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Feindberührung - Kriminalroman

Feindberührung - Kriminalroman

Titel: Feindberührung - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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junger Offizier. Er befand sich im Wirkungsbereich der Explosion, die Rems die Beine abgerissen hat; allerdings ist direkt hinter ihm der afghanische Sprachmittler gegangen, und der hat alles abgekriegt. Heinrich war nur leicht verwundet.«
    » Was genau war das für ein Anschlag?«, unterbrach Grewe.
    » Die Kompanie war auf dem Rückweg von einer Patrouille. Im Nichts hat plötzlich ein Junge gestanden, angekettet an seinen eigenen Vater, der tot neben ihm gelegen hat. Der Junge hatte ’ne Sprengstoffweste um, aber nicht freiwillig. Rems hat ihm die Hände gehalten, damit er nicht aus Erschöpfung die Zünder loslässt, der stand nämlich schon lange da. Die EODs haben den Sprengsatz entschärft, alles o. k.«
    Rohmanns Blick war weit weg.
    » Und dann?«
    Rohmann zog Luft durch die Nase.
    » Dann? Wollten sie die Leiche von dem Vater mitnehmen, damit die Familie ihn bestatten kann.« Rohmann sah Grewe an. » Unter der Leiche war ’ne MS 3 , eine Mine mit Entlastungszünder versteckt.«
    Die Polizisten sahen ihn fragend an.
    » Der Zünder liegt unter der Deckelplatte, die Mine wird belastet, der Zünder gibt den Sicherungsstift frei, und den zieht man raus. Dann ist das Ding scharf. Wenn man die Last von der Mine nimmt, setzt sie um.«
    » Eine Tretmine?«, fragte Kertsch.
    » Nein. Das wird immer falsch dargestellt. Das funktioniert nicht nur mit Drauftreten und Runtergehen. Der Sicherungsstift muss erst gezogen werden, und das geht nur, wenn der Zünder schon nach unten gedrückt ist. Tretminen gehen direkt los, wenn man sie belastet.«
    » Wofür benutzt man denn solche Minen?«
    » Zur Aufnahmesicherung. Sie legen ein Feld von Minen mit Erschütterungszündern, klassisch. Unter ein paar von denen legen sie MS 3 , scharf. Wenn jetzt ein EOD kommt, eine von den gesicherten Minen entschärft und wegnehmen will, dann rumst die MS 3 darunter los und jagt das ganze Minenfeld hoch.«
    Therese lief ein Schauer über den Rücken. Was sich Menschen so ausdachten …
    » Jedenfalls hatte der Junge das gar nicht mitbekommen, dass die Kerle unter seinem Vater so ein Ding versteckt haben, der war mit sich selbst beschäftigt. Die hatten gerade seinen Vater umgelegt und waren dann dabei, ihm die Weste umzubinden. Tja.«
    Es war sehr still.
    » Die zwei Mannschafter, die den Vater gerade in den Bodybag packen wollten, waren sofort weg. Die zwei EODs daneben sind innerhalb von zehn Minuten verstorben. Die Sanis konnten nichts mehr machen, außerdem standen die selber unter Schock, waren bloß fünfzig Meter weg vom großen Rumms. Der Sprachmittler, der Junge und Rems mussten nach Mazar-i-Sharif ausgeflogen werden, und Heinrich hatte tatsächlich bloß einen Schock und ein paar Kratzer.« Rohmann zögerte.
    » Mh-mm. Ja?« Grewe hatte einen Frosch im Hals.
    » Heinrich hat bei einem Einsatz ein paar Jahre vorher schon mal so eine Sache überlebt. Als Einziger.«
    Grewe spürte ein Kribbeln im Bauch.
    » Was war danach mit ihm?«
    Rohmann sah aus dem Fenster.
    » Heinrich hat das gut verpackt. Auch beim zweiten Mal. Er hat sich um Rems gekümmert, hat ihn oft besucht. Der ist ein Typ, der immer nach vorne guckt.«
    Pagels schaltete sich ein.
    » Das kann ich bestätigen. Oberleutnant Heinrich ist ein sehr belastbarer und leistungsfähiger Mann. Top ausgebildet. Das einzige Problem, das er hat, ist die Laufbahn.«
    » Die Laufbahn?«, fragte Grewe.
    » Na ja, er ist Offizier ohne Studium. Wollte er nicht. Er war der Meinung, als Infanterist brauche man kein Studium. Aber er hat nicht an später gedacht.«
    » Nach dem Bund, meinen Sie?«, fragte Kertsch.
    » Ja, auch das. Aber vor allem wollte er gerne Berufssoldat werden. Das ist aber für einen Offizier ohne Studium nahezu ausgeschlossen. Und seine Verpflichtungszeit läuft in eineinhalb Jahren ab.«
    » Aha. Und dann?« Grewe sah Pagels mit nervöser Gespanntheit an.
    » Wir haben einen Alternativplan entwickelt. Mit Hauptmann Rohmann.«
    Grewe sah zu Rohmann.
    » Er soll zum KSK. Kommando Spezialkräfte. Er ist qualifiziert dafür, und wenn er da angenommen wird, wird er automatisch Berufssoldat.«
    » Das soll die Risiken ein bisschen abfedern. Die Regelung ist noch nicht so alt.« Pagels klang ein wenig heiser.
    » Er sollte jetzt eigentlich in Calw beim Auswahlverfahren sein. Das geht ein paar Wochen.«
    » Aber?« Grewe wurde ungeduldig.
    » Er ist vor über drei Wochen da abgehauen. Beim › Run ‹ .«
    » Beim was?«
    » Mein Gott. Flucht, Gefangennahme und Verhör.
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