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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben
Autoren: Heike Dorsch
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Warum ich dieses Buch schreibe?
    Im Jahr 2004 ließ ich zum ersten Mal alles hinter mir. Ich
folgte Stefan, meiner großen Liebe, nach Singapur, mit dem Plan, so bald wie
möglich gemeinsam in See zu stechen. Unser Ziel? Ganz einfach: ein Leben auf
dem Meer und an den schönsten Küsten der Welt; das Blauwasserleben, von dem wir
schon so lange geträumt hatten.
    Zehn Jahre zuvor hatte ich Stefan während eines Auslandssemesters in
Schweden kennengelernt. Schnell wurden wir ein Paar. Er, der leidenschaftliche
Segler aus Norddeutschland, der sechs Jahre zuvor, mit sechzehn, vom Vater sein
erstes Boot geschenkt bekommen hatte, und ich, die zwanzigjährige
Estenfelderin, die zwar mit ihren Eltern den einen oder anderen Urlaub am Meer
verbracht hatte, als befahrbares Gewässer aber eher den Main als die Ozeane der
Welt im Blick hatte. Doch Stefan steckte mich auf Anhieb mit seiner
Begeisterung für den Wassersport an – wie er jeden mit seiner Begeisterung
anstecken konnte. Bald schon waren wir unzertrennlich, trotz der Entfernungen,
die unsere unterschiedlichen Karrierewege mit sich brachten. Als
»Business-Nomaden« würde man uns heute wohl bezeichnen, das
»Hundert-Prozent-aus-dem-Koffer-Konzept« nannte Stefan es.
    Als wir 2004 endlich gemeinsam an einem Ort lebten, unternahmen
Stefan und ich fast jedes Wochenende Reisen durch Südostasien. Kambodscha,
Laos, Thailand, Myanmar. Das hieß für Stefan oft, freitags nach der Arbeit
direkt zum Flughafen, das Jackett wurde im Büro gelassen, die Anzughose in der
Flughafentoilette gegen Shorts getauscht, und das nächste Abenteuer konnte
beginnen. Meine Kamera glühte, alles hielten wir fest, um es mit Freunden und
Familie in der Ferne zu teilen. Sonntagnacht kamen wir dann sehr spät zurück,
manchmal erst Montagmorgen, und Stefan musste direkt ins Büro düsen, gerade
noch rechtzeitig zum ersten Meeting.
    Im Jahr 2008 war es dann so weit: der zweite große Aufbruch, mit
dem unser Traum vom Leben auf den Ozeanen wahr wurde. Weil wir auf unserer
Weltumsegelung den Kontakt zu Freunden und Familie um keinen Preis verlieren
wollten, beschlossen wir, in einem Internetlogbuch von unseren Erlebnissen zu
berichten. Was uns am meisten überraschte: Von Tag zu Tag wuchs die Zahl der
Leser, die durch Zufall auf unser Abenteuer aufmerksam wurden. Bald schon
bekamen wir E-Mails von Menschen, die wir gar nicht kannten, die sich dafür
bedankten, dass sie an unserem Traum so lebhaft teilhaben konnten.
    Die Idee, ein Buch über unsere Reisen zu schreiben, reicht fast
genauso lang zurück wie unsere Idee, ein Boot zu unserem Zuhause zu machen. Je
öfter wir darüber nachdachten, was wir später einmal tun wollten, desto klarer
wurde uns, dass wir Diavorträge über unsere Abenteuern halten würden – waren
wir doch beide begeisterte Fotografen, und Stefan liebte nichts mehr, als
Geschichten zu erzählen. Und natürlich verschlangen wir auf unserer Reise die
Berichte anderer Segler. Auf langen Segelpassagen unter sternenklarem Himmel
diskutierten wir, wie unser »Projekt Buch« Gestalt annehmen könnte. Auf jeden
Fall wollten wir uns Zeit damit lassen und so viele schöne Fotos und Geschichten
sammeln wie möglich. Aber die Idee war geboren und wuchs langsam in unseren
Köpfen heran, wie zuvor der Traum von unserem Blauwasserleben.
    Mit Stefans Ermordung auf der Südseeinsel Nuku Hiva am 9. Oktober 2011 hat dieser Traum ein jähes Ende gefunden. Die genauen Umstände
seines Todes sind heute, da ich diese Zeilen schreibe, noch immer nicht
geklärt. Ich selbst konnte mich aus den Fängen jenes Mannes befreien, mit dem
Stefan kurz vor seinem Tod zur gemeinsamen Jagd im Dschungel verschwand und der
jetzt des Mordes an ihm, des versuchten Mordes an mir und der sexuellen
Belästigung angeklagt ist. Im April 2012 fanden auf Nuku Hiva eine
Gegenüberstellung mit Henri Arihano Haiti, dem mutmaßlichen Mörder, und eine
Rekonstruktion des Geschehens statt, die ihn dazu bringen sollten, die ganze
Wahrheit zu sagen. Auch davon werde ich in diesem Buch berichten, von meinen
Gefühlen bei der Rückkehr nach Nuku Hiva und der Wiederbegegnung mit Henri
Arihano Haiti.
    Heute verspüre ich den Wunsch und die Kraft, unsere ganze Geschichte
zu erzählen. Für Stefan, für mich und zur Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit.
Um etwas in den Händen zu halten, aber auch, um loslassen
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