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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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gebogenen Rücken, den früheren Siam-Züchtungen sehr ähnlich. Herzförmiges Gesicht, wache opalgrüne Augen,
Riesentrichter von Ohren, abgerundeter Schwanz, lange Beine und dermaßen feine, spitz zulaufende, changierende Fellhaare, als trüge sie immerzu einen Heiligenschein. Kurz, ein junges Paradiesgeschöpf, das sich jeder alte Sack wie ich zum Geburtstag wünscht.
    Wir waren, wie man so sagt, ein Paar. Mit allen Ingredienzien, die dazugehören. Als da wären: unsterbliche Verliebtheit auf den abgebrochenen Säulen des Forum Romanum, dem Trümmer-Biotop, aus dem das heutige Rom hervorging, die Heimholung der Braut mittels nonverbalen Flehens an meinen Dosenöffner Gustav, und dann ein paar Jährchen tatsächlich paradiesische Zweisamkeit. Aber dann … Bei Menschen ist »das verflixte siebte Jahr« ein stehender Begriff für das Phänomen des gegenseitigen Genervtseins unter Paaren, nachdem der Liebesrausch im Lauf der Zeit verlustig gegangen ist und das einstige Liebesobjekt sich als ein Stinknormalo mit all seinen Fehlern und schlechten Angewohnheiten entpuppt. Schlaue Wissenschaftler haben deprimierenderweise herausgefunden, dass das verflixte Jahr schon nach vier Jahren eintritt. Nun, wie es aussah, und ebenfalls deprimierenderweise, ging es bei meiner Rasse etwas schneller. Nein, nein, bitte nicht falsch verstehen, ich liebte sie immer noch. Und wie! Doch dieses ständige »Wo warst du wieder gewesen?«, »Wo kommst du zu so später Stunde noch her?«, »Du schenkst mir zu wenig Aufmerksamkeit« und »Ich habe genau gesehen, wie notgeil du diese Siamesin von gegenüber wieder angestarrt hast - lügen ist zwecklos!«, ging mir doch allmählich verstärkt auf die Nüsse. Nahm es da wunder, dass mein Blick, anstatt sich an Sanctas Grazie zu erfreuen, immer öfter nach innen ging, und zwar in Richtung
Vergangenheit vor ihrem Auftauchen, wo ich als freier Mann tun und lassen konnte, wonach es mich gelüstete, ohne mir ständig als ein blinkendes Pünktchen auf einem femininen Radarschirm vorzukommen?
    Zum Beispiel der letzte Streit. Nun ist ja allgemein bekannt, dass das Weib in Sachen Einfühlungsvermögen die Nase vorn hat, aber allzu oft dazu neigt, emotionstechnisch aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Ein Vorurteil aus muffigen Pascha-Zeiten? Mitnichten, wenn ich mir den Vormittag Revue passieren ließ. Ich wusste eigentlich gar nicht mehr so recht, was konkret zu der Explosion geführt hatte, die der gemeine Mensch als Beziehungskrach zu titulieren pflegt, wobei offenbar diese Dynamik auch auf unsereinen abgefärbt hat. Ach ja, jetzt erinnerte ich mich wieder: Es ging zunächst, um in der Mensch-Tier-Analogie zu bleiben, um einen Menschen. Nämlich um den vertrotteltsten, sozial ungeschicktesten und vielversprechendsten Anwärter für die Sendung ›Deutschland sucht den Superfettkloß‹. Raten Sie mal, um wen es sich dabei handelte. Richtig geraten: um den kugelrunden, fast glatzköpfigen professoralen Totalversager am Futtertrog eines der ödesten Wissenschaftsbetriebe, nämlich der Archäologie. Als mein »Herrchen« mag sich dieses knapp sechzigjährige, nur notdürftig als Homo sapiens verkleidete 130-Kilo-Zementsilo wohl brüsten. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass das Wort Herrchen erst in der Relation zu dem Wort Frauchen seine wahre Daseinsberechtigung erhält. Das letzte Frauchen im Eva-Kostüm jedoch, das er zu Gesicht bekommen hat, dürfte so um die Zeit der Kreuzzüge auf Erden gewandelt sein. Das heißt, wir sprechen hier von einem alkoholkranken Vielfraß,
der eben dieses Elend mit kennerhaftem Rotwein-Gourmet-Getue zu kaschieren versucht, einem Vereinsamten, der in Archiven allein mit toten Kulturen kommuniziert, und von einem Liebesentwöhnten, der sein Zärtlichkeitsbedürfnis bei seinem Haustier ablädt. Kurzum, wir reden hier über Gustav.
    »Wie kannst du so über ihn reden?«, zischte Sancta und hob ihren Kopf erbost aus dem Frühstück im Napf, das der Dicke uns wie jeden Morgen an der Schwelle zu der Toilette serviert hatte. Ich weiß, man spricht nicht mit vollem Maul. Dennoch hatte ich es mir nicht verkneifen können, während des Fressens ein paar abfällige, wiewohl auf höchstem ironischem Niveau angesiedelte Bemerkungen über Gustav zu machen. Als humoristische Aufmunterung für den beginnenden Tag sozusagen. »Also das geht mir inzwischen wirklich gegen den Strich, wie du immer wieder über diesen herzensguten Menschen herziehst. Würde ich dich nicht gut
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