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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth
Autoren: Håkan Nesser
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    Hakan Nesser
     
    Kim Novak badete nie im See von Genezareth
     
    Schweden in den 60er Jahren. Ein kleines Sommerhaus an einem der unzähligen Seen. Hier verbringen der 14-jährige Erik und sein Freund Edmund die Ferien. Sie schwärmen von der jungen Aushilfslehrerin Ewa, die aussieht wie Kim Novak und sich schon bald beim Dorffest in voller Blüte zeigt. Zwei Tage später findet man die Leiche von Ewas Verlobtem, und Eriks älterer Bruder, der eine Affäre mit Ewa hatte, gerät unter Mordverdacht. Der Täter wird jedoch nie gefunden. 25 Jahre vergehen, bis der erwachsene Erik zufällig einen Bericht über ungeklärte Verbrechen liest und der Sommer von damals mit aller Gewalt über ihn hereinbricht.
     
    Hakan Nesser
     
    Kim Novak badete nie im See von Genezareth
     
    Roman
     
    Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt
     
    btb
     
    Die schwedische Originalausgabe erschien 1998
    unter dem Titel »Kim Novak badade aldrig i Genesarets sjö« bei Albert Bonniers Förlag, Stockholm
     

     
    btb Bücher erscheinen im Goldmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House 1. Auflage
    Copyright © 1998 by Hakan Nesser Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2003 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck Printed in Germany ISBN 3-442-7 5027-X
     
    ZUR ERINNERUNG AN GUNNAR
     
    Das, was ich jetzt berichten will, soll von dem SCHRECKLICHEN handeln, natürlich soll es davon handeln, aber auch von ein paar anderen Dingen. Schließlich hat das verhängnisvolle Geschehen dazu geführt, dass ich mich an den Sommer von 1962 besser erinnere als an alle anderen Sommer meiner Jugend. Es hat seinen düsteren Schatten auf so vieles andere geworfen. Auf mich selbst und auf Edmund. Auf meine armen Eltern und meinen Bruder, einfach auf alles damals: den Ort draußen auf dem flachen Land mit seinen Menschen, Ereignissen und Meinungen - das hätte ich vielleicht niemals vom Grunde des Vergessens wieder hervorziehen können, wenn es nicht das Unheimliche gegeben hätte, das damals geschah. Das SCHRECKLICHE.
    Wo ich nun anfangen soll, was der ideale Ausgangspunkt wäre, das ist eine Frage, an der ich eine Weile zu beißen hatte, es gibt so viele denkbare Möglichkeiten. Schließlich war ich all diese losen Anfangsfäden so leid, all die verschiedenen Einstiege in diesen Sommer, dass ich mich dazu entschieden habe, einfach an einem ganz normalen Tag daheim in unserer Küche in der Idrottsgatan zu beginnen. Nur mit meinem Vater
    und mir, an einem milden Maiabend 1962. Gesagt, getan.
     
    ***
     
    »Das wird ein schwerer Sommer«, sagte mein Vater. »Am besten stellen wir uns gleich darauf ein.«
    Er kippte die angebrannte Soße ins Spülbecken und hustete. Ich betrachtete seinen etwas krummen Rücken und überlegte.
    Es kam nicht oft vor, dass er mit bösen Prophezeiungen um sich warf, also konnte ich davon ausgehen, dass er es ernst meinte.
    »Ich glaube, ich bin satt«, sagte ich und rollte die noch halb rohe Kartoffel auf die Fleischseite des Tellers, damit es so aussah, als hätte ich wenigstens die Hälfte gegessen. Er trat an den Küchentisch und betrachtete die Überreste ein paar Sekunden lang. Ein etwas betrübter Gesichtsausdruck zeigte sich, mir war klar, dass er mich durchschaut hatte, aber trotzdem nahm er den Teller und kratzte ihn über dem Mülleimer unter der Spüle kommentarlos ab.
    »Wie gesagt, ein schwerer Sommer«, sagte er stattdessen, wieder seinen krummen Rücken mir zugewandt.
    »Es kommt, wie es kommt«, antwortete ich.
    Exakt diese Worte waren eines seiner Rezepte gegen alle möglichen Beschwernisse im Leben, und ich nahm sie in meinen Mund, damit er verstand, dass ich ihm eine Stütze sein wollte. Ihm zeigen wollte, dass wir das hier gemeinsam durchstehen würden und dass ich im Laufe des Jahres das eine oder andere wohl doch gelernt hatte.
    »Das ist wahr gesprochen«, sagte er. »Der Mensch denkt, Gott lenkt.«
    »Wie gesagt«, erwiderte ich.
     
    ***
     
    Weil es ein richtig schöner Maiabend war, ging ich nach dem Essen zu Benny hinüber. Benny war wie immer auf der Toilette, deshalb saß ich zunächst einmal mit seiner schwermütigen Mutter in der Küche. »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte sie. »Es wird ein schwerer Sommer«, antwortete ich.
    Sie nickte. Holte ihr Taschentuch aus der Kitteltasche und putzte sich die Nase. Bennys Mutter war während des
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