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Felsen der Liebe

Felsen der Liebe

Titel: Felsen der Liebe
Autoren: Alison Fraser
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oder alles zusammen. Vor Jahren hatte sie sich damit getröstet, dass es einfacher war, eine Tochter großzuziehen als einen Sohn. Das war allerdings ein Irrtum gewesen.
    Als sie zur Haustür ging und durch die Milchglasscheibe blickte, stellte sie fest, dass der Mann noch immer davorstand. Sie atmete tief durch, bevor sie die Tür einen Spaltbreit öffnete.
    “Falls Sie wegen der Fenster kommen, hat es keinen Zweck”, erklärte sie, bevor der Mann zu dem üblichen Verkaufsgespräch ansetzen konnte. Im nächsten Moment stellte sie fest, dass er kein Vertreter war. Noch ehe er sich umgedreht hatte, hatte sie ihn an seiner kräftigen Statur erkannt.
    Guy Delacroix wirbelte herum und schaute sie einen Moment schweigend an. Während sie seinen Blick erwiderte, spürte sie, wie ihr Herz schneller zu klopfen begann.
    “Du hast dich verändert”, bemerkte er schließlich.
    Guy dagegen hatte sich in den zwölf Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, kaum verändert. Er hatte ein paar graue Haare mehr und feine Lachfältchen in den Augenwinkeln. Gerade das Letztere wirkte merkwürdig an einem Mann, der selten lachte. Oder hatte er lachen gelernt, seit sie, Meg, aus Heron’s View – und vor ihm – weggelaufen war?
    Unwillkürlich dachte sie daran, wie erstaunt er über ihren Anblick sein musste. Damals war sie zwanzig gewesen und hatte mädchenhafte Züge und langes Haar gehabt. Jetzt, mit zweiunddreißig, sah sie zwar für ihr Alter relativ jung aus, wirkte jedoch weiblicher und hatte kurzes Haar. In den Jeans und dem weißen T-Shirt sah sie nicht besonders vorteilhaft aus, wie ihr flüchtig durch den Kopf ging.
    “Das war deine Tochter”, stellte Guy fest und brachte sie damit in die Gegenwart zurück.
    “Ich …” Am liebsten hätte Meg Maxines Existenz geleugnet, aber das wäre absurd gewesen. Sicher hatte Jack ihm von ihr erzählt. “Ja … Maxine ist meine Tochter.”
    “Du hast sie nach deinem Vater benannt. Allerdings ähnelt sie mehr meinem Vater.”
    Meg erwiderte entsetzt Guys Blick. Er hatte die Ähnlichkeit also bemerkt. Doch warum hätte er es auch nicht merken sollen? Abgesehen von den Augen, kam Maxine ganz nach seiner Familie. Dann rief Meg sich jedoch ins Gedächtnis, dass sein Vater auch Jacks Vater war.
    “Ich habe einige Neuigkeiten für dich”, fuhr Guy fort. “Kann ich reinkommen?”
    Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat er den Flur. Da Meg ihn nicht mit Maxine konfrontieren wollte, führte sie ihn in die Küche. Er schien den Raum zu beherrschen und wirkte in seinem konservativen Anzug seltsam fehl am Platz.
    “Möchtest du dich setzen?” Sie versuchte, gegen die Gefühle anzukämpfen, die er in ihr weckte.
    Guy schüttelte den Kopf. “Es dauert nicht lange. Wie ich bereits sagte, habe ich einige Neuigkeiten für dich.”
    “Ich habe es schon im Radio gehört.” Energisch hob sie das Kinn, damit er ihr nicht anmerkte, wie sehr die Nachricht von Jacks Tod sie mitgenommen hatte.
    “Und Maxine?”
    “Sie wusste es bereits”, erwiderte Meg kurz angebunden.
    Guy runzelte die Stirn. “Und wie hat sie darauf reagiert?”
    Meg zuckte die Schultern. Offenbar dachte er, dass Maxine keinen besonders traurigen Eindruck gemacht hatte, doch was erwartete er? Ihm musste klar sein, dass sie ihren Vater kaum gekannt hatte.
    “Wird sie zur Beerdigung gehen?”, erkundigte Guy sich.
    “Ich weiß es noch nicht.” Darüber hatte Meg sich noch keine Gedanken gemacht.
    “Und du?”
    Sie sah ihn überrascht an. “Ich glaube nicht, dass Jack es gewollt hätte”, erklärte sie schließlich.
    “Nein, vermutlich nicht. Bist du deswegen auch nicht zur Beerdigung meiner Mutter gekommen?”
    Er hat sich nicht verändert, dachte Meg. Doch diesmal würde sie sich von seiner unverblümten Art nicht einschüchtern lassen.
    “Nein. Ich bin nicht gekommen, weil ich dachte, du hättest etwas dagegen”, entgegnete sie scharf.
    Guy betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. “Stimmt, ich hatte etwas dagegen. Du bist trotzdem da gewesen, stimmt ‘s?”
    “Was meinst du damit?”
    “Ich bin später noch einmal auf dem Friedhof gewesen und habe dich gesehen.”
    “Oh.” Das konnte sie natürlich nicht abstreiten. Auch nach ihrer Trennung von Jack war sie weiterhin mit Caroline Delacroix in Kontakt geblieben. Manchmal hatte Caroline sie in London besucht, um Maxine zu sehen, ihr einziges Enkelkind. Allerdings wusste Meg, dass Caroline ihren Söhnen nie von diesen Besuchen erzählt hatte.
    “Ihr
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