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I love you, honey

I love you, honey

Titel: I love you, honey
Autoren: Mara Martin
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Ankunft in Marokko- oder der Tag als alles beginnt
     
    Ich sitze im Flugzeug nach Marokko und bin so aufgeregt wie noch nie im meinem Leben. In ein paar Minuten werde ich in Casablanca landen und Kamal treffen, meine Internetliebe. Vor ein paar Monaten habe ich einen ausländischen Chat-Partner gesucht, um meine englischen und französischen Sprachkenntnisse zu verbessern. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich ihn kennenlernte. An jenem Morgen hatte ich verschlafen, hetzte zur Arbeit und kam dort pitschnass an, weil ich trotz des regnerischen Wetters meinen Schirm vergessen hatte. Ich arbeitete seit einigen Tagen in der Archivabteilung eines Krankenhauses und für mein Zuspätkommen erntete ich missbilligende Blicke der anderen Mitarbeiter. Obwohl die Arbeit dort nicht besonders anspruchsvoll war, sortierte ich mehrere Belege versehentlich falsch ein. Mein Vorgesetzter reagierte darauf ziemlich unfreundlich und meinte, ich müsste mir mehr Mühe geben, sonst würde ich den Job wieder schnell verlieren. Also konzentrierte ich mich für den Rest des Tages und mir unterliefen zum Glück keine Fehler mehr. Trotzdem fühlte ich mich nach diesem Arbeitstag müde und ausgelaugt. Zu Hause schaltete ich meinen Computer an, um zu chatten und hoffte, dass sich dadurch meine Laune etwas verbessern würde. Ich erwartete nicht viel vom Chatten, denn in letzter Zeit begann es mich zu langweilen. Immer wieder dieselben stereotypen Fragen: Wie heißt Du, wo lebst du, was machst du. Nach dieser kurzen Einleitung wollten dann die meisten Chatpartner zu Skype wechseln und das Gespräch per Video –Chat weiterführen. Ich hatte aber selten Lust mit wildfremden Leuten von Angesicht zu Angesicht zu reden, denn am PC saß ich meistens entspannt in meiner Freizeitkleidung und hatte mir auch vielleicht gerade ein Handtuch nach dem Haare waschen um den Kopf gewickelt.
    Während ich lustlos ein paar oberflächliche Gespräche in Englisch führte, tauchte Kamal im Chat auf. Wir unterhielten uns nicht viel über Belanglosigkeiten, er kam gleich zu den wirklich wichtigen Sachen im Leben: Bist du glücklich? Was möchtest du in deinem Leben verändern? Das war keine leichte Kost für den Anfang, aber er weckte mit seinen Fragen sofort mein Interesse. Im weiteren Gespräch mit ihm stellte ich fest, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Wir bevorzugen Musik aus den 90er Jahren, halten uns gerne in der Natur auf und uns gefallen die gleichen Spielfilme. Bis spät in die Nacht philosophierten wir über den Sinn des Lebens, aber wir sprachen auch über nicht ganz so ernsthafte Themen. Er fragte nicht, ob wir via Skype mit der Kamera reden wollten, das war mir sehr angenehm. Denn es bedeutete, dass ihm andere Sachen im Leben wichtiger sind als reine Äußerlichkeiten. Ich spürte, dass ihn etwas von den anderen Chatteilnehmern unterschied. Als wir ,,Good- bye „ sagten, hatte ich das Gefühl, dass das der Beginn von etwas Einzigartigem war. Wir verabredeten uns für den nächsten Abend. Ich schaltete den Computer aus und legte mich beschwingt schlafen. Kamal hatte es geschafft, dass der Tag doch noch ein gutes Ende gefunden hatte!
    Seit einiger Zeit war ich Single und deswegen einem Flirt mit Kamal nic ht abgeneigt. Seit ich mein Fernstudium angefangen habe, übe ich verschiedene Jobs aus und bin auch manchmal zu Partys eingeladen, aber bei diesen Gelegenheiten ist mir noch kein Mann begegnet, der mein Herz höher schlagen ließ.
    Aber bei Kamal war es anders. Seit jenem Abend war ich immer sehr aufgeregt, wenn wir im Internet verabredet waren und konnte kaum den Moment abwarten, um endlich mit ihm zu sprechen und ihn zu sehen. Nach ziemlich kurzer Zeit haben wir angefangen, via Webcam zu chatten. Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich sofort, wie gut er aussieht. Es ist kein Wunder, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe. Auch ich gefiel ihm und er schien auch Gefühle für mich zu entwickeln. Wenn wir virtuellen Kontakt hatten, habe ich mich immer besonders hübsch angezogen und etwas geschminkt, wie zu einer echten Verabredung. Ich weiß nicht viel von ihm, nur dass er fünfundzwanzig Jahre alt ist, englische Literatur studiert, im Moment ohne Job ist und im Haus seiner Familie in Rabat wohnt. Als er mich dann zu sich und seiner Familie eingeladen hat, war ich natürlich begeistert, ihn endlich im realen Leben kennenlernen zu können.
    Jetzt bin ich unruhig, aber von freudiger Erwartung erfüllt. Was ist, wenn er nicht am
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