Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Kontrollanzeigen in dem dämmerigen Licht. Offenkundig hatte eine Technikervorhut die Maschine schon startklar gemacht. Sancta ließ das Handy auf den Boden fallen, und ich wiederholte die Eingaben wie vorhin bei den Bussen. Erneut ließ ich mir die AKTUELLE POSITION durchgeben, und als diese angezeigt wurde, suchte ich mir bei OPTIONEN den Punkt GERÄTE aus.
Daraufhin wurde per Livebild der Airbus präsentiert mit dem hoffnungsfroh stimmenden Zusatz CODE BEKANNT. Sancta und ich wechselten verzückte Blicke.
    »Willst du das Reiseziel eintragen?«, sagte ich.
    »Nein, tue du das nur, Liebster. Schließlich ist dieser ganze Irrsinn auf dem Mist des Klugscheißers gewachsen.«
    Erneut ging ich in OPTIONEN und gab im Feature REISEZIEL ›Koroyana, Indischer Ozean‹ an. Danach berührte ich mit zitternder Pfote das OK-Feld. Augenblicklich erwachte das Cockpit aus seinem Dämmerschlaf. Die joystickähnlichen Steuerknüppel und die Pedale unten regten sich. Auf den Monitoren begann es fiebrig zu zucken und zu rotieren, überall leuchtete es grell. Farbige Lichtsäulen bauten sich langsam auf, und Regler fuhren wie von unsichtbaren Fingern gesteuert auf und ab. Der Funkkontakt mit dem Tower setzte ein, der von unserer Seite mit einer vorgespeicherten Männerstimme aus dem Computer bedient wurde. Doch das hervorstechendste Geräusch entstand durch das plötzliche Hochfahren der Triebwerke, welches durch die immer noch offen stehende Passagiertür wie ein ehrfurchtsvolles Brüllen in das Innere der Maschine drang. Aber nur ganz kurz. Denn auch die Tür schloss sich vollautomatisch mit einem lauten Summen.
    Sancta und ich sprangen auf die Ablage des Instrumentenbretts und blickten aus dem Cockpitfenster. Uns bot sich ein kurioses Bild. Draußen auf dem Rollfeld rannte das Bodenpersonal kopflos um die Maschine herum, die Techniker fuchtelten wie wild mit den Armen, als könnten sie dadurch den Geisterpiloten und seinen Flug stoppen. Hinter unserem Rücken vernahmen wir Laute, als würde ein Ding ständig
irgendwo einrasten. Wir wandten uns um und sahen, dass die normalerweise mit der Hand zu bedienenden Gasund Gemischhebel sich von ganz allein bewegten. Das Flugzeug begann loszurollen.
    Aber es wurde noch kurioser. Unsere Blicke wanderten erneut nach draußen. Unten neben dem Rollfeld spielten sich Szenen ab, welche vermutlich beim Untergang der Titanic nur geringfügig anders ausgesehen hatten. Die greisenhaften Superreichen in Armeestärke hatten nun alle definitiv mitbekommen, dass sie wohl die Reise zu ihrem Superreichen-Paradies doch nicht antreten würden. Was sie nicht davon abhielt, einen oscarwürdigen Zinnober zu veranstalten. In Würde ergraute Frauen warfen sich zu Boden und beklagten mit tränenüberströmten Knittergesichtern das bittere Schicksal der Zurückgelassenen. Alte Herren lahmten mit dem immer schneller an Fahrt gewinnenden Flugzeug um die Wette, stießen dabei augenscheinlich wüste Flüche aus und deuteten mit ihren goldbeknauften Krückstöcken drohend in unsere Richtung. Es geschahen sogar noch Zeichen und Wunder: Die Bemitleidenswerten in den Rollstühlen erhoben sich mit Schaum vor dem Mund von ihren Sitzen, und unterstützt von Doktor Zorn taten sie vielleicht nach Jahren wieder erste Schritte.
    Als Zeichen des grimmigen Protestes streckten die Reichen alle ihre teuer bezahlten Felipolis-Pässe empor, was so sinnvoll war wie eine Demonstration gegen die Schwerkraft. Denn es nützte alles nichts. Die millionen- und milliardenschweren Opis und Omis verschmolzen, je weiter wir uns von ihnen entfernten, zu einem einzigen wütenden und immer kleiner werdenden Mob, der fluchend und hinkend einem
längst begrabenen Traum hinterherhechelte. Schließlich verschwanden sie ganz aus unserem Sichtfeld.
    Ich verstand nicht viel von der Kommunikation zwischen Tower und dem anscheinend auf Spracherkennung eingerichteten Computer an Bord. Doch hatten wir jetzt offenkundig die Starterlaubnis. Denn die Maschine bog unversehens vom Rollfeld auf eine breitere Piste und rollte dann sofort los. Während schrille Alarmpiepser ertönten, dass die Passagiere nicht angeschnallt seien, preschte der A380 im rasenden Tempo durch die Finsternis, richtete irgendwann die Schnauze himmelwärts und hob mit einem gedämpften Grollen ab. Sancta und ich polterten durch die extreme Schieflage von der Ablage herunter, kullerten aus dem Cockpit und dann den ganzen Mittelgang entlang Richtung Heck, wobei die undankbaren Felipolis-Jünger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher