Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
war nur seine Frau zu Hause gewesen, und die wußte ja von nichts. Die Angst, geschnappt zu werden, nahm ab; es gab sogar Stunden, wo er darüber Genugtuung fühlte. Die Schuld blieb da, und mit jedem Tag, der verging, wurde es immer schwieriger, sich zu stellen.
    »Ich habe immer nur meinen Jungen gesehen. Ich wußte doch, der wird eingebuchtet, der kommt jahrelang nicht mehr raus. Das ganze Leben kaputt, wegen einer. weil ich so dumm war. Es ist doch meine Schuld.«
    Er weinte.
    Astrid stand auf und ging hinaus.
    Ackermann setzte sich an die Schreibmaschine und fing an zu tippen.
    Van Appeldorn stieg die Treppe hinauf zum Labor, holte Berns’ Untersuchungsbericht und legte ihn in die grüne Mappe, auf der in Heinrichs’ sauberer Schrift »Günther Breitenegger« stand und das Datum. Um halb vier war keiner mehr im Büro.

    »Ich habe es dir sofort gesagt, Helmut. Fred Jansen lügt. Das hatte ich doch im Gefühl.«
    Heinrichs war als erster im Büro gewesen und hatte noch einmal mit Kassandra telefoniert.
    »Ihr Vater wußte sehr wohl, daß die Kinder in Rees waren. Kassandra hat ihn nämlich von den Großeltern aus angerufen, nachdem ihre Mutter abgefahren war.«
    Toppe schüttelte den Kopf. Es war ihm noch nie passiert, daß er sich so getäuscht hatte.
    »Und das dickste Ei kommt noch.« Heinrichs lehnte sich weit über den Tisch. »Fred Jansen wollte am Samstag abend zu seiner Frau, um irgendwas wegen der Herbstferien zu regeln. Das hat er seiner Tochter hoch und heilig versprochen.«
    »Ist Jansen ein Typ, der Baskenmützen trägt?« fragte Astrid.
    Toppe zuckte die Achseln. Das gefiel ihm alles nicht.
    Van Appeldorn blätterte in den Berichten von gestern und gähnte. Jetzt nahm er die Beine vom Schreibtisch. »Du wirst bestimmt diesen Timmer überprüfen wollen, oder liege ich da falsch?«
    »Ich fahre gleich raus zum Jugendamt«, nickte Toppe.
    »Hört mir hier eigentlich überhaupt einer zu?« schnauzte Heinrichs.
    Van Appeldorn grinste ihm ins Gesicht. »Ich würde sagen, wir beide fühlen diesem netten Herrn Jansen mal auf den Zahn, Walter.«
    Astrid stand auf und hängte sich ihre Jeansjacke um.
    »Dann geben Sie mir mal unsere Liste von gestern.«
    Heinrichs sah sie verständnislos an. Sie schlug die Augen zur Decke. »Die Namen, die uns Bärbel Peters gegeben hat.«
    »O je!« Er fing an, die Papierstapel auf seinem Schreibtisch durchzuwühlen.
    Astrid setzte sich wieder.
    Verrückt, dachte Toppe. Was für eine Katerstimmung. Auch er war gereizt. Daß Günther durch einen schnöden, dämlichen Unfall ums Leben gekommen war, machte seinen Tod noch sinnloser. Es erfüllte ihn mit einer dumpfen Wut, die sich gegen niemanden richten konnte.
    »Wegen Günther«, begann er, aber van Appeldorn fuhr ihm sofort dazwischen. »Hör auf, Helmut! Wir haben alle dasselbe beschissene Gefühl. Ob wir drüber reden oder nicht, ändert auch nichts. Am besten, wir gehen einfach an unsere Arbeit und fertig.«
    »Ich weiß nicht.« Heinrichs hatte aufgehört, den Zettel zu suchen. »Das bete ich mir seit gestern auch immer wieder vor: Arbeit lenkt ab. Deshalb war ich ja auch heute schon so früh hier. Aber wenn ich ehrlich sein soll, mir ist zum Heulen.«
    Astrid strich ihm leicht über die Hand. »Mir auch, aber ich glaube, van Appeldorn hat recht.«
    Heinrichs fand die Liste schließlich in der Innentasche seiner Jacke. »Ich würde mit Ulrike Schnackers anfangen«, tippte er auf den Namen. »Das ist Heidi Jansens beste Freundin gewesen. Die sollte ja wohl wissen, wer der Frau eins auswischen wollte.«
    Astrid nickte. »Ich bin schon unterwegs.« Aber dann blieb sie noch einmal stehen, umarmte Toppe von hinten und küßte ihn. Er hielt sie fest.
    Keiner hatte Stasi anklopfen hören.
    Astrid wirbelte herum wie ein ertapptes Kind, zauberte Charme in ihr Gesicht. »Guten Morgen, Herr Siegelkötter. Nett, daß Sie wieder da sind.«
    Er straffte irritiert die Schultern. »Guten Morgen. Darf ich Platz nehmen?«
    Dicke Zufriedenheit sprang ihm aus jedem Knopfloch.
    »Es ist ganz großartig, daß Sie diesen tragischen Fall abschließen konnten.«
    »Das Lob gebührt Ackermann, nicht uns«, unterbrach ihn van Appeldorn sofort.
    »Selbstverständlich ist mir das bekannt«, tadelte Siegelkötter, »aber im Augenblick geht es mir um die Pressekonferenz, die ich um 14 Uhr anberaumt habe. Da muß verständlicherweise der Leiter des Kl.«
    »Auf gar keinen Fall!« Toppe sah Stasi eindringlich in die Augen. »Bei unseren Ermittlungen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher