Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
Nähen noch Holzarbeiten, irgendwie wurde es nie so, wie ich es mir gedacht hatte, und es dauerte immer so verdammt lange.
    Wie üblich hing ich mit Benny und Arsch-Enok unter dem Fahrradständerdach herum, wir warteten darauf, dass die Pause zu Ende ging, da tauchte sie auf der Straße auf.
    Ich würde ja behaupten, dass ich sie zuerst gesehen habe, aber Benny und Arsch-Enok waren sich genauso sicher, sie wären es jeweils gewesen. Eigentlich spielt das auch keine Rolle, die Hauptsache war, dass sie kam. Auf jeden Fall musste sie zuerst am Fußballplatz vorbeigekommen sein, denn innerhalb weniger Sekunden war die Mädchenseite proppevoll mit Leuten, die glotzend herumstanden. Schmutzige Fußballspieler massenweise.
    »Ich glaube, ich bepiss mich«, sagte Benny und sperrte den Mund auf, als säße er beim Zahnarzt Slaktarsson und warte auf den Bohrer.
    »Ja, ja, aber...«, stotterte Arsch-Enok. »Das ist Kim Novak.«
    Ich selbst sagte nichts. Zum einen, weil ich normalerweise nicht unnötig den Mund aufmachte, zum anderen, weil es mir die Sprache verschlagen hatte. Es war wie in einem Film. Nur noch besser. Die Biene, die da auf ihrem Moped direkt auf den Schulhof geknattert kam, sah wirklich aus wie Kim Novak. Dickes, weizenblondes Haar, schick hochgesteckt mit einem roten Tuch. Eine dunkle, elegante Sonnenbrille und ein Mund, der so groß und atemberaubend war, dass mir die Knie weich wurden. Schwarze, enge Stretchhose und ein schwarz-rotkariertes Hemd, das im Wind flatterte.
    »Verflucht, ist die scharf«, sagte Balthazar Lindblom.
    »Das ist ein Puch«, sagte Arsch-Enok. »Meine Fresse, Kim Novak fegt auf einem Puch auf unseren Schulhof. Küss mich da, wo ich schön bin.«
    Dann wurde Arsch-Enok bewusstlos. Er hatte so eine Art leichte Epilepsie und fiel ab und zu um. Es wäre eher merkwürdig gewesen, wenn er dem hier gewachsen gewesen wäre, dachte ich.
    Kim Novak stellte ihren Puch aus. Sie stand einen Augenblick breitbeinig über ihm, die Füße im Kies, während sie lächelnd die hundertacht erstarrten Figuren auf dem Schulhof betrachtete. Dann stieg sie ab, schob das Moped elegant auf den Ständer, zog die flache Aktentasche vom Gepäckträger und marschierte quer durch das Wachsfigurenkabinett ins Schulgebäude hinein.
    Als sie verschwunden war, drehte ich den Kopf und stellte fest, dass Edmund neben mir stand. Fast Schulter an Schulter, obwohl er etwas größer war.
    »Die da«, sagte er mit belegter Stimme. »Die würde ich eine reife Frau nennen.«
    Ich nickte. Dachte an die Pornoblätter seines Vaters und nahm an, dass er wusste, wovon er sprach.
     
    ***
     
    Innerhalb von zwei Stunden hatte sich alles aufgeklärt. Die Leute von der anderen Seite der Schule hatten schon lange gewusst, dass Berra Albertsson in die Stadt ziehen würde, vielleicht hatten wir es sogar auch gewusst, zumindest, wenn wir genauer darüber nachdachten. Berra war eine Handballlegende, er hatte mehr als hundertfünfzig Länderspiele mitgemacht, und es hieß, er würde so hart wie mit Kanonenkugeln werfen, dass die Torwarte stürben, wenn sie den Ball an den Kopf kriegten. Nach zwölf Saisons in der obersten Liga und in der Nationalmannschaft wollte er es jetzt etwas ruhiger angehen lassen, indem er Spielertrainer der Handballmannschaft unserer Stadt wurde und sie in die oberste Klasse bringen wollte. Das kapierte sogar jemand wie Veikko, und außerdem war das alles vor ein paar Wochen im Kurren zu lesen gewesen. Kanonen-Berra sollte in eins der Neubauhäuser hinten auf dem Ängermanland ziehen, und er würde am ersten Juli seinen Dienst als Vizechef der Parkanlagen antreten.
    Nicht in der Zeitung gestanden hatte, dass er mit Kim Novak verlobt war, und dass sie eigentlich Ewa Kaludis hieß.
    Und dass sie die alte, hoffnungslose Eleonora Sintring vertreten sollte, die sich schon Anfang des Monats bei einer Grätsche über den Kasten während der Hausfrauengymnastik den Oberschenkelknochen gebrochen hatte.
    Bereits am folgenden Tag ließen einige Fußballspieler eine Liste herumgehen, auf der man sich eintragen konnte, falls man bereit war, der Sintring noch mal ein Bein zu brechen, wenn sie wieder zurückkam. Es war geplant, den Täter unter den Freiwilligen auszulosen, sobald die Sache aktuell werden sollte.
    Als Benny und ich uns eintrugen, war die Liste schon ziemlich lang.
     
    ***
     
    An diesem Samstag stieß ich in der Bibliothek auf Edmund.
    »Gehst du oft hierher?«, fragte ich ihn.
    »Manchmal«, antwortete Edmund. »Na,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher