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Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)

Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)

Titel: Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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    In der Kiste lag eine nackte Frau.
    Die Kiste war so klein, daß sich die Frau kaum bewegen konnte. Es war ihr möglich, die Beine etwas an den Körper zu ziehen, um Muskelkrämpfe zu lindern, doch wenn sie sich auf die Seite drehte, stieß ihre Schulter an das Gitter, das man aufschließen und hochklappen konnte, was aber selten geschah.
    Die Kiste bestand aus unbearbeitetem Holz. Sie war von innen nicht verkleidet, so dass die Haut der Frau an vielen Stellen wund war. Die Kiste stand über einem gemauerten Abfluss und ihr Boden war mit Öffnungen versehen. Alles in allem war dieses Gefängnis kleiner als ein normaler Sarg, nach oben offen, anstelle eines Deckels gab es ein Gitter.
    Die Frau krallte ihre Hände um die rostigen Stäbe und starrte ihre Peiniger mit müden Augen an.
    Zwei Männer in Uniformen der städtischen Irrenanstalt Bookerhole rollten einen Wasserschlauch aus. Einer schloss den Schlauch an eine Pumpe an, der andere richtete die Öffnung auf die Kiste. Ein fetter Strahl schoss hervor. Der Mann spritzte die Kiste und die Frau ab, als reinige er eine Mauer oder ein Pferd. Er legte die Spitze seines Zeigefingers auf die Schlauchöffnung um den Strahl zu verschärfen und schoß Verunreinigungen von Holz und Mensch. Das Schmutzwasser verschwand gluckern im Abfluß.
    Die Frau hatte während dieser Prozedur keinen Ton von sich gegeben, obwohl ihr Körper sich wand und zuckte. Als es vorbei war, starrte sie die Männer an und ihre Lippen verzogen sich wie die eines zornigen Hundes.
    Die Männer rollten den Schlauch zusammen und warfen ihn achtlos beiseite.
    Ein an die Wand geketteter Mann, in Fetzen, hager und besudelt, kreischte markerschütternd. Er wackelte mit dem Schädel und Speichel spritzte aus seinem Gesicht.
    „ Du kommst auch noch dran, Napoleon!“, lachte der Pumpenmann und stopfte sich eine Pfeife.
    Sein Kollege, einen Kopf kleiner, mit feuerroten Haaren und Pickeln im Gesicht, kicherte und schlug die Hand vor den Mund.
    „ Sauber gefällt mir unsere Lady wesentlich besser.“ Der Pumpenmann pustete duftenden Rauch aus.
    „ He, Brock ... is‘ sie wirklich ‘ne Lady?“
    „ Na, was glaubst du denn, Kleiner?“
    Die Frau streckte sich, soweit es die Kiste zuließ. Wasser lief ihr über den Körper, der vor Kälte blau geworden war. Sie funkelte die Männer an und schwieg.
    Der Rothaarige lehnte sich an die Wand. „Man sagt, sie hat jemanden ermordet!“
    „ Ist wohl so!“
    „ Man sagt, sie hätte aufgehängt werden sollen!“
    „ Mmmh ...“
    „ Der Richter hat aber gemeint, sie wär‘ verrückt! Sie soll im Gerichtssaal verrückt geworden sein und hat wohl nen Anfall gekriegt. Man sagt, sie soll den Richter geschlagen haben, getreten haben, bespuckt haben, seine Perücke soll durch die Gegend geflogen sein ... puh!“
    „ So war es, Kleiner! Niemand wollte ihren Beteuerungen glauben. Stell‘ dir vor, es gibt Augenzeugen für die Morde und sie schwört, daß sie damit nichts zu tun hat. Wenn das nicht verrückt ist ...“
    „ Sie is‘ wie alle hier, völlig bekloppt!“
    „ Mmmh!“
    „ Stimmt’s, daß sie schwer reich is‘?“
    „ Sie war eine feine Dame, die Tochter von Leuten, die bei einem Schiffsunglück umgekommen sind. Hat eine Menge Geld geerbt, sagt man!“
    „ Da sieht man nix mehr von, was?“
    „ Nackt sind sie alle gleich, obwohl ...“ Der Pumpenmann, Brock, grinste feist. „... dieses Exemplar ist besonders hübsch! Könnte mir wirklich gefährlich werden!“
    Pickelgesicht kicherte beifällig, und machte mit seiner Hand im Schritt eine obszöne Geste. Sein Blick begegnete dem der Frau in der Kiste. Ihm fuhr für einen Moment ein eiskalter Finger über die Wirbelsäule und er bekam eine Gänsehaut. Er hüstelte und ging zu dem Tobenden, dem er eine runterhaute. Napoleon grunzte und schwieg. Ihm kullerten Tränen über die Wangen. Seine feuchten Lippen bebten.
    Eine Alte, um deren Oberkörper weiße Lappen flatterten – sie war mit einem Halsreif an die Wand gekettet - fuhr aus ihrer Agonie hoch und fluchte in unverständlichen Worten. Sie spie aus und versank wieder in sich selbst.
    In zwei anderen Kisten, die etwas entfernt an der getünchten Wand standen, regte es sich. Gierige Knochenfinger reckten sich durch die Gitterstäbe. Unartikulierte Laute drangen aus den Kisten.
    „ Heh, ihr wollt wohl auch ‘ne Dusche, was?“, brüllte Pickelgesicht.
    Wahnsinniges Kichern echote durch den Gang.
    Pickelgesicht sprang über die Kiste, in der die
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