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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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1. Kapitel
     
    Als ich – lässig wie immer – Morpheus Ahrms Freudenhöhle betrat, hätte man glauben können, ich wäre der schwarzgekleidete Gimpel mit der Sichel unterm Arm. In der Kaschemme wurde es augenblicklich mucksmäuschenstill. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Gegen eine solche Menge von bösen Blicken konnte ich nicht anstinken. »Hat euch jemand Zitronen ins Grünzeug geschmuggelt?«
    Ich warf einen schnellen Blick durch den Gastraum. Er sah aus, als wäre jemand mit einer richtig fiesen Keule Amok gelaufen. Einige der Jungs mußten gegen Wände gerannt sein und sich mit Beilen rasiert haben. Es gab genug Narben und gebrochene Nasen, daß man damit eine eigene Ausstellung hätte ausstatten können.
    Die Freudenhöhle ist berüchtigt für diese Art Gäste.
    »Ach, Scheiße! Es ist Garrett!« Das kam von meinem guten Kumpel Paddel, der sicher hinter der Theke stand. »Laßt euch nicht stören, Jungs.« Paddel bringt locker zweihundertachtzig Pfund auf die Waage, vielleicht sogar mehr. Seine Haut hat einen Farbton, als wäre er schon lange tot. Meiner Meinung nach hat bei ihm oberhalb des Halses die Totenstarre schon vor mindestens zwanzig Jahren eingesetzt.
    Einige Zwerge, ein Riese, verschiedene Elfen und ein Pärchen mit undefinierbarem Stammbaum stürzten ihre Sauerkrautcocktails herunter und strebten zur Tür. Dabei kannte ich sie nicht mal. Die Kerle, die mich kannten, gaben sich alle Mühe, so zu tun, als sähen sie mich zum ersten Mal. Ein allgemeines Gemurmel kam auf, als die Ahnungslosen von den anderen aufgeklärt wurden.
    Eine echte Herausforderung für ein gesundes Selbstbewußtsein. Nennt mich Typhus-Garrett.
    »Hallo, alle miteinander.« Ich versuchte es auf die nette Tour. »Ist das nicht eine wundervolle Nacht da draußen?« Quatsch. Es schüttete wie aus Eimern, und alles, was draußen kreuchte und fleuchte, lag sich in den Haaren. Mein Kopf war von gelegentlichen Hagelkorntreffern verbeult, weil ich zu blöd gewesen war, einen Hut aufzusetzen. Auf der Habenseite stand, daß eine kleine Springflut den Müll wegspülen würde, der auf den Straßen langsam vergammelte. Einiges davon war schon kurz davor, aufzustehen und wegzugehen.
    Die städtischen Rattenmänner werden immer fauler.
    »He, Garrett! Komm her!«
    Ah. Ein freundliches Gesicht. »Eierkopf, alter Kumpel.« Ich steuerte auf den dunklen Ecktisch zu, an dem Zarth mit einem anderen Kerl saß. Ich hatte ihn nicht gesehen, weil es dort so finster war. Selbst aus der Nähe konnte ich Eierkopfs Gefährten nicht gut erkennen. Er trug einen schweren, schwarzen Mantel wie ein Priester und hatte eine Kapuze übergezogen. Schwermut drang ihm aus allen Poren. Nicht gerade der Typ, den man sich ranholt, um eine Party aufzupeppen.
    »Nimm dir einen Stuhl«, schlug Zarth vor. Ich weiß nicht, warum man ihn Eierkopf nennt. Er mag den Namen nicht, aber er ist ihm immer noch lieber als »Waldo«, den ein oder zwei Eltern ihm angehängt haben.
    Ich setzte mich. »Sieht aus, als wären Sie hier nicht gerade willkommen. Haben Sie eine ansteckende Krankheit?« Er war nicht nur schwermütig, sondern auch noch geradeheraus. Ein gesellschaftliches Handicap, das noch schlimmer war als schlechter Atem.
    »Ha!« Eierkopf schnaubte. »Haha. Guter Witz, Riffer. Das ist Garrett. Ich hab dir von ihm erzählt.«
    »Der Nebel hebt sich.« Aber nicht bei ihm. Absolut nicht.
    »Allmählich stinkt es mir«, erklärte ich beleidigt. »Du irrst dich.« Ich hob meine Stimme. »Ihr alle irrt euch. Ich arbeite nicht. Ich habe nichts vor. Ich wollte nur mal reinschauen und mit meinen Freunden plauschen.«
    Sie glaubten mir kein Wort.
    Wenigstens gab keiner den Spruch zum besten, daß ich keine Freunde hatte.
    »Wenn du gelegentlich auf einen Vitamindrink und ein nettes Gespräch reinkommen würdest, statt immer nur dann, wenn du bis zum Hals in der Scheiße steckst, würden die Leute bei deinem Anblick vielleicht sogar lächeln.«
    Dem wußte ich nicht viel entgegenzusetzen.
    »Siehst gut aus, Garrett. Schlank und rank. Trainierst du immer noch?«
    »Ja.« Ich wurde noch knurriger. Ich strenge mich nicht gern an. Und schon gar nicht für diese Bodybuildinggeschichte. Meiner Meinung nach verschafft sich ein Mann normalerweise mehr als genug Bewegung, wenn er seinen Anteil an Blondinen, Brünetten und Rothaarigen verputzt.
    Alles klar? Ich bin Garrett, Ermittler und Mittelsmann. Mein Ehrgeiz hält sich in Grenzen; ich habe eine Vorliebe für ganz bestimmte Figuren
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