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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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dass ich ihre weltbewegenden Probleme für sie löse. Was ist passiert? Hat irgendein
Schnucki aus unserer trauten Gemeinde sein französisches Futter, Sorte Fasan, heute nicht erhalten? Oder ist eine Demo gegen Vogelgezwitscher angesagt, bei der man einen glaubwürdigen Anführer braucht? Ich meine, warum bloß kommen alle zu mir, wenn hier etwas verkehrt läuft?«
    »Das tun ja eben nicht alle, Francis, weil sie dich, wie ich schon sagte, achten. Das tue allein ich. Und so lange mein stinkfauler, großkotziger und selbstverliebter Freund noch geradeaus laufen kann, werde ich nicht aufhören, an seine Verantwortung zu appellieren. Bilde dir übrigens darauf bloß nichts ein. Das kostet mich so viel, wie einen hübschen Haufen hinterm Gebüsch zu legen.«
    »Verstehe«, seufzte ich. »Um was geht es?«
    Blaubart legte seinen Kopf nachdenklich auf die Vorderpfoten. Kreuz und quer verliefen die Narben darauf, ähnlich den Linien bei einem Schnittmuster, und schimmerten kahl und hell aus dem Fell hervor.
    »Hab da was gehört«, sagte er. »Weiß nicht, ob alles bis in die letzte Einzelheit stimmt. Aber wenn es stimmt, dann ist es die bekloppteste Geschichte, die mir je untergekommen ist. Scheiße ja! Du kennst doch diese alte Protzvilla am Ende des Reviers. So groß, dass man denken könnte, sie habe einen eigenen Autobahnanschluss. Und der Garten so weitläufig wie der Stadtpark.«
    Ja, ich wusste, wovon Blaubart sprach. Es handelte sich, soweit ich im Laufe der Jahre sporadisch unterrichtet worden war, um das Anwesen einer altehrwürdigen Industriellenfamilie, die es in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts in die Landschaft gesetzt hatte. Mittlerweile war der Klotz zu einer Art Konzernzentrale mutiert. Glaubte ich jedenfalls.

    »Und halt dich jetzt fest: Der Chef von dem ganzen Laden hat vor einer Woche den Löffel abgegeben«, fuhr Blaubart fort. »Ist einfach die Treppe runtergestürzt und hat sich dabei das Genick gebrochen. War neunundneunzig oder so um den Dreh und total tatterig …«
    »Chefin!«, warf ich ein.
    »Was?«
    »Der tatterige Chef war eine Chefin. Mein Gott, Blaubart, liest du denn keine Zeitung? Adelheid Kant saß an der Spitze des Familienkonzerns Kantsky . Soweit ich mich entsinne, wurde der Grundstein des Unternehmens in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts mit der Herstellung von kartografischen Instrumenten und Landkarten gelegt.«
    Blaubart schaute mich so konsterniert an, als spräche ich über die Wirkung von Gammastrahlen auf Ringelblumen. »Nein, Herr Google, ich lese keine Zeitung. Weil ich nämlich überhaupt nicht lesen kann. Na und, drauf geschissen! Das Einzige, was ich mit meiner Nase lesen kann, steht im Urin von in Hitze geratenen Kolleginnen. Und soll ich dir was verraten, Kumpel: Das Ergebnis meiner Leserei verschafft mir mehr Höhepunkte !« Er schickte einen schmutzigen Lacher gen Himmel, der sich anhörte, als hätte ein Kettenraucher gerade einen Lungeninfarkt.
    »Vortrefflicher Witz.« Ich schmunzelte pflichtschuldigst. »Weiter im Text.«
    »Also es ist so, diese Chefin, diese Adelheid scheint in ihren letzten Jahren etwas weich in der Birne geworden zu sein. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihr Testament geändert. ›Im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen Kräfte und auch anderer Kräfte wie Atom- und Windenergie‹, oder wie das
heißt, hat sie in diesem Testament verfügt, dass nach ihrem Tod nur ein Einziger das ganze Vermögen bekommt.«
    »Also ein Alleinerbe? Tja, davon habe ich nicht einmal etwas in der Zeitung gelesen. Allerdings war ich in den letzten Tagen auch gegen andere Kräfte im Einsatz.«
    Blaubart grinste stolz, weil er sich unheimlich etwas darauf einbildete, dass er mir Klugscheißer endlich mal eine Kleinigkeit voraus hatte. »Genau, ein Alleinerbe.«
    »Hatte Adelheid denn gar keine Kinder?«
    »Ähm, doch, doch, ich glaube schon. Aber die schauen sich, wie ich mitgekriegt habe, auch längst die Radieschen von unten an. Überleb du mal eine Neunundneunzigjährige.«
    »Was heißt das genau, Alleinerbe? Erbt der ihr Privatvermögen oder die Firma?«
    »Ähm, keine Ahnung. Schätze mal, alles.«
    »Um wie viel geht es denn?«
    »Ähm, weiß ich nicht genau. Hab was von dreißig gehört.«
    »Ähm, ähm, ähm! Kannst du dich vielleicht etwas konkreter ausdrücken?«
    »Also, Mathematik ist auch nicht gerade mein Lieblingsfach.«
    »Aber Blaubart, das hat doch nichts mit Mathe zu tun. Du wirst dich doch wohl noch an eine Summe erinnern. Reden
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