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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman
Autoren: PeP eBooks
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wir hier von dreißig Euro oder dreißigtausend oder dreißig Millionen oder dreißig Milliarden …«
    »Ähm, also bei dem Wort Milliarden klingelt was in meinen Ohren.«
    »Wie bitte?«

    »Scheiße ja, dreißig Milliarden könnten schon hinkommen.«
    Mittlerweile hatte mich die Geschichte derart in ihren Bann gezogen, dass ich die betäubenden Nachwirkungen meines Mittagsschlafs vollends abgeschüttelt hatte. Ich erhob mich und sprang von der Mauer zu meinem Freund hinunter, sodass wir uns von Angesicht zu Angesicht betrachten konnten. »Okay, Blaubart, die Nachricht ist in der Tat ein Hammer. Doch abgesehen von der Frage, wer diesen Riesenbatzen bekommen hätte, wenn Adelheid kurz vor ihrem Abgang ihr Testament nicht geändert hätte, wo ist nun da die Pointe?«
    »Po-was?«
    »Na, der Gag, Blaubart. Beziehungsweise der Zusammenhang zu dem, was du mir anfangs vorgeworfen hast. Dass ich meiner Verantwortung als Spiderman der Schnurrhaarigen nachkommen und in Not geratenen Artgenossen helfen müsse und so weiter.«
    »Der Gag ist der Alleinerbe, Francis. Es ist eine Alleinerbin - und eine von uns!«
    »Eine von uns?« Ich hatte plötzlich das Gefühl, als hätte man auf meinem Kopf ein Ei aufgeschlagen und die ganze Soße liefe mir übers Gesicht, sodass ich die Welt kurzzeitig verschleiert sah. Blaubart dagegen lächelte schon wieder das überhebliche Lächeln des Gesprächsteilnehmers mit dem Wissensvorsprung.
    »Ja, eine von uns, Francis. Du weißt schon: spitze Ohren, ein Schwanz und scharfe Krallen. Nur nützen die Dinger der Kleinen zurzeit herzlich wenig. Ich sagte ja schon, dass Adelheid vor ihrem Abgang ziemlich plemplem war. Deshalb hat
sie doch tatsächlich ihren gesamten Besitz ihrem einzigen Haustier vermacht. Ein Mensch in ihrer Situation würde wegen pausenloser Luftsprünge vor Glück bald im Rollstuhl hocken. Aber für die Kleine nimmt das tolle Geschenk allmählich lebensbedrohliche Ausmaße an. Eine der angesehensten Anwaltskanzleien der Welt ist in Bataillonsstärke angerückt, um die Sache für ungültig erklären zu lassen. Gleichzeitig hat eine namhafte Tierschutzorganisation davon Wind bekommen und demonstriert jetzt wie vom wilden Affen gebissen vor der Villa, damit genau das nicht geschieht.«
    Nicht ganz uneigennützig, diese Demonstration, wie ich mir sehr gut vorstellen konnte. Denn wer sich liebevoll um die Alleinerbin kümmern durfte, hatte auch die Verfügungsgewalt über die Kohle.
    »Dann gibt es da natürlich auch die entfernten Hinterbliebenen, die nichts geerbt haben. Das heißt, die buckelige Verwandtschaft, haufenweise Nichten und Cousinen was weiß ich wievielten Grades. Die schleichen mit finsteren Visagen in der Villa rum und wollen trotz dieses unmöglichen Testaments was vom großen Kuchen abbekommen. Ach, und beinahe hätte ich die restlichen Aasgeier vergessen. Und zwar die Supermanager, Vorstände und Erbsenzähler des Unternehmens und in ihrem Gefolge die Gewerkschaftsbosse. Auch die laufen im Totenhaus wie aufgescheuchte Hühner umher, weil sie sich furchtbar um die Verstopfung in der Leitung zum Geldhahn sorgen, an dem sie bis jetzt nuckeln durften. Es ist ein irres Theater, das da gerade im Protzbau abläuft, Francis. Man könnte lachen darüber. Aber das Lachen bleibt mir doch im Rachen stecken, weil sich ja langsam
abzeichnet, wie die Herrschaften dieses irre Stück zu beenden gedenken.«
    »Indem sie der Alleinerbin einfach den Hals umdrehen«, sagte ich.
    »Scheiße ja!«
    »Damit wäre das lästige Problem der jeweiligen Interessengruppen gelöst, und keiner bräuchte mehr auf den Letzten Willen der Toten Rücksicht zu nehmen«, fuhr ich fort, und Blaubart nickte. »Mit dem Ableben der Alleinerbin greift wieder das konventionelle, keiner testamentarischen Verfügung unterstehende Erbrecht. Die mit Adelheids Schicksal verflochtenen Hyänen in Menschengestalt können sich untereinander arrangieren, Kantsky wird auf einen Schlag aus den ökonomischen Turbulenzen herausfinden, in denen es garantiert wegen des gegenwärtigen Schlamassels steckt. Alles wäre wieder in bester Ordnung, nicht wahr?«
    Blaubart schien von meiner messerscharfen Analyse wenig beeindruckt. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass er in Gedanken, vor allem jedoch mit dem Herzen, bei der so reich Beschenkten war, die er ernstlich in Todesgefahr wähnte. Er streckte die Vorderpfoten lang und legte den Kopf darauf, wobei sich sein Gesicht wie eine Gewitterwolke verdüsterte.
    »Du hast es
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