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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Grewe.«
    Grewe gähnte, dann entschuldigte er sich. Pagels lächelte.
    » Ich bin auch sterbensmüde. Und die Nacht wird wohl noch lang. Apropos: Wollen Sie mit der Kleidung in den Wald?«
    Grewe strich über seinen Mantel.
    » Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    » Na, wir werden hier doch noch etwas für Sie und Ihre Leute auftreiben.«
    Eine Stunde später waren alle anwesenden Mitglieder der SoKo Rems zumindest mit Stiefeln, Pullovern oder wattierten Unterziehjacken und Tarnparkas ausgestattet, und sie setzten sich in Richtung Übungsplatz in Marsch.
    Auf dem von Pagels beschriebenen Platz stand schon ein Bundeswehrlaster, in dessen Containeraufbau sich die Bodenstation der Drohne LUNA befand. Ein Hauptfeldwebel erklärte den Polizisten die Funktion der Geräte und wie sie die Drohne von hier aus steuerten. Sie war seit fünf Minuten in der Luft und zog ihre Bahn über dem Truppenübungsplatz.
    » Wir haben die Wärmebildkamera installiert. Das ist natürlich trotzdem ein bisschen Ratespiel, weil ja auch Tiere im Wald sind, aber man sieht sich nach einer Weile ein und kann dann auch aus Bewegungsmustern schließen, ob es sich da um ein Wildschwein oder einen Mensch handelt.«
    Grewe schaute auf das grünliche, etwas grießelige Bild. Jemand klopfte an die Tür der Station. Fuchs.
    » Grewe, kommst du mal kurz raus?«
    Sie gingen ein paar Schritte auf der Wiese. Fuchs rauchte.
    » In der Leitstelle haben sie ziemlich gerödelt und bei einer Reihe von anderen Dienststellen angerufen. Es gab auffällige Einbrüche, einen in der Calwer Gegend, eine ganze Reihe hier. Klamotten, ein Schlafsack, Essen, geringe Geldmengen, Verbandsmaterial, Wasch- und Rasierzeug, Schnur, ein Rucksack, Zelt, ’ne Isomatte, überhaupt Campingzeug. Es sieht sehr danach aus, als würde Heinrich seit mehr als drei Wochen mehr oder weniger draußen schlafen. Zwei Bauern und ein Wochenendhausbesitzer in der Gegend haben Einbrüche gemeldet, bei denen so gut wie nichts gestohlen wurde, aber offensichtlich jemand in Häusern bezettwee Stallung oder Scheune geschlafen hat. Tja. Und in unserer Vermisstendatei ist er auch schon, allerdings ohne Berufsangabe, ohne Details.«
    » Okay, Markus. Danke.« Grewe guckte in den völlig finsteren Wald. » Was macht das mit einem Mensch?«
    Fuchs trat seine Kippe aus.
    » Macht ’nen kalten Arsch. Und macht nicht freundlich.«
    » Ja, da hast du recht. Da hast du recht.«
    Plötzlich ging die Tür der Station auf.
    » Herr Grewe. Wir haben was.«
    Er war in eine Fichtendickung gekrochen, tief hinein. Er lag auf dem Bauch, die Kapuze über den Kopf gezogen. Das Gewehr lag im Anschlag auf seinem Rucksack, er hatte die Stütze gegen seine Schulter gelegt, die rechte Hand locker um den Schaft, den Zeigefinger gestreckt. Wenn sie Wärmekameras hatten, würde ihm das nichts nutzen, aber es fühlte sich sicherer an. Wenn er den verdammten Rocker nicht in die Rettungsdecke eingewickelt hätte, dann könnte er damit Wärmeabstrahlung verhindern, dann würde ihnen das Ding nichts nutzen.
    Hätte, hätte.
    Wasser über sich schütten, ging natürlich auch, aber dafür war es zu kalt, da würde er ratzfatz auskühlen.
    Er hörte den Motor der LUNA, er kannte den Sound gut. Sie würden ihn kriegen, keine Frage. Wahrscheinlich war er ja auch mehr als eine Woche nach … der Sache noch hier, damit sie ihn kriegen konnten. Er war, wie könnte man es ausdrücken? Am Ende des Weges? So in der Art.
    Ganz am Anfang hatte er ja gedacht, er könnte vom » Run« abhauen, hierherkommen, die Sache mit Rems erledigen und dann wieder zurück. Einfach mal den längsten » Run« aller Zeiten in der Geschichte des Combat Survival Course hinlegen. Es war ein guter Plan gewesen, er hatte sich Geld und Zivilklamotten besorgt, schon in der ersten Nacht, war ganz normal mit dem Zug gefahren und hätte auch genauso wieder zurückgekonnt, die Klamotten wegwerfen, den Overall, die selbstgeschneiderten Sachen aus Wolldecke, und die ollen Stiefel wieder ausgraben und sagen: » Hallo, da bin ich.«
    Aber nachdem er Rems getötet hatte, war alles anders geworden. Er hatte jede Richtung verloren, jedes Wollen.
    Das war das Schlimmste.
    Er hatte Rems umgebracht, weil er dachte, das würde ihn endlich wieder frei machen. Frei von all den Erinnerungen, frei von der Schuld, die er empfand, obwohl es ja nicht seine Schuld gewesen war. Die Scheißtaliban waren schuld. Rems war selber schuld. Er hätte auch ohne Beine noch was aus seinem Leben
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