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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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Sprinklern traktierte?
    Da aber, gerade so, als habe ein barmherziger Gott meine Not erhört, beendeten sämtliche Sprinkler abrupt ihren Dienst. Nur noch letzte Tropfen plätscherten aus den Düsenmündern, und dann war es endgültig aus mit dem unsympathischen Gezische. Nun hielt mich nichts mehr. Ich drückte mich zwischen zwei Stäben des hohen Zauns hindurch und lief über das kurz geschorene Gras in Richtung des Anwesens. Die kühle Feuchte unter meinen Pfoten empfand ich jetzt doch als sehr angenehm. Hauptsache, der gute Pelz kam damit nicht in Kontakt … Oder vielleicht doch!
    Mit einem Mal fingen die verdammten Sprinkler wieder zu zucken und zu zischen und zu spucken an, wodurch meine Vorstellung eines barmherzigen Gottes sich schlagartig in die eines sadistischen Komikers verwandelte. Der Bewässerungsterror hatte nur eine kleine Pause eingelegt. Wusste der Henker, warum. Jedes dieser blöden Dinger deckte einen Radius von zirka fünf Metern ab, und war man den Wasserschleiern des einen entkommen, geriet man unter die nächste Dusche. Kurzum, ich befand mich unversehens unter einer lückenlosen Dauerberieselung. Aus der Vogelperspektive musste es aussehen, als läge der gesamte Park unter einem gigantischen Dunstkissen aus Milliarden von Wassertröpfchen, aus dem Mehrfachregenbogen sprossen, und mittendrin ein verzweifelter und völlig durchnässter Francis, der panisch im Zickzack umherrannte, wahre Bocksprünge veranstaltete
und das armselige Bild eines Ertrinkenden zu Lande abgab.
    In all dem Kunstgewitter sprang mir etwas Seltsames ins Auge. Ich hatte bei meiner kopflosen Flucht zwar weder die Muße noch die Konzentration, es genau zu untersuchen, doch zwang mich mein Instinkt, darauf zumindest beiläufig die Aufmerksamkeit zu richten. Dort in der Ferne, unweit des Landsitzes, erkannte ich die Silhouette eines Artgenossen. Er schien mit dem Rücken zu mir auf den Hinterpfoten im Gras zu hocken und in aller Seelenruhe das Gebäude zu betrachten. Das Seltsame lag aber weniger in dieser meditativen Pose als in dem unglaublichen Umstand, dass der Kerl es tatsächlich fertiggebracht hatte, sich exakt auf die einzige Stelle hinzupflanzen, die von den Wasserschleiern verschont blieb. Jedenfalls sah er, soweit ich es in meiner dem Herzinfarkt nahen Verfassung beurteilen konnte, verdammt trocken aus. Ich dagegen fühlte mich mit meinen tropfnassen Fellhaaren, als sei ich gerade einer Waschmaschinentrommel entstiegen.
    Es ist bei uns so Sitte, sich in die Nähe desjenigen zu begeben, der trocknen Felles ist, da er automatisch als ein weiser Mann gilt. Also begab ich mich zu meinem Artgenossen. Für einen Außenstehenden musste das ungefähr so aussehen, als würde ein seinem Stiel entlaufener Wischmopp durch die Gegend wieseln. Anhand seiner Rückenansicht erkannte ich schon von Weitem, dass es sich bei ihm um einen Kartäuser handelte. Die Ursprünge dieser Rasse lassen sich bis in das Jahr 1558 zurückverfolgen, in welchem sie - wahrscheinlich von Kartäusermönchen - gezüchtet wurden. Ihre Vertreter haben den gleichen kompakten Körperbau wie die British
Blue, aber keinen so runden Kopf. Ihre weltweit berühmten Erkennungszeichen sind die untersetzte Statur sowie ihr blaues, das heißt zwischen Dunkelblau und Tiefgrau schwankendes, ein bisschen silbriges und extrem dichtes Fell, das ihnen in der Tat etwas von einem erlauchten, um nicht zu sagen höchst geheimbündlerischen Kreis verleiht.
    Als ich bei ihm angelangt war und neben ihm stand, wunderte ich mich über zweierlei. Zunächst einmal grenzte es geradezu an Hexerei, dass die überbezahlten Gartenarchitekten, die für dieses exquisite Grün verantwortlich waren, bei ihrem Bewässerungsplan tatsächlich einen Ausschnitt von zirka vier Quadratmetern unberücksichtigt gelassen hatten. Und mein Kartäuser-Freund war offenkundig schlafwandlerisch genau hier hingelangt. Mehr als ein Hauch von Genialität musste also im Spiel sein. Und dann war da der Kartäuser selbst. Er hatte etwas von einem verwirrten alten Professor an sich, obgleich seine goldgelben Augen vor Intensität glühten. Alles hing irgendwie an ihm, sein breites Mondgesicht, dessen Züge wie geschmolzen nach unten wiesen, der dralle Leib mit den ebenfalls erdwärts schwingenden Wülsten, ja die ganze schlaffe Erscheinung.
    Obwohl ich dicht neben ihm stand, oder sagen wir besser vor mich hintropfte, würdigte er mich keines Blickes und stierte fasziniert auf das vor uns befindliche Tableau. Ein
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