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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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heute.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich nehme an, du kommst heute abend auch nicht mit zum Geburtstagsessen meiner Mutter.«
    »Ich kann nicht. Ich muß doch zu diesem Hundeverein.«
    Der Tag dümpelte dahin. Er fand nichts Rechtes zu tun; las ein bißchen und langweilte sich dabei, schaltete durch alle Kabelprogramme, sah einen Bericht über die letzten Naturvölker der Erde. Am Nachmittag legte er sich in die Badewanne und schlief im viel zu heißen Wasser ein. Die Türklingel riß ihn aus einem düsteren Traum: er hatte vergeblich versucht, die schaukelnden Kinder, die überall in den Bäumen hingen, aufzufangen und in den Kleinlaster zu verfrachten, bevor der wie verrückt bellende Dackel sie beißen konnte.
    Er fand seinen Bademantel nicht, und als er es endlich geschafft hatte, feucht wie er war, Hose und Hemd anzuziehen, war schon niemand mehr an der Tür.
    Der Wirt zeigte auf einen runden Tisch in der Ecke, an dem drei Männer über ihren Bieren saßen.
    Für Samstagabend war wenig los in der Kneipe, nur zwei Tische besetzt, drei Leute an der Theke, einer am Spielautomaten. Vielleicht war es einfach noch zu früh.
    »Das soll der ganze Hundeverein sein?« wunderte sich Toppe.
    »Bloß der Stammtisch. Der Verein trifft sich nur einmal im Jahr. Ein Bier?«
    »Pils«, nickte Toppe und wartete.
    Der jüngste der drei Hundeleute sah zu ihm herüber. Ein häßlicher Mann mit fahler Hautfarbe, vorstehenden Zähnen und einem Kassengestell auf der Nase.
    Die anderen beiden waren wohl so um die Sechzig. Einer von ihnen hatte eine Lederhand; seine Halbglatze und das ganze Gesicht waren mit Sommersprossen übersät. Der andere hatte stachelkurzes Haar, den Nacken hoch ausrasiert, die buschigen schwarzen Brauen in der Mitte zusammengewachsen. Er trug einen grauen Trachtenjanker.
    Toppe zahlte sein Bier sofort, ging zum Tisch hinüber und stellte sich vor. Wie auf Kommando sahen der jüngere und der Sommersprossige den dritten an. Der erhob sich zackig. »Gründemanns, Malermeister aus Kellen«, stellte er sich vor, als müßte Toppe ihn kennen. »Ich bin der 1. Vorsitzende.«
    Toppe hatte das Abzeichen am Stehkragen der Joppe sofort entdeckt, aber er holte trotzdem seine Zeichnung heraus. Die drei nickten.
    »Setzen Sie sich doch. Was haben wir denn verbrochen, daß die Polizei kommt?«
    Auch die anderen trugen das Abzeichen am Revers. Toppe zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor, stellte sein Bier ab und setzte sich.
    »Es mag sich jetzt komisch anhören, aber haben Sie Ihr Abzeichen schon mal an einer Baskenmütze gesehen?«
    Die drei mußten die Frage erst einmal verdauen. Es war der Einhändige, der schließlich antwortete: »Aber sicher haben wir. Der Ewald hat dat immer. Die Baskenmütze is’ doch dem sein Markenzeichen. Ich sach immer, der geht noch mit dat Ding na’ Bett hin, der Ewald Timmer.«
    »Ja«, sagte Toppe, und es klang wie eine Bestätigung. Gründemanns schob seinen Bauch vor. »Also, jetzt wüßt ich doch zu gerne, warum Sie danach fragen.«
    Toppe hob bedauernd die Hände. »Am letzten Samstag – hatten Sie da auch Ihren Stammtisch?«
    Mißtrauisches Nicken.
    »War Ewald Timmer auch dabei?«
    »Japp«, meinte der jüngere. »War mein Geburtstag. Hab einen ausgegeben. Waren fast alle da.«
    Ganze Sätze schienen ihm nicht zu liegen.
    »Jetz’ habbich et! Dat is’ wegen die Brandstiftung!« Der Mann ließ seine Lederhand auf den Tisch knallen. »Un’ wat wollen Se da bei uns?«
    Plötzlich wurde Gründemanns gesprächig: »Der Ewald ist seit Jahr und Tag mein Schatzmeister. Aber in letzter Zeit, ich weiß nicht, einfach unzuverlässig. Hat wohl zuviel um die Ohren. Jedenfalls habe ich ihm vorige Woche noch gesagt: Ewald, so geht das nicht, das muß anders werden, sonst mußt du deinen Posten zur Verfügung stellen. Sind ja genug jüngere Leute da.«
    »Und wie hat Timmer das aufgenommen?« fragte Toppe.
    »Och«, sagte Gründemanns.
    Der Einhändige lachte: »Der hatte doch sowieso mal wieder Brass an dem Abend. Wegen der Alten, die da verbrannt is’. Hat ihn doch dauernd angeschissen.«
    »Hat er darüber gesprochen?«
    »Mußt er nich’ viel sagen. Wußte sowieso jeder.«
    »War scheiße«, sagte der junge in sein Bierglas. »Habt ihn alle verarscht.«
    »Ach wat!« meckerte der Einhändige.
    »Wohl! Von wegen, willst ein ganzer Kerl sein und so. War echt fies.«
    »Wie lange ist die Feier denn gegangen?«
    Der junge zeigte seine Hasenzähne. »Weiß nich’. Hab da wohl ’n Filmriß.«
    »Es
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