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Feine Milde

Feine Milde

Titel: Feine Milde
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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hatte er den Telefonhörer in der Hand und gab dem Diensthabenden seine Anweisungen.
    »Und die sollen die Privatnummer von Frau Derksen rausfinden. Ich will, daß sie herkommt. Ihr wird er vielleicht glauben.« Toppe wippte unruhig auf und ab.
    Van Appeldorn hielt ihm eine offene Packung Zigaretten hin. »Hier, rauch erst mal eine.« Er schirmte das Feuerzeug mit den Händen ab. Selbst im rötlichen Schein der Flamme sah Toppes Gesicht grau aus.
    »Verflucht«, sagte er, »ich hab das verbockt.«
    »Quatsch«, meinte van Appeldorn nur.
    Sie hatten noch nicht aufgeraucht, als sie die ersten Sirenen hörten. Hinter dem Hügelkamm flackerte blaues Licht.
    Scheinwerfer erfaßten die Haustür für den Bruchteil einer Sekunde nur, aber Toppe sah, daß Timmer immer noch hinter der Scheibe stand. Er machte unwillkürlich einen Schritt aufs Haus zu, drehte sich dann aber um, weil die Kette der Einsatzfahrzeuge, die auf den Hof rollte, nicht abriß. »Ja, was, um Gottes willen«, fuhr er van Appeldorn an. »Wen hattest du vorhin an der Strippe?«
    »Look.«
    »Himmel«, stöhnte Toppe und schloß die Augen. »Katastrophen-Willi. Der bringt es fertig und schickt noch die Hundestaffel.«
    Er hatte es kaum ausgesprochen, da glitten am großen Wagen die Schiebetüren auf, und zwei junge Beamte sprangen heraus, jeder einen Schäferhund an der kurzen Leine.
    »Ich werd bekloppt.« Toppe rannte ihnen entgegen, aber da kam auf einmal Flintrop aus dem Dunkel angeschossen – er mußte in einem der letzten Wagen gewesen sein.
    »Weg!« brüllte er. »Weg! Zurück in die Karre mit den Biestern!«
    Jetzt war Toppe da. »Lassen Sie die Hunde im Wagen.«
    Die Beamten zögerten, sahen sich unsicher um.
    »Ich bin hier der Einsatzleiter«, sagte Toppe, so ruhig, daß es einen schauderte.
    Flintrop faßte ihn fest an der Schulter. »Herr Toppe. Der Ewald Timmer. Ich kenne den gut. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Lassen Sie mich mit ihm reden.«
    Toppe sah ihm in die Augen. »Wissen Sie denn, worum es geht?«
    »Er hat den Brand gelegt. Er hat sich verbarrikadiert und will eher seine Familie kaltmachen, als da rauskommen. Muß ich mehr wissen?«
    »Ja«, antwortete Toppe schwer. »Hanna.«
    Van Appeldorn hatte inzwischen das Chaos geglättet, dafür gesorgt, daß die Blaulichter abgeschaltet wurden und die Leute bei ihren Wagen blieben.
    »Kommt Frau Derksen?« rief Toppe ihm zu.
    »Die haben sie noch nicht erreicht.«
    Flintrop wartete.
    »In Ordnung«, sagte Toppe. »Versuchen Sie’s. Aber lassen Sie Ihre Waffe hier.«
    »Blödsinn«, schnaubte Flintrop. »Ihr tut alle so, als war das hier ein Geiseldrama.« Aber er legte Toppe die Pistole in die Hand und ging dann mit schnellen Schritten zur Tür.
    »Ewald.« Er sprach ziemlich leise. »Mach keinen Scheiß, Mensch, mach auf. Ich bin’s, Hubert Flintrop.«
    Nichts.
    »Jetzt hör endlich auf mit dem Mist, Jung. Ich komm alleine.«
    Die Tür öffnete sich kurz, Flintrop verschwand im Flur, dann wurde wieder abgeschlossen.
    In der Küche ging das Licht an. Toppe schlich um die Hausecke, aber da wurden schon mit einem Ruck die Vorhänge zugezogen. Hastig lehnte er sich mit dem Rücken flach an die Hauswand und wartete zwei, drei Minuten. Ein feiner Lichtstreifen fiel auf die Betonplatten unterm Fenster. Ein Spalt zwischen den Vorhängen. Toppe konnte die beiden Männer nicht sehen, nur ihre Hände auf dem Tisch. Dazwischen eine volle Schnapsflasche und zwei Wassergläser.
    Er ging zurück zu van Appeldorn. Beide sahen auf die Uhr. Keiner sprach.
    Nach zweiundvierzig Minuten sagte van Appeldorn:
    »Werden diese verfluchten Köter eigentlich nie müde?«
    Toppe zuckte die Achseln. Die Hunde sprangen immer noch geifernd gegen den Draht.
    Leise ging er wieder zum Küchenfenster: ein Paar Hände auf dem Tisch, in der Flasche nur noch eine Pfütze.
    Zurück neben van Appeldorn zählte er ungläubig noch einmal die Beamten durch: siebenundzwanzig Leute – zwei Hunde.
    »Wenn ich Look zwischen die Finger kriege«, erriet van Appeldorn seine Gedanken. »Wie lange willst du warten?«
    Toppe hob den Kopf.
    Im Flur wurde es hell.
    Er spürte den Ruck, der durch all die Leute ging, die bisher unbeweglich gewartet hatten. Langsam ging er auf die Tür zu, van Appeldorn schräg links direkt hinter ihm.
    Flintrop hatte Timmer untergehakt. Der Mann schwankte, tappte auf den Hof hinaus, das Kinn auf der Brust.
    »Selber fahren kann ich jetz’ aber nich’ mehr«, sagte Flintrop mit schwerer Zunge.
    Van
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