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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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erfasst, Klugscheißer«, sagte er. Er klang schon wie ein Pfarrer, der die Grabrede hält. »Die Frage ist nur: Was willst du dagegen unternehmen, damit der Armen wegen des bisschen Kleingeldes nicht der Hals umgedreht wird?«
    »Gar nichts«, erwiderte ich.
    Blaubart fuhr ruckartig hoch. Das sorgenvolle Gesicht von eben verwandelte sich in eine wutverzerrte Fratze. »Du gewissenloses Mistvieh!«, brüllte er. »Ich habe mich all die
Jahre in dir getäuscht. Du scherst dich in Wahrheit einen Dreck um das Leid von deinesgleichen und willst nur dann den Helden spielen, wenn du von vornherein Aussicht auf Erfolg witterst. Und weil du es diesmal mit mächtigen Menschen zu tun haben wirst, winkst du schon jetzt ab. Klar, die Legende Francis könnte ja bei Misserfolg Kratzer abbekommen. Währenddessen hat sich das bemitleidenswerte Mädchen seit Tagen im Dachboden verschanzt und wird von Panikkrämpfen geschüttelt. Weißt du, was du für mich bist? Du bist für mich …«
    »Stopp! Stopp! Stopp!«, rief ich. »Halt mal für eine Weile die Luft an, Blaubart, und atme erst aus, nachdem ich dir die Sache genau dargelegt habe.«
    »Einen Scheiß werde ich tun!« Er hievte den massigen, einem ausgebeulten Sandsack ähnelnden Körper keuchend in die Höhe und blickte mich durch das eine müde, doch wie eine steinalte Sonne kupfern strahlende Auge durchdringend an. Es war ein Wrack, das vor mir stand, aber dieses Wrack konnte, wenn es drauf ankam, immer noch gemeingefährlich werden. Das hatte ich oft erlebt.
    »Blaubart, lieber Freund, lass mich es dir erklären. Die Geschichte, die du da eben erzählt hast, ist das, was es ist, nämlich ein einziger Witz.«
    »Ein Witz?« Er ging in Angriffsstellung, sein Fell plusterte sich furchtbar auf, und die wie geknickte Antennen aussehenden Schnurrhaare krümmten sich nach hinten.
    »Ja, ein Witz. Ich kenne das menschliche Gesetzbuch zwar nicht auswendig, aber selbst nach drei Schuss Heroin könnte ich mir nur schwerlich vorstellen, dass darin ein Paragraf existiert, wonach ein Haustier das gesamte Vermögen seines
verstorbenen Besitzers erben darf. Geschweige denn irgendwelche Märchenmilliarden.«
    »Nicht?« Die igelgleich aufgerichteten Fellhaare legten sich so schnell, wie sie in die Höhe geschossen waren. Maßlose Irritation zeigte sich in seinem geschundenen Gesicht.
    »Nein, Blaubart. Ich bin weder Jurist, noch bin ich abhängig von diesen inflationären Anwalts-Serien im Fernsehen. Doch kenne ich das menschliche Rechtssystem gut genug, um zu wissen, dass ein Mensch, schon gar eine offenkundig geistig umnachtete Frau, dem lieben animalischen Freund nichts weiter vererben kann als gewisse Mittel zu einer auskömmlichen Existenz. Sagen wir mal eine Rente, das heißt in unserem Fall stets ein voller Fressnapf und ein hübscher Platz im Trockenen. Du darfst nicht vergessen, rechtlich gesehen sind wir für sie immer noch Sachen.«
    Die Empörung und der Zorn hatten den alten Blaubart ganz schön aus der Puste gebracht, und er hockte sich schnaufend, aber auch ein wenig peinlich berührt auf die Hinterpfoten. »Doch was ist dann mit diesen vielen Wichtigtuern, die in der Villa ihr Unwesen treiben? Regen die sich alle umsonst auf?«
    »Tun sie das wirklich? Hast du es selbst beobachtet?«
    »Nun ja, nicht direkt. Aber man hört darüber so einiges und …«
    »Du hast ja in einem Punkt recht, Blaubart. Keine ernstzunehmende Justiz kann den Letzten Willen eines Verstorbenen einfach so ignorieren, auch wenn er offensichtlich unsinnig ist. Das bedeutet aber nicht, dass ein Testament etwas außer Kraft setzen kann, das unvereinbar mit dem allgemeinen Erbrecht ist. Die ganze Aufregung in der Villa hängt
ganz offenkundig damit zusammen, dass die gute alte Adelheid mit ihrem abstrusen Testament eine ganz schöne Konfusion hinterlassen hat. Allerdings eine vorübergehende, um deren Beseitigung man sich anscheinend gerade mit aller Kraft bemüht. Du wirst sehen, in ein paar Tagen wird das Papier für ungültig erklärt werden. Und die spitzohrige Alleinerbin verschanzt sich vermutlich nur deshalb auf dem Dachboden, weil es durch den ganzen Menschenauflauf reichlich laut in der Villa geworden ist. Sie ist aber trotzdem ein Glückspilz. Denn egal, wer am Ende wie viel bekommt, irgendeiner wird bei dem heftigen Milliardenregen noch so viel gute Laune besitzen, um sie bei sich aufzunehmen.«
    »Na ja, wenn du es sagst.« Blaubart war nicht gerade der Hellste, aber helle genug, um seine Defizite
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