Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
konnte. Ein tiefes Knirschen war zu hören, als er hochschaltete, und der Motor klang nicht allzu gesund. Joe hoffte inständig, dass er ihn in den nächsten paar Minuten nicht im Stich lassen würde.
    Er wusste, dass es aus taktischen Gründen wenig sinnvoll wäre, den Wagen zu behalten. An Schnelligkeit und PS-Leistung war er dem Granada hoffnungslos unterlegen. Im Augenblick glich das Terrain diesen Vorteil noch aus: kurze Wohnstraßen mit vielen Kreuzungen und Abzweigungen. Doch wenn Joe versuchte, mit dem Peugeot einen Weg aus der Stadt heraus zu finden, würden sie ihn bald eingeholt haben.
    Bei der nächsten Gelegenheit bog er rechts in die College Road ab und dann links in die Guthrie Road. Das Fahrwerk knarzte bedenklich. Er spürte, dass die Reifen immer wieder durchzudrehen drohten. Mit dem Lärm und der überhöhten Geschwindigkeit zog er besorgte Blicke einer Gruppe von Frauen auf sich, die ihre Kinderwagen über den Gehsteig schoben. Er fuhr jetzt am Zoogelände entlang, was bedeutete, dass in diesen Straßen eine wesentlich höhere Fußgängerdichte herrschte – wenn da einer der Fahrer die Kontrolle verlöre, wäre die Katastrophe programmiert.
    Aber er hatte seine Wahl getroffen. Jetzt musste er wohl oder übel weiterfahren.
    Der Fahrer des Granada hatte zu spät gesehen, dass Joe abgebogen war. Er musste bremsen und zurücksetzen, während Joe am Zoo vorbeiraste und wieder rechts abbog. Im letzten Moment musste er selbst auf die Bremse steigen, als er einen Motorroller herannahen sah. Das Hinterrad des Rollers war kaum vorbei, da gab Joe schon wieder Gas. Der Granada kam rasch näher.
    Dann steuerte Joe den Wagen nach links in die All Saints’ Road, wo er fast einen Wagen rammte, der an der Ecke in der zweiten Reihe parkte. Es gelang ihm, das Hindernis zu umkurven, doch beim Geradeauslenken brach das Heck aus, und der rechte hintere Kotflügel streifte eine Schuttmulde mit einem Geräusch wie von Fingernägeln, die über eine Schiefertafel kratzen. Zwei Bauarbeiter liefen auf die Straße und starrten ihm entgeistert nach, als er davonraste. Im Rückspiegel sah Joe den Granada hinter den beiden auftauchen. Er zuckte zusammen und machte sich auf einen fürchterlichen Zusammenstoß gefasst.
    Hätte Danny Morton am Steuer gesessen, dann hätte er die Bauarbeiter vermutlich einfach über den Haufen gefahren, doch sein Fahrer war ein wenig gnädiger. Er drückte auf die Hupe, bis die beiden Männer den Weg freimachten. Der Granada musste abbremsen, was Joe ein paar kostbare Sekunden verschaffte. Jetzt musste er das Beste aus der gewonnenen Zeit machen.
    Die All Saints’ Road war eine weitere ruhige Wohnstraße mit viel Grün. Sie verlief ein paar hundert Meter weit schnurgerade und schwenkte dann leicht nach rechts. Bis Joe die Kurve erreichte, hatte er es irgendwie geschafft, den altersschwachen Peugeot auf fast hundert Stundenkilometer hochzujagen – ein irrsinnig waghalsiges Tempo.
    Gott sei Dank war die Straße frei. Er näherte sich rapide der Einmündung in die St. John’s Road. Hohe Bäume und ein vierstöckiges Gebäude nahmen ihm vor der T-Kreuzung die Sicht, doch er wusste, dass er ein kalkuliertes Risiko eingehen musste.
    Er trat auf die Bremse, ging auf achtzig herunter, auf fünfundsechzig, dann schaltete er in den zweiten Gang zurück und wechselte wieder aufs Gas. Der Motor heulte auf, als der Wagen auf die falsche Straßenseite schlingerte. Die St. John’s Road war jetzt unmittelbar vor ihm. Ein Auto fuhr von links nach rechts vorbei, doch aus der anderen Richtung kam nichts.
    Joe betete, dass es so bleiben möge, und steuerte in weitem Bogen die Einmündung an, ohne das Tempo zu drosseln. Er schlitterte mit kreischenden Reifen um die Kurve. Er war froh um den Lärm – denn der »kalkulierte« Teil des Risikos bestand darin, dass jeder, der in diesem Moment die St. John’s Road entlangkam, ihn kommen hörte und Zeit hatte auszuweichen.
    Der Verkehr in Richtung Norden bestand nur aus einem einzigen Radler, einem jungen Mann mit dicker Brille und neongrünem Helm, der wenige Meter vor der Einmündung eine wacklige Bremsung hinlegte. Joe hob eine Hand – nicht um ihm zu danken, sondern um ihn zu warnen, indem er in Richtung All Saints’ Road gestikulierte: Da kommt noch einer .
    Als Zugeständnis an die Straßenverkehrsordnung setzte er den rechten Blinker, blieb im zweiten Gang und bremste noch etwas ab, bevor er wieder abbog, diesmal auf den Parkplatz des Bahnhofs Clifton Down.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher