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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia
Autoren: Paul Gallico
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hat mir eben gesagt, daß er nach England zurückkehren will und sich entschlossen hat, keine Dummheit zu begehen. Alles ist damit ins Geleise gebracht, und alles bleibt so wie vorher. Und Catharine braucht nicht zu erfahren, daß Jerry heute hier war.«
    Wieder warf Jerry seinem Vater einen scharfen Blick zu. Er billigte es nicht, daß die Mutter belogen wurde, auch wenn es nur geschah, um sie zu beruhigen. Er hatte so etwas nie getan. Doch plötzlich wurde ihm zu seinem Entsetzen bewußt, daß sein Vater nicht log. Er glaubte das wirklich, was er sagte.
    Bevor Jerry nur ein Wort äußern konnte, schlang seine Mutter die Arme um ihn und schluchzte vor Glück. Sie küßte ihn und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Ihr war plötzlich wieder leicht und froh zumute.
    »O Jerry«, sagte sie, »du machst mich ja so glücklich. Ich hätte es ganz einfach nicht ertragen können, wenn es anders...«
    In seiner Verwirrung konnte Jerry seine Mutter nur an sich pressen. Er hatte kein Wort davon gesagt, daß er Pat aufgeben wolle. Er war sich selbst nicht klar, was er tun sollte oder was nun mit ihm geschehen würde. Nach wie vor hatte er keine Lösung gefunden. Und er hatte nicht mehr gesagt, als daß er nach England zurückkehren und seinen Dienst dort beenden wolle, ohne Catharine jetzt zu sehen...
    »Komm, setz dich neben mich«, sagte die Mutter, und er ließ sich von ihr zu dem niedrigen Ledersofa führen, wo sie ihn von neuem forschend anblickte. Dann sagte sie:
    »Sieh, Jerry, du hast mich wieder froh und glücklich gemacht. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, daß etwas zwischen dich und Catharine träte. Es würde mich geradezu töten.«
    Jerry warf einen verstohlenen Blick auf seinen Vater. Aber in dessen Gesicht lag auch nicht die Spur einer Andeutung, daß etwas nicht stimmte. Er hatte den ruhigen und zufriedenen Ausdruck eines Mannes, der einen häuslichen Sturm hinter sich gebracht hat und nun seine ganze Flotte sicher im Hafen weiß. In seiner Welt war alles in Ordnung.
    Helen nahm den Kopf ihres Sohnes zwischen die Hände. Immer noch war sie tiefbewegt.
    »Jerry, Lieber, glaube mir«, sagte sie, »ich habe immer nur an dein eigenes Glück gedacht. Du bist mein Kind und bedeutest mir alles in der Welt. Zuzuschauen, wie du in dein Unglück ranntest, war mehr, als ich ertragen konnte. Du und Catharine seid füreinander bestimmt seit dem Tage, an dem ihr geboren seid. Jetzt, nachdem alles geklärt ist, kann ich dir sagen, wieviel es für Vater und mich bedeutet...«
    Jerry brachte die Kraft nicht mehr auf, Widerstand zu leisten. Wie gelähmt sagte er: (
    »Ich weiß es, Mutter.«
    Er konnte nicht einmal mehr fassen, was in seinem Kopf vorging. Und was er eigentlich wollte, stand noch weniger fest. Er fühlte sich eingepfercht und in eine Sackgasse gedrängt, in die Enge getrieben, aus der es kein Entweichen mehr gab. Alles, was hinter ihm lag, alle seine inneren Kämpfe, seine körperliche und seelische Erschöpfung, und dazu der starke Widerstand seiner Eltern, all dies vereinigte sich, um seinen eigenen Willen zu schwächen und zu untergraben, so daß er außerstande war, seine Gedanken zu ordnen.
    Durch das Zischen des Sodawassers schreckte er wieder auf. Sein Vater verdünnte sich einen Whisky, und die Mutter schneuzte sich. Sie betupfte ihre Augen und sagte:
    »Gib mir auch einen, Harman, ich hab’s nötig.«
    Dann brachte sie sogar eine Art kläglichen Lächelns zustande, als ihr Mann ihr einen Whisky mit Soda eingoß und ihr das Glas reichte. Sie lehnte .dabei für eine Sekunde die Wange an seine Hand und schaute zu ihm auf wie ein Kind, dem jemand ein zerbrochenes Spielzeug wieder zurechtgeflickt hat.
    Harman hob sein Glas und sagte:
    »Nun denn... viel Glück...«
    »Auf deine glückliche Heimkehr«, murmelte Helen.
    Und Pat sagte: »Cheerio...« Es war ihm, als ob sie, so wie er sie gekannt und geliebt hatte, plötzlich hier im Zimmer stünde. In diesem Augenblick wurde ihm jede Einzelheit ihres Gesichts und ihrer Gestalt wieder gegenwärtig. Pat war wieder da!
    Alles sah er vor sich, die Ärmel ihrer seidenen Bluse und wie sie um ihre Handgelenke fielen, den hellen Glanz ihrer Augen, das kleine verhaltene Lächeln, die Bewegung ihrer Mundwinkel und die weichen Strähnen ihres hellbraunen Haares, das sie auf der Seite einzurollen pflegte.
    Sie war wieder vollkommen da, mit ihrem stolzen und doch weichen Gesicht, der leichten Rundung ihres Kinns, den geraden und schlanken Beinen, den Schuhen mit
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