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Felsen der Liebe

Felsen der Liebe

Titel: Felsen der Liebe
Autoren: Alison Fraser
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Anwalt hat mich angerufen”, erklärte Meg. “Er sagte, es sei ihr Wunsch gewesen, dass ich zu ihrer Beerdigung komme.”
    Meg war mit dem Zug nach Penzance gefahren und hatte gewartet, bis die Trauerfeier vorüber war. Anschließend hatte sie einen Kranz am Grab niedergelegt, um sich von Caroline zu verabschieden.
    Als Meg daran dachte, dass Guy sie beobachtet hatte, fragte sie sich, was in ihm vorgegangen sein mochte. Wahrscheinlich war er wütend auf sie gewesen, weil sie es gewagt hatte, dort zu erscheinen. Jetzt betrachtete er sie mit einem verächtlichen Ausdruck in den grauen Augen. “Du solltest nicht zur Beerdigung kommen, sondern nach Heron’s View, um bei der Verlesung des Testaments dabei zu sein.”
    Meg hatte nicht erwartet, etwas von Caroline zu erben. Und falls Caroline ihr tatsächlich etwas hinterlassen hatte, hätte sie, Meg, es inzwischen sicher längst erfahren, denn seit Carolines Tod waren fast zwei Jahre vergangen.
    “Hast du dich nie gefragt, ob meine Mutter dir etwas vererbt haben könnte?”, erkundigte sich Guy.
    “Warum in aller Welt hätte sie das tun sollen? Sie war nicht für mich verantwortlich.”
    “Nein, das war Jack.” Guy ließ seinen Blick durch die Küche schweifen.
    Obwohl das Haus klein und die Möbel schäbig waren, hatte sie es geschafft, ihren vier Wänden eine gemütliche Atmosphäre zu verleihen. Der Küchentisch und die Stühle wiesen zwar starke Abnutzungsspuren auf, waren aber aus stabilem Pinienholz. Das wenige Geld, das sie übrig gehabt hatte, hatte sie schon lange für Fliesen und neue Tapeten ausgegeben.
    Für Guy Delacroix hingegen, der ein Luxusapartment in Truro besaß und außerdem ein so prachtvolles Herrenhaus wie Heron’s View bewohnte, zeugte eine Doppelhaushälfte im Londoner Stadtteil Putney vermutlich von einem Dasein knapp oberhalb der Armutsgrenze.
    “Von Jack hast du nicht viel Geld bekommen, stimmt ‘s?”, meinte Guy dann.
    Meg schaute ihn ungläubig an. “Das habe ich ja wohl dir zu verdanken”, entgegnete sie bitter.
    Er tat überrascht. “Könntest du mir das bitte erklären?”
    “Komm schon. Du hast Jack doch gesagt, wie er sich am besten aus der Affäre ziehen kann. Dachtest du etwa wirklich, er würde es mir nicht erzählen?”
    Nun war Guys Miene unergründlich wie immer. “Jack hat dir also erzählt, ich hätte ihn bei der Scheidung beraten.”
    Meg nickte. “Wag ja nicht, es abzustreiten.”
    “Also gut, ich streite es nicht ab”, bestätigte Guy kühl.
    Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, doch wie damals fühlte sie sich gleichzeitig zu ihm hingezogen und eingeschüchtert, als sie ihm in die Augen schaute.
    Daher wandte sie sich ab und werkelte in der Küche herum, um sich nicht anmerken zu lassen, wie durcheinander sie war. “Ich werde Maxine fragen, ob sie zur Beerdigung gehen möchte. Wenn sie gehen will, lasse ich es dich vorher wissen. Und jetzt muss ich Tee machen, entschuldige mich.”
    Sie ließ Wasser in einen Topf laufen und knallte diesen auf den Herd. Anschließend versuchte sie vergeblich, die Flamme mit dem Anzünder zum Brennen zu bringen.
    “Der Feuerstein ist alle”, informierte Guy sie kühl.
    Meg wirbelte herum, um ihm zu sagen, er solle endlich verschwinden. Da er aber im selben Moment die Hand ausstreckte, um das Gas auszudrehen, wäre sie fast mit ihm zusammengestoßen. Unwillkürlich umfasste sie seine Arme, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und er hielt sie fest. Seine Hände brannten wir Feuer auf ihren bloßen Armen, und als sie zusammenzuckte, ließ er sie los. Nachdem er das Gas abgedreht hatte, blieb er jedoch vor ihr stehen.
    Sie hatte keine Angst vor ihm – nur davor, dass sie sich selbst etwas vormachte, und zwar schon seit über zehn Jahren. Plötzlich fing sie an zu zittern.
    Entsetzt über ihre Schwäche, zwang sie sich dazu, sich an alles zu erinnern – nicht nur an die Liebe, sondern auch an das, was danach gekommen war: den Schmerz, den Verlust und das Gefühl, verraten worden zu sein. Allerdings half es nicht.
    Guy strich ihr über die bloßen Arme. “Es ist so lange her, und nichts hat sich verändert.”
    “Ich hasse dich!”, brachte sie hervor.
    “Und ich hasse dich.”
    Trotzdem hatte er Recht. Nichts hatte sich verändert, und das Begehren, das sie füreinander empfanden, war genauso stark wie der Hass – und genauso zerstörerisch. Wie gebannt blickte Meg ihn an, unfähig, sich zu rühren.
    “Mum … Mum?” Maxine stand auf der Türschwelle und
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