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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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Tor öffnete sich seitwärts, und die zwei arg malträtierten Hampelmänner rannten hinaus auf den Hof. Dort standen die drei Busfahrer beieinander und rauchten. Das Gewitter hatte sich inzwischen aufgelöst, und so wollten sie sich wohl draußen die Langeweile vertreiben. Beim surrealen Anblick der aus dem Krematorium Polternden fielen ihnen synchron die Kippen von den Lippen. Auch sie brachen, wie von Luzifer persönlich zur Brust genommen, in Entsetzensschreie aus, und gemeinsam mit den Handlangern gaben sie in Richtung des finsteren Waldes schnell Fersengeld. Eine Meute hartnäckiger Artgenossen ließ nicht locker und setzte ihnen nach. Aber der Großteil von ihnen blieb ermattet und frustriert im Hof zurück, offenbar sehr betrübt darüber, dass der Spaß nun ein Ende hatte.
    Unterdessen schien sich der Spaß auch in unserer Ecke der Halle seinem Ende zuzuneigen. Forster, der buchstäbliche Hitzkopf, machte einen letzten Befreiungsversuch. Mit einem schier übermenschlichen Kraftakt schleuderte er einige der Unsrigen von sich fort und drosch wie von Sinnen auf den Rest ein. Schließlich gelang es ihm, seinen inzwischen einem optimal garen Spießbraten ähnelnden Kopf aus dem Ofen zu ziehen. Dabei tropfte das verbrannte Fleisch wie heißes Wachs von einigen Stellen seines erdbeerroten Gesichts herunter. Hier und da sah man schon den bloßen Kiefer durchscheinen. Sein Kopf stand zum Teil noch in Flammen, als er aus der Halle hinausstürzte, aber anstatt seinen Lakaien in die Wälder zu folgen, bog er einfach ums Gebäude. Kurz darauf
hörten wir einen Wagen mit quietschenden Reifen starten und dann wie von Dämonen gejagt wild schlingernd aus dem Hof hinauspreschen.
    Das war knapp gewesen. Aber auch, genau - ein Riesenspaß. Der allerdings ohne die Wirkung des Gases mit Sicherheit als Höllentrip interpretiert worden wäre. Sancta kam zu mir, rieb ihre Nase an meiner und leckte mein Gesicht leidenschaftlich ab. Mein Gott, hoffentlich wurde sie nicht auch noch in aller Öffentlichkeit von gewissen Gefühlen überwältigt.
    »Würdest du mit solchen ausgefallenen Ideen ab und zu mal ein bisschen Abwechslung in unsere Beziehung bringen, müssten wir uns nicht andauernd streiten. Und ich wäre weniger anfällig für die bekloppten Ideen anderer«, sagte sie. Heiliger Bimbam, wo hatte sie diese feministischen Phrasen bloß wieder her? Konnte es sein, dass sowohl das menschliche als auch das animalische Weib heimlich ein und dieselben Soziologieseminare besuchte?
    Mein Blick fiel auf das Ding neben dem immer noch flammenspeienden Ofen, das Forster während des Kampfes aus der Tasche gefallen war. Es kam mir sehr bekannt vor. Galileo sei mehr als ein passives System, das nur den Weg wiese, hatte der große Manipulator anlässlich der Konferenz mit den Milliardären doziert, während er den Anwesenden gleichzeitig dieses iPhone-ähnliche Gerät präsentierte. Eben dieses flache schwarze Handy mit Touchscreen-Funktion lag nun vor meiner Nase auf dem Boden. Die Worte des mittlerweile zu einer Bratwurst Reinkarnierten hallten in meinem Kopf noch weiter fort: ›Dieses Handy ist der Prototyp eines Gerätes, das Zugriff auf die Elektronik eines mit einem Galileo-Navigationssystem
ausgestatteten Transportmittels erlaubt … Wenn Sie den passenden Code besitzen, sind Sie mittels dieses Handys in der Lage, das Transportmittel zu steuern.‹ Und ich entsann mich noch der mit Jubel aufgenommenen Ankündigung, dass bei dem Flug des A380 heute Abend zum ersten Mal Galileo die Navigation übernehmen würde.
    Auch Sumra und ihr Anhang hatten sich in der Zwischenzeit zu mir gesellt. Schließlich wurde ich peu à peu zum Mittelpunkt der gesamten bis zum Anschlag aufgekratzten Bande. Hunderte von Artgenossen umringten mich, und Aberhunderte Glasmurmelaugen in allen Farben des Regenbogens schauten zu mir so erwartungsvoll auf, als wäre ich ihr Erlöser.
    »Nun ist die Geschichte zu ihrem Ende gekommen, Francis«, sagte Sumra und ließ die silbernen Schnurrhaare traurig nach unten sinken. Danach schüttelte sie sich so kräftig, bis das Band mit dem Riesendiamanten dran von ihrem Hals abfiel und klimpernd auf dem Steinboden landete. Ihre Standesgenossen folgten ihrem Beispiel und trennten sich ebenso von ihren wertvollen Steinen. Im Lichte des aus dem Ofen züngelnden Feuers funkelten sie in milden Spektralfarben. »Eine Geschichte von Hochmut und Dummheit, was wahrscheinlich eng beieinander liegt«, sprach sie weiter. »Wir haben dir
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