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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia
Autoren: Paul Gallico
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er Catharine liebt«, erwiderte Harman. »Geschichten wie mit diesem andern Mädchen kommen eben vor bei jungen Leuten, wenn sie von zu Hause fort sind und immer den Druck des Krieges spüren. Wenn sie aber aus dem Stoff gemacht sind wie Jerry und die richtige Rückendeckung haben, dann überstehen sie es.«
    Er legte den Arm um die Schultern seiner Frau. »Schau, Helen nimm dich ein bißchen zusammen. In einigen Jahren, wenn Jerry und Catharine verheiratet sind und Kinder haben, werden wir lachen, wenn wir daran denken, wie wir uns heute abend benommen haben.«
    »Harman, versprich mir...«
    Helen war so rührend in ihrem Vertrauen zu ihm, daß Harman kaum ein Lächeln unterdrücken konnte. Er tätschelte ihr die Hand und sagte:
    »Ich glaube, daß du dir keine großen Sorgen zu machen brauchst. Jerry ist ein Prachtkerl. — Doch es wird Zeit. Ich will einen Augenblick hinaufgehen und ihn fragen, wie er sich entschlossen hat. Warte hier, Helen.«
    Erstieg die Treppe hinauf. Es war ihm nicht ganz wohl dabei, und doch hoffte er innerlich, daß die Geschichte so ausgehen würde, wie er es gesagt hatte. Seine Hoffnung wuchs noch, als er an die Tür von Jerrys Zimmer klopfte und eintrat. Jerry stand an seinem Schreibtisch vor einer offenen Schublade mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand. Als sein Vater das Zimmer betrat, legte er ihn rasch in die Lade zurück und schob sie zu. Harman bemerkte, daß es seine Verlobungsanzeige war, enthielt sich aber wohlweislich jeder Andeutung. Doch schon allein die Tatsache, daß Jerry sie hervorgeholt hatte...
    »Ich wollte nur mal hören, Jerry«, sagte er, »wie die Dinge stehen.«
    »Komm nur, Dad«, erwiderte Jerry und war froh, daß er in seinem Herzen keinen Stachel mehr spürte gegen seinen Vater. »Ist es schon spät?«
    »Halb zwölf.« Harman trat näher und setzte sich auf den Bettrand, wie er es immer getan hatte, als Jerry noch ein Knabe war. Er zündete sich eine Zigarette an, tat stumm ein paar Züge und wartete, daß Jerry zu sprechen beginne. Aber als Jerry schwieg, machte er selber den Anfang:
    »Hast du einen Entschluß gefaßt, was du nun tun willst?«
    Mit einer Art grimmiger Entschlossenheit, über die sein Vater heimlich lächeln mußte, antwortete Jerry:
    »Um zwei Uhr fliege ich zurück...«
    »Ich verstehe.« Harman sah auf seine Uhr. »Und Catharine? Du kannst jetzt kaum noch...«
    »Es hat keinen Sinn, daß ich Cat heute abend noch sehe, nach der Wendung, die die Dinge nun genommen haben«, sagte Jerry kurz.
    »Du bist wirklich sehr vernünftig, Jerry...«
    Jerry kam sich gar nicht vernünftig vor, aber er empfand das Lob seines Vaters doch als wohltuend. So war es immer gewesen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Alles, was ich weiß, ist, daß ich jenes Flugzeug erwischen muß, wenn ich mir nicht etwas einbrocken will. Ich habe mir die Sache hin und her überlegt, bis ich überhaupt nicht mehr denken konnte. Ich muß nach England zurück und dort noch zwanzig Einsätze fliegen, und dabei bleibt’s!« Er zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort:
    »Ich möchte lieber, daß Catharine nicht erfährt, daß ich hier war. Es wäre mir lieb, wenn ihr über die ganze Geschichte schweigt...«
    Er wollte hinzufügen: »... zunächst wenigstens!« Aber sein Vater unterbrach ihn mit dem lebhaften Ausruf:
    »Du bist ein guter Junge, Jerry!«
    Für Harman war es gerade das, was er so sehnsüchtig erwartet, was er erhofft hatte, und es bestand kein Zweifel mehr für ihn, daß dies Jerrys endgültiger Entschluß war. Weder bemerkte er den Ruck, mit dem Jerry den Kopf hob, noch seinen Blick. Er sprang vom Bett auf, faßte Jerry am Arm und führte ihn zur Tür. »Wir wollen darauf anstoßen! Und Mutter wird sehr, sehr glücklich sein. Sie wartet unten...«
    Als sie das Arbeitszimmer betraten, erhob sich Helen mit einem verhaltenen Schrei.
    »Jerry, Lieber«, sagte sie und ging auf ihn zu.
    Gerührt von ihrem leidenden und unglücklichen Aussehen, nahm Jerry sie in die Arme und drückte sie an sich. Er ließ sie weinen und klopfte ihr zärtlich auf die Schulter. Dann sagte er:
    »Ach, Mutter, weine doch nicht so!«
    »Laß doch, Mutter«, sagte nun auch Harman. »Nimm dich zusammen. Es ist in Ordnung, alles ist in bester Ordnung: Jerry wird...«
    Helen hörte ihn durch ihre Tränen hindurch und blickte Jerry forschend an, um sich zu vergewissern, ob Harman die Wahrheit gesagt hatte.
    »Jerry, Liebling... Harman, ist es...«
    »Ganz sicher«, erwiderte Harman. »Jerry
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