stammbaum bringen.«
    Franks Leidenschaft für Ahnenforschung war ein weiterer Grund dafür, daß wir uns die schottischen Highlands ausgesucht hatten. Einem der dreckigen Zettel zufolge, die er mit sich herumschleppte, hatte irgendein leidiger Vorfahr von ihm Mitte des siebzehnten oder achtzehnten Jahrhunderts irgend etwas in dieser Gegend zu schaffen gehabt.
    »Wenn ich an meinem Stammbaum als kinderloser Knorren ende, ist es zweifellos die Schuld unserer unermüdlichen Wirtin da draußen. Schließlich sind wir seit fast acht Jahren verheiratet, und Frank junior wird ehelich genug sein. Jedenfalls brauchen wir keine Zeugen, wenn du ihn empfängst.«
    »Falls überhaupt«, sagte ich pessimistisch. In der Woche vor unserem Aufbruch in die Highlands waren wir wieder enttäuscht worden.
    »Wie sollen wir es nicht schaffen bei all der frischen Luft und gesunden Ernährung?« Zum Abendessen hatte es gestern Brathering gegeben. Zum Mittagessen Salzhering. Und der penetrante Geruch, der nun die Treppe heraufwehte, deutete stark darauf hin, daß es zum Frühstück Räucherhering geben würde.
    »Wenn du nicht vorhast, zur Erbauung von Mrs. Baird eine Zugabe zu geben, dann solltest du dich jetzt anziehen«, sagte ich. »Wolltest du dich nicht um zehn mit dem Pfarrer treffen?« Reverend Dr. Reginald Wakefield, Pastor der hiesigen Gemeinde, würde Frank ein paar ungemein faszinierende Taufregister vorlegen; ganz zu schweigen von der verlockenden Möglichkeit, daß er vielleicht einige schimmelige Kriegsberichte ausgegraben hatte, in denen der berühmt-berüchtigte Vorfahr erwähnt wurde.
    »Wie hieß dieser Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater von dir noch mal?« fragte ich. »Der hier bei einem Aufstand mitgemischt hat? Willy oder Walter? Ich weiß es nicht mehr.«
    »Jonathan.« Frank nahm mein Desinteresse an der Familiengeschichte
gelassen hin, blieb aber immer wachsam, um beim geringsten Ausdruck von Wißbegier meinerseits die Gelegenheit zu ergreifen und mir alle bisher bekannten Fakten über die Randalls und ihre Verbindungen aufzuzählen. Während er sein Hemd zuknöpfte, blitzte die Leidenschaft des fanatischen Dozenten aus seinen Augen.
    »Jonathan Wolverton Randall - Wolverton hieß er nach dem Onkel seiner Mutter, einem Ritter aus Sussex. Er war jedoch unter dem schneidigen Beinamen ›Black Jack‹ bekannt, den er sich beim Heer erwarb, vermutlich während der Zeit seiner Stationierung in Schottland.« Ich ließ mich aufs Bett fallen und tat so, als schnarchte ich. Frank fuhr ungerührt mit seinen gelehrten Darlegungen fort.
    »Mitte der dreißiger Jahre - des achtzehnten Jahrhunderts - kaufte er sein Offizierspatent und diente als Hauptmann bei den Dragonern. Den alten Briefen zufolge, die mir meine Cousine May geschickt hat, kam er beim Heer nicht übel zurecht. Eine gute Wahl für den zweitältesten Sohn, mußt du wissen; sein jüngerer Bruder hielt sich ebenfalls an die Tradition und wurde Geistlicher, aber ich habe noch nicht viel über ihn herausgefunden. Wie auch immer, der Herzog von Sandringham belobigte Jack Randall wegen seiner Aktivitäten vor und während des Aufstands 1746 - des zweiten jakobitischen Aufstands«, erläuterte Frank den Unwissenden unter seinen Zuhörern, nämlich mir. »Du weißt schon, Bonnie Prince Charles und diese Leute.«
    »Ich bin nicht sicher, ob den Schotten klar ist, daß sie damals verloren haben«, warf ich ein, während ich mich aufsetzte und meine Haare zu bändigen versuchte. »Gestern abend im Pub habe ich deutlich gehört, wie uns der Mann hinterm Tresen als Sassenachs bezeichnet hat.«
    »Nun, warum nicht?« sagte Frank gleichmütig. »Das bedeutet schließlich nur ›Engländer‹ oder schlimmstenfalls ›Fremde‹, und wir sind doch wohl beides.«
    »Ich weiß, was es bedeutet. Mir hat sein Ton nicht gefallen.«
    Frank suchte in der Kommodenschublade nach einem Gürtel. »Er hat sich bloß geärgert, weil ich ihm gesagt habe, sein Bier sei dünn. Ich habe ihm erklärt, daß man bei einem echten Hochlandgebräu dem Faß einen alten Stiefel beigeben und das Endprodukt durch alte Unterwäsche abseihen müßte.«
    »Aha, das erklärt die Höhe der Rechnung.«

    »Na ja, ich habe es etwas taktvoller formuliert, aber nur, weil es im Gälischen kein Wort für Unterhose gibt.«
    Neugierig geworden, griff ich zu einer von meinen.
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