Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
noch verzweifelt miauend zwischen seinen Fingern.
    »Folter hielt ich schon immer für eine unappetitliche Zeitverschwendung. Aber in deinem Fall mache ich eine Ausnahme.«
    Was soll ich sagen? Allmählich bekam ich von dem Hollywood-Schurke-Gequatsche des Kerls Kopfschmerzen. Deshalb besann ich mich auf die ureigenste Abwehrmaßnahme unserer Art. Ich ließ die Vorderpfoten blitzartig hochschnellen und zerkratzte ihm mit ausgefahrenen Krallen das eh nicht mehr zu rettende Gesicht. Blutfontänchen blubberten aus den tiefen Schrammen. Forster stieß einen lang anhaltenden Schrei aus, der sich anhörte, als würde ein Fünfzig-Meter-Kran in sich zusammenbrechen. Er ließ mich fallen und taumelte mit vors Gesicht geschlagenen Händen rückwärts. Sofort sputete ich los und tauchte in das Labyrinth des umherstehenden Güterguts ein. Bittere, schmerzhafte Erfahrung hatte mich gelehrt, dass ein so entmenschlichter Mensch wie Forster sich von diesem blutigen Intermezzo nicht lange aufhalten ließ. Er würde mir auflauern, egal, wie lange es dauerte. Und wenn von oben nicht bald Hilfe kam - und es sah, ehrlich gesagt, nicht danach aus, - würde er mich finden und diesmal so richtig durch den Fleischwolf drehen.
    Ich schlich mich um die Kisten und Tonnen auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Doch immer, wenn mir ein verborgener Winkel endlich sicher genug erschien, zog ich
im nächsten Augenblick doch weiter, in der Hoffnung, noch etwas Besseres zu entdecken. Zu Recht, wie sich bald herausstellte. Forster hatte inzwischen die elende Jaulerei aufgegeben und wartete mit einem neuen Geräusch auf. Es waren rhythmische Schläge, gerade so, als folge er dem Takt einer nur ihm zugänglichen dämonischen Melodie. Ich lugte um die Ecke einer der Kisten und erstarrte. Der Mann, der nun statt eines Gesichts einen blutenden, glühenden Klumpen mit einem einzigen brauchbaren Auge zu besitzen schien, hatte irgendwo eine Eisenstange aufgelesen. Wie es seine sadistische Ader verlangte, drosch er damit wahllos auf alles ein, was um ihn herum stand. Selbst vor Luxuskarossen machte er keinen Halt. Es sollte wohl die Ouvertüre zu der Musik sein, die ich in Kürze nicht nur zu hören, sondern auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen sollte. Es war wirklich ein Jammer, dass wir diesen Psychopathen nicht ein paar Minuten länger im Ofen hatten braten lassen!
    Meine Augen überflogen in rasender Geschwindigkeit die Umgebung: Kisten, Kisten, Kunststofftonnen, Kunststofftonnen, irgendwelche undefinierbaren Gerätschaften, vermutlich Pumpen, ein Motorrad, und ein jeder Gegenstand so weit von dem nächsten entfernt, dass ein Dahinter- oder Darunterkriechen keinen rechten Erfolg versprach. Bäng …! Bäng …! Bäng …! Die Schläge kamen näher. Großer Gott, hörte denn da oben niemand diesen Lärm?
    Mit einem Mal blieb mein Blick an der rechts gelegenen Wand haften. In zirka einem Meter Höhe war dort ein riesiger Plexiglaskasten angebracht. Augenscheinlich ließ er sich genauso wie die Schranktüren in der Bordküche durch ein Magnetschnappschloss ganzseitig aufdrücken. Darin prunkte
eine unübersichtliche Anzahl von roten, blauen und gelben Tasten. Um deren Zweck zu kapieren, musste man wohl vorher ein Ingenieursstudium absolviert haben. Aber vielleicht auch nicht. Denn neben jeder Taste war ein Piktogramm angebracht, das die dazugehörige Funktion in extrem vereinfachter Darstellung erklärte. Mal zeigten diese abstrakten Bilder eine im Boden verankerte Hebebühne, mal einen von der Decke baumelnden Haken eines vorinstallierten Krans. Wie ein durchgedrehter Scanner tastete ich die Bildchen eins nach dem anderen ab und versuchte, mir auf das jeweils Dargestellte einen Reim zu machen. Da stieß ich auf eine bestimmte Darstellung, die mich schier elektrisierte. Sie glich einer Offenbarung …
    Hinter meinem Rücken vernahm ich den lautesten Schlag, seitdem Forster mit der brachialen Trommelei angefangen hatte. Ich fuhr herum und sah ihn in etwa fünf Metern Entfernung im Gang zwischen den Kisten stehen. Er hatte mich endlich gefunden. Gern hätte ich noch hinzugefügt, dass er dabei sardonisch lächelte, doch leider gestattete ihm dies seine kaputte Gesichtsmotorik nicht mehr. Stattdessen blickte er mich durch das eine heil gebliebene Auge wie ein just in Verwandlung begriffener Zombie an und ließ dabei die Stange in der Hand schwingen.
    Ich wandte mich ab und katapultierte mich mit den Hinterbeinen zum Kasten hoch. Mein Körper knallte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher