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Die Augen der Mrs. Blynn

Die Augen der Mrs. Blynn

Titel: Die Augen der Mrs. Blynn
Autoren: Patricia Highsmith
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Patricia Highsmith • Werkausgabe
    Romane und Stories
    Herausgegeben von Paul Ingendaay und
    Anna von Planta

    Patricia Highsmith

    Die Augen der Mrs. Blynn

    Stories

    Aus dem Amerikanischen von
    Christa E. Seibicke

    Mit einem Nachwort von
    Paul Ingendaay

    Diogenes

    Herausgegeben in
    Zusammenarbeit mit Ina Lannert,
    Barbara Rohrer und Kate Kingsley Skattebol
    Die Stories ›Die Heimkehren, ›Zum Versager geboren‹,
    ›Der Spatz in der Hand‹ und ›Ein gefährliches Hobby‹
    wurden von Melanie Walz übersetzt,
    ›Des Menschen bester Freund‹ von Irene Rumler
    Ausführlicher Nachweis
    am Schluß des Bandes
    Umschlagfoto von
    Philipp Keel
    All rights reserved
    Alle Rechte vorbehalten
    Copyright © 2002
    Diogenes Verlag AG Zürich
    Scan by an unsong hero
    Bearbeitet von Brrazo 01/2006
    www.diogenes.ch
    IOO/O2/8/I
    ISBN 3 257 06430 6

    Inhalt

    Die Augen der Mrs. Blynn ..................................................7
    Nichts Auffallendes ...........................................................22
    Die Heimkehrer .................................................................52
    Zum Versager geboren ......................................................83
    Des Menschen bester Freund ..........................................106
    Der Spatz in der Hand .....................................................128
    Ein gefährliches Hobby ...................................................152
    Die zweite Zigarette ........................................................173
    Ein Mord..........................................................................206
    Das mürrische Taubenpaar ..............................................234
    Quitt .................................................................................248
    Wer ist hier verrückt? ......................................................268
    Spiel mit Variationen.......................................................289
    Ein Mädchen wie Phyl.....................................................316

    Anhang.............................................................................354
    Nachwort .........................................................................355
    Editionsplan .....................................................................381

    Stories 1952-1980

    Die Augen der Mrs. Blynn

    Mrs. Palmer lag im Sterben; sie wußte es ebenso gewiß wie alle anderen im Haus. Der zweiköpfige Haushalt – beste-hend aus Mrs. Palmer und Elsie, dem Dienstmädchen –
    hatte sich in den letzten zehn Tagen verdoppelt. Elsies vierzehnjährige Tochter Liza war hinzugekommen, um ihrer Mutter zur Hand zu gehen, und hatte ihren zottigen Hütehund Princy mitgebracht, den Mrs. Palmer als vierten Hausgenossen betrachtete. Liza, die sich die meiste Zeit in der Küche nützlich machte, schlief in dem niederen Stübchen mit dem Stockbett, nur ein paar Stufen unterhalb von Mrs. Palmers Zimmer. Es war überhaupt ein kleines Cottage: unten Wohnzimmer, Eßnische und Küche, oben Mrs. Palmers Schlafzimmer, der Nebenraum mit dem Stockbett und Elsies winzige Kammer. Alle Räume hatten niedrige Decken, und da Türstöcke und Treppenhaus noch tiefer lagen, mußte man ständig den Kopf einziehen.
    Mrs. Palmer würde sich vermutlich nur noch wenige Male ducken müssen, da sie höchsten zwei-, dreimal täglich aufstand, um sich, zum Schutz gegen die Kälte fest in ihren lavendelblauen Morgenrock gewickelt, ins Bad zu schleppen. Sie hatte Leukämie. Von Schmerzen blieb sie verschont, aber sie war sehr geschwächt. Mrs. Palmer war einundsechzig Jahre alt. Ihr Sohn Gregory war als Offizier der Royal Air Force im Nahen Osten stationiert und würde vielleicht noch rechtzeitig kommen, vielleicht auch nicht.
    Mrs. Palmer hatte ihr Telegramm bewußt nicht dringlich 7
    formuliert, denn sie wollte ihn weder aufregen noch ihm Ungelegenheiten machen, und er hatte nur zurücktelegrafiert, er werde alles daransetzen, Urlaub zu bekommen, und sie dann wissen lassen, wann er losfliegen könne. Ihr Telegramm war feige gewesen, dachte Mrs.
    Palmer jetzt. Warum hatte sie nicht den Mut gehabt, ehrlich zu schreiben: »Habe nur noch etwa eine Woche zu leben. Kannst du zu mir kommen?«
    »Mrs. Palmer?« Elsie streckte den Kopf ins Zimmer und stützte sich mit mehlbestäubter Hand gegen den Türpfosten. »Hat Mrs. Blynn für heute halb fünf oder halb sechs gesagt?«
    Mrs. Palmer wußte es nicht, und es schien ihr auch völlig unwichtig. »Ich glaube, halb sechs.«
    Elsie nickte
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