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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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mit voller Wucht gegen das Plexiglas, woraufhin das Schnappschloss aufsprang und die Tür sich einen Spaltbreit öffnete. Als ich zu Boden fiel, vernahm ich hinter mir Forsters Schritte, die sekündlich näher kamen. Erneut machte ich einen Satz hoch zum Glaskasten, flutschte durch den Spalt hindurch und
landete gerade noch auf dem kleinen Vorsprung der Unterseite. Dann drehte ich mich vorsichtig um und zog mit einer Pfote die Tür wieder zu. Das Schnappschloss klackte wieder ein. Ich saß jetzt im sprichwörtlichen Glashaus.
    Forster - oder was von ihm noch übrig geblieben war - blieb vor dem Kasten stehen und schaute mich durch das Plexiglas etwas ratlos an. Es war ihm anzumerken, dass er meine Aktion für baren Unsinn hielt, konnte er doch genau wie ich gegen die Tür drücken, um sie zu öffnen. Dass ich in der Lage gewesen war, mich aus eigener Kraft in diesen Kasten zu bugsieren, zeugte vielleicht von der viel gerühmten Geschicklichkeit der Felidae, aber keineswegs von zielgerichteter Planung. Zumindest mochte er als gelernter Zoologe das vielleicht denken.
    Noch ein letztes Mal studierte ich die verheerende Fratze des Scheusals. Ich will nicht sagen, dass der Mann mir mit einem Mal leidtat, aber wenn ich so ausgesehen hätte wie er, hätte ich schleunigst einen Verbandskasten gesucht - oder zumindest einen anständigen Therapeuten, der mich ein Leben lang betreute. Selbst die wenigen Stellen, an denen eben noch fadenscheinig die Schädelknochen durch Haut verdeckt waren, schienen durch meine Krallenattacke aufgeplatzt zu sein. Das ganze Gesicht war eine einzige Pizza Margherita.
    Forster hob die Stange in die Höhe, um gegen die Tür zu schlagen.
    »Ich hörte, dass du unsere Sprache verstehst«, sagte ich hinter dem Glas.
    Er hielt inne, und die abgebrannte, blutige Partie, wo sich einst seine Augenbrauen befunden hatten, kräuselte sich.

    »Fragt sich nur, ob du es auch auf Spanisch kannst.«
    »Hä?«, machte er.
    »HASTA LA VISTA, BABY!«
    Ich griff hinter mich und drückte auf den roten Knopf, neben dem ein Piktogramm den Teil des Flugzeugbodens illustrierte, der zwecks Beladens der Güter komplett ausgefahren werden konnte. Und tatsächlich, in der Mitte tat sich sofort der gesamten Breite nach ein Schlitz auf, an dessen Kanten kleine Lichter blinkten. Der Schlitz verwandelte sich in Rekordgeschwindigkeit zunächst in einen düster klaffenden Spalt und schließlich in ein Leck von ungeheuerlichem Ausmaß. Ich nahm an, dass wir uns inzwischen auf zehntausend Metern Höhe befanden. Doch vermutlich spielte es für das, was danach geschah, keine wesentliche Rolle mehr. Durch den plötzlichen Unterdruck im Frachtraum und den ungeheuren Sog von draußen wurden die wenigen Transportgüter, die nicht festgeschnallt waren, der Reihe nach in den schwarzen Schlund gezogen und verschwanden wie durch ein Fingerschnippen. Marc Forster wurde schlagartig nach hinten gerissen, konnte sich jedoch im letzten Moment an einem Sicherheitsnetz über einer der Kisten festkrallen. Seine Füße hoben sich unwillkürlich vom Boden, der ganze Körper geriet schwebend in die Horizontale, sodass er wie eine schwere Fahne im Brachialsog flatterte. Dabei starrte er mich mit seinen blutigen Billardaugen so giftig an, als hätte er noch ein Ass im Ärmel. Ich dagegen verkniff mir ein Grinsen. Aber es nützte alles nichts. Marc Forsters Kräfte erlahmten, außerdem hatte im Frachtraum ein jäher Temperaturwechsel in Richtung Arktiskälte stattgefunden. Die ersten Finger lösten sich vom Netz, dann eine Hand und am Ende
ließ auch die zweite Hand los. Der Mann, der sich durch trickreiche Planung dreißig Milliarden Euro und noch viel mehr einverleiben wollte, rotierte noch eine Weile wie ein frei schwebender Kreisel in der Luft, bis er wie von einem bösartigen Staubsauger in die frostige Nacht hinausgerissen wurde.
    Ich drückte den Knopf und wartete ab, bis sich der Spalt im Boden wieder geschlossen hatte und einigermaßen zivile Temperaturen eingekehrt waren. Danach klackte ich die Tür auf und sprang aus dem Glaskasten herunter. Ein paar Minuten lang ließ ich mir die ganze Geschichte noch durch den Kopf gehen. Ich wollte daraus ein philosophisches Resümee für mich, am besten für die ganze Welt destillieren, Herzl nicht unähnlich. Doch dann nagte der Hunger mit derartiger Macht an mir, wie es Forster mit seiner ganzen Niedertracht nicht geschafft hatte. Und ich fand: Das ist es!
     
    Was war noch? Der Lachs an Bord schmeckte
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