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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns
Autoren: Jason Dark
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»Haben Sie mal ‘ne Zigarette?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichtraucher, schon lange.«
    Dirk Reuter fluchte. Er schlug auf die Platte des Tisches, der zwischen uns stand. »Alles hier ist scheiße. Die Zellen, die Schließer, und Zigaretten habe ich auch keine mehr.« Er hörte auf und schüttelte den Kopf.
    Widersprechen konnte ich ihm nicht. Der Raum, in dem wir saßen, war wirklich hässlich. Grüngraue Wände, kein Fenster. Zwei Tische, vier Stühle – und ein Mann, der von außen her die Besucherzelle bewachte. Dazu musste er nur durch ein Fenster in der Tür schauen.
    Mir gegenüber saß Dirk Reuter. Er stammte aus Deutschland. Wegen Bankraubs war er zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, die er nun in diesem Knast abhocken musste. Er war ein bulliger Typ mit sehr kurz geschorenen Haaren und einem schmalen Oberlippenbart.
    Das Alter lag bei 35. Er trug einen Overall, an dem Sägespäne hafteten. Reuter arbeitete in der Schreinerei, denn diesen Beruf hatte er auch in Deutschland ausgeübt. Im Alter von 20 Jahren war er dann auf die Insel gekommen und hatte bei einem Sargmacher gearbeitet, der zugleich eine Schreinerei betrieb. Dann war er auf die schiefe Bahn geraten und hatte an einem Bankraub teilgenommen.
    So weit in Kürze sein Lebenslauf, den ich nicht von ihm selbst wusste, sondern von meinem Freund Bill Conolly, der sich mit ihm zuerst unterhalten hatte.
    Bill war dabei, einen längeren Bericht über Gefängnisse zu schreiben. Er wollte nicht nur die staatliche Seite hören, sondern auch die der Insassen. Die Erlaubnis für die Interviews hatte er unter anderem durch meine Fürsprache erhalten.
    Manche Gefangene hatten sich kooperativ gezeigt, andere wiederum nicht. Sie hatten sich verweigert.
    Und nun saß ich hier. Angeblich, weil dieser Dirk Reuter etwas wusste, was mich interessieren konnte. So jedenfalls hatte es mir Bill erklärt, dem sich Reuter allerdings nicht geöffnet hatte. Es war bei Andeutungen geblieben. Er hatte von unheimlichen Gestalten gesprochen und sie sogar als Zombies bezeichnet.
    Ich hatte einen Besuch erst ablehnen wollen, war aber dann von Bill Conolly überzeugt worden und saß nun hier dem Mann mit den kalten Augen gegenüber.
    »Keine Zigarette?«
    »Nein. Ich sagte Ihnen schon…«
    »Egal, dann rauche ich meine.«
    »Bitte.«
    Zuvor grinste Reuter mich an. »Wenn der Schließer kommt und hier Theater machen will, dann sagen Sie ihm, dass Sie mir das Rauchen erlaubt haben.«
    »Wir könne es ja probieren.«
    Dirk Reuter holte eine Blechschachtel aus seiner Tasche, die so groß war, dass sie einen kleinen Aschenbecher enthielt. Ebenfalls eine Blechschachtel, kleiner natürlich, die man zudem zuklappen konnte.
    Feuer hatte er auch, und als er die Filterlose zwischen seine Lippen steckte und den ersten Rauch inhalierte, konnte er sogar lächeln.
    »Das tut gut, Sinclair.«
    Ich hob die Schultern. »Kann ich schlecht beurteilen. Bei mir ist es schon zu lange her.«
    »Klar.« Reuter schaute gegen die Decke. Dort hing eine Lampe, die kaltes Licht verstreute, in das jetzt die Rauchschwaden hineinwehten und es vernebelten.
    Nach drei Zügen stellte ich ihm die erste Frage. »Weshalb sitze ich Ihnen hier gegenüber?«
    »Tja.« Sein leises Lachen war nicht zu überhören. »Weshalb wohl? Hat Ihnen Conolly nichts gesagt?«
    »Wenig. Viel konnte er mir wohl deshalb nicht sagen, weil Sie ihm nichts Konkretes mitgeteilt haben.«
    »Das mag schon sein. Er war ja nicht der richtige Mann. Das sind Sie, Sinclair.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Er blies den Rauch an meinem Gesicht vorbei in die Höhe. »Auch wenn man im Knast sitzt, ist man nicht ganz weg von der Welt. Hin und wieder kann man etwas lesen oder bekommt von anderer Seite her Informationen, was draußen so läuft.«
    »Das ist mir nicht neu.«
    »Eben, Meister. Und deshalb habe ich auch über Sie was gelesen. Wo, das kann ich Ihnen nicht mal sagen, aber Ihr Name hat sich bei mir festgehakt.«
    »Und weiter…?«
    Er stäubte Asche ab. »Ebenso wie der Ihres Freundes Bill Conolly. Wir haben hier Zeitungen und Illustrierte. Er hat verdammt viele Artikel geschrieben, und die waren immer spannend, weil sie sich um Themen drehten, die oft außerhalb des Normalen lagen. Ich dachte dann, mich trifft der Schlag, als dieser Conolly plötzlich hier auftauchte und über unseren Knast schreiben wollte, in dem ich offiziell noch vier Jahre hocken muss. Eine verdammt lange Zeit. Sie können sich nicht vorstellen, wie beschissen
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