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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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hier auskennst?« Meine Stimme kam als Echo zurück, aber merkwürdig gedämpft, als würde ich unter Wasser sprechen.

    »Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten, sich zu verlaufen«, gab Jamie trocken zurück.
    Wir waren wieder zu einem Treppenabsatz gelangt, und in der Tat ging es nur in einer Richtung weiter, nämlich abwärts.
    Am Ende der Treppe kamen wir zu einer breiten, niedrigen Tür aus schweren Eichenplanken mit Messingbeschlägen. Der Platz davor war sauber gefegt. Offenbar wurde dieser Teil des Klosters noch benutzt. War es vielleicht der Weinkeller?
    Neben der Tür befand sich ein Leuchter mit einer Fackel, die halb abgebrannt war. Jamie zündete sie an, öffnete die unverschlossene Tür und bückte sich darunter durch. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Zuerst konnte ich überhaupt nichts sehen außer dem Schein von Jamies Laterne. Alles war schwarz. Die Laterne bewegte sich von mir weg. Ich blieb stehen und folgte ihr mit den Augen. Alle paar Schritt entzündete Jamie ein kleines Licht, das rot aufflammte. Nachdem sich meine Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich eine Reihe Laternen, die auf Steinsäulen standen und wie Leuchtfeuer ins Dunkel strahlten.
    Es war eine Höhle. Zuerst dachte ich, es wäre eine Kristallhöhle, weil es hinter den Laternen so merkwürdig schwarz schimmerte. Aber als ich zur ersten Säule ging, sah ich es:
    Einen kleinen schwarzen See. Das Wasser war durchsichtig und schimmerte wie Glas über dem feinen schwarzen Vulkansand, und auf der Oberfläche tanzte der rötliche Widerschein der Laternen. Die feuchte, warme Luft schlug sich an den Felswänden nieder und lief in Rinnsalen herunter. Eine heiße Quelle. Schwacher Schwefelgeruch stieg mir in die Nase. Also eine Heilquelle. Mir fiel ein, daß Anselm von Quellen in der Nähe der Abtei gesprochen hatte, die für ihre Heilkraft berühmt waren.
    Jamie stand hinter mir und betrachtete die leicht dampfende Fläche aus schwarzem Gagat und Rubinen.
    »Ein heißes Bad«, sagte er stolz. »Gefällt es dir?«
    »Jesus H. Roosevelt Christ«, antwortete ich.
    »Es gefällt dir also«, sagte er, erfreut über die gelungene Überraschung. »Dann komm.«
    Er ließ die Kutte fallen; sein Körper glänzte bleich in der Düsternis. Zögernd tat ich es ihm gleich.
    »Wie heiß ist es?«

    »Heiß genug«, antwortete er. »Keine Sorge, du verbrennst nicht. Aber wenn du länger als eine Stunde drin bleibst, dann könnte dir das Fleisch wie bei einem Suppenhuhn von den Knochen fallen.«
    »Was für eine reizende Idee.«
    Ich stieg aus der Kutte und folgte seiner aufrechten, schlanken Gestalt. Vorsichtig setzte ich einen Fuß ins Wasser und entdeckte, daß unter Wasser Stufen in den Stein gehauen waren und an der Wand ein geknotetes Seil zum Festhalten angebracht war.
    Das Wasser stieg mir über die Hüften, und ich schauderte wohlig, als mir die Hitze unter die Haut ging. Am Ende der Stufen stand ich auf reinem schwarzen Sand, das Wasser reichte mir gerade bis unter die Schultern, und meine Brüste schwammen wie Köderfische auf der Oberfläche. Meine Haut rötete sich vor Hitze, und am Hals traten kleine Schweißperlen hervor. Es war einfach himmlisch.
    Die Oberfläche der Quelle war glatt und ohne Wellen, aber das Wasser war nicht still. Ich spürte kleine Strömungen, die wie Nervenimpulse durch den Wasserkörper rannen. Vielleicht war es das, was in mir - zusätzlich zu der wunderbar wohltuenden Hitze - momentan den Eindruck erweckte, die Quelle wäre lebendig, ein warmes Wesen, das mich willkommen hieß, mich liebkoste und umarmte. Anselm hatte ja behauptet, die Quellen wären heilkräftig, und ich sah keinen Grund, daran zu zweifeln.
    Jamie bewegte sich, kleine Wellen nach sich ziehend, hinter mich, umfaßte meine Brüste und benetzte die oberen Wölbungen mit heißem Wasser.
    »Und gefällt es dir jetzt, mo duinne ?« Er beugte sich vor und drückte mir einen Kuß auf die Schulter.
    Ich lehnte mich an ihn und ließ die Beine treiben.
    »Es ist herrlich! Ich glaube, seit August ist es das erste Mal, daß mir richtig warm ist.« Er zog mich langsam durchs Wasser, und die Wärme glitt wie liebkosende Hände über meine Glieder.
    Er blieb stehen, schwang mich herum und setzte mich sanft auf hartem Holz ab. Unter der schattigen Wasseroberfläche erkannte ich Planken, die in eine Felsennische eingelassen waren. Er setzte sich neben mich auf die Unterwasserbank. »Bruder Ambrosius hat mich neulich
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