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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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»Warum nicht? Haben die alten Kelten keine Unterwäsche getragen?«
    Frank grinste anzüglich. »Hast du nie das Lied gehört, in dem es darum geht, was ein Schotte unter seinem Kilt trägt?«
    »Vermutlich keine lange Unterhose«, sagte ich trocken. »Während du dich mit Pfarrern vergnügst, mache ich mich vielleicht auf die Suche nach einem hiesigen Kiltträger und frage ihn.«
    »Dann sieh zu, daß du nicht verhaftet wirst, Claire. Das würde dem Dekan des St. Giles College gar nicht gefallen.«
     
    Letzten Endes schlenderten keine Kiltträger auf dem Dorfplatz herum und besuchten auch nicht die umliegenden Geschäfte. Es waren jedoch etliche andere Leute da, meistenteils Hausfrauen vom Typ Mrs. Baird, die ihre täglichen Besorgungen erledigten. Sie waren aus auf Klatsch und Tratsch und erfüllten, stramm und in bedruckte Kleider gehüllt, die Läden mit gemütlicher Wärme - eine Bastion gegen den kalten Morgendunst draußen.
    Da ich bis jetzt noch keinen eigenen Haushalt hatte, gab es für mich nur wenig zu kaufen. Ich amüsierte mich damit, mir die frischgefüllten Regale anzuschauen, aus reiner Freude, vieles wieder angeboten zu sehen. Lange Zeit war alles streng rationiert gewesen, wir mußten ohne einfache Dinge wie Seife und Eier auskommen und noch länger ohne die kleinen Luxusartikel wie L’Heure Bleue, mein Eau de Cologne.
    Mein Blick verweilte auf einer Auslage mit Haushaltswaren - bestickten Geschirrtüchern und Teewärmern, Krügen und Gläsern, einem Stapel recht heimeliger Plätzchendosen und einer Garnitur von drei Blumenvasen.
    Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Vase besessen. Während des Krieges hatte ich natürlich in den für Schwestern bestimmten Unterkünften gewohnt; erst im Pembroke Hospital, dann im Lazarett in Frankreich. Doch auch vorher hatten wir nirgendwo lange genug gelebt, um den Kauf eines solchen Gegenstands zu rechtfertigen. Hätte ich so etwas mein eigen genannt, dann hätte Onkel Lamb es bereits mit Topfscherben gefüllt, noch bevor ich mich ihm mit einem Strauß Gänseblümchen hätte nähern können.

    Quentin Lambert Beauchamp. »Q« für seine Archäologiestudenten und Freunde. »Dr. Beauchamp« für die Gelehrtenkreise, in denen er sich bewegte. Aber für mich immer Onkel Lamb.
    Als meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, wurde ich ihm, dem einzigen Bruder meines Vaters und meinem einzigen noch lebenden Verwandten, aufgebürdet. Auf dem Sprung zu einer Reise in den Mittleren Osten hatte er seine Vorbereitungen so lange unterbrochen, bis er sich um das Begräbnis gekümmert, die Nachlaßangelegenheiten meiner Eltern geregelt und mich - ich war damals sechs - in einem standesgemäßen Mädcheninternat angemeldet hatte, das zu besuchen ich mich schlichtweg weigerte.
    Mit der Notwendigkeit konfrontiert, meine dicken Finger vom Türgriff des Wagens zu lösen und mich die Treppe zur Schule hinaufzuschleifen, seufzte mein konfliktscheuer Onkel Lamb verzweifelt auf, zuckte schließlich die Achseln und warf sein Urteilsvermögen mitsamt meinem neuerworbenen Strohhut über Bord.
    »Verdammter Deckel«, murmelte er, als er ihn im Rückspiegel davonrollen sah, während wir im dritten Gang die Auffahrt entlangbrausten. »Aber an Frauen habe ich Hüte sowieso noch nie leiden können.« Er musterte mich mit einem wilden Blick.
    »Damit eines klar ist«, sagte er in ehrfurchtgebietendem Ton. »Du darfst auf gar keinen Fall mit meinen persischen Grabfigurinen Puppen spielen. Alles, nur das nicht. Verstanden?«
    Ich nickte zufrieden. Und war mit ihm in den Mittleren Osten, nach Südamerika und zu Dutzenden von archäologischen Stätten auf der ganzen Welt gereist. Hatte anhand von Entwürfen zu Zeitschriftenartikeln lesen und schreiben gelernt, auch Latrinen graben und Wasser abkochen und eine Reihe von anderen Dingen, die sich für eine junge Dame aus gutem Haus nicht schicken - bis ich dem hübschen, dunkelhaarigen Historiker begegnete, der zu Onkel Lamb kam, um ihn über ein Problem der französischen Philosophie zu befragen, das im Zusammenhang mit der ägyptischen Religion stand.
    Auch nach der Hochzeit führten Frank und ich das Nomadenleben angehender Dozenten, pendelten hin und her zwischen Konferenzen auf dem Kontinent und provisorischen Wohnungen, bis es ihn durch den Krieg an die Offiziersschule und danach zum Geheimdienst verschlug und ich eine Ausbildung als Krankenschwester
machte. Obwohl wir seit fast acht Jahren verheiratet waren, würde das neue
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