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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz
Autoren: Stephanie Laurens
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Die Schwarze Kobra
Vorgeschichte
    Indien, 1822

    24. März 1822 Hauptquartier der Ostindischen Kompanie, Kalkutta, Indien
    »Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, diesem Scheusal den Kopf abzuschlagen.« Francis Rawdon-Hastings, Marquis of Hastings und seit neun Jahren Generalgouverneur von Indien, stapfte hinter seinem Schreibtisch auf und ab.
    Die fünf Offiziere, die lässig in den eleganten Rattansesseln vor dem riesigen Mahagonitisch im Büro des Generalgouverneurs saßen, blieben still und stumm; Hastings Herumgetigere war das Einzige, was die drückend schwüle Luft in Bewegung brachte.
    Der alte Herr hatte einen hochroten Kopf, seine Fäuste waren geballt, die Muskeln an Schulter und Armen gespannt. Colonel Derek Delborough, Spitzname Del, der an einem Ende der Sesselreihe saß, registrierte die Hinweise auf die Erregung seines obersten Dienstherrn mit kühler Zurückhaltung. Der Generalgouverneur hatte sich lange Zeit gelassen, ehe er ihre Truppe, die von Hastings selbst ausgewählte Spezialeinheit, zu sich gerufen hatte.
    In der weiß verputzten Wand hinter Hastings befanden sich zwei Teakholzfenster, die, obwohl sie von einem breiten Balkon beschattet wurden, wegen der brüt enden Hitze mit Läden verschlossen waren. Zwischen den Fenstern hing ein Bild
des Königs, gemalt, als er noch als Prinz Florizel der Liebling Europas gewesen war, aus dem er auf diesen Außenposten der reichen und mächtigen englischen Nation herabsah. Das Büro war üppig ausgestattet. Rosenholztische und Teakholzschränke mit feinen Schnitzereien und Intarsien glänzten im Licht, das durch die geschlossenen Läden fiel und sich in den unzähligen kunstvollen Messingbeschlägen spiegelte.
    Der luftige, makellos saubere, reich und exotisch möblierte Raum verströmte trotz seiner Zweckmäßigkeit eine zeitlose Gelassenheit, so wie der ganze Subkontinent, der zu einem großen Teil nun von Hastings verwaltet wurde.
    Immun gegen jede beruhigende Ausstrahlung lief Hastings nach wie vor ärgerlich hin und her.
    »Diese Überfälle auf unsere Konvois müssen aufhören – mit jedem Tag, der ungenutzt verstreicht, jeder Attacke, die ungesühnt bleibt, büßen wir mehr Autorität ein.«
    »Soweit ich weiß … « – Dels gedehnte Sprechweise, ein Hinweis auf seine unerschütterliche Ruhe, stand in scharfem Kontrast zu Hastings knappem Ton – »… haben die Aktivitäten der Schwarzen Kobra in letzter Zeit stark zugenommen.«
    »Ja, verdammt noch mal! Und unser Büro in Bombay hat es bis vor ein paar Monaten nicht einmal für nötig gehalten, das zu melden, geschweige denn, etwas dagegen zu tun , und jetzt jammern sie, dass sie die Situation nicht in den Griff kriegen. « Hastings blieb hinter seinem Schreibtisch stehen, wühlte gereizt in einem Stapel von Dokumenten und legte einige davon auf dem Tisch aus, ehe er sie über die polierte Platte schob.
    »Das sind einige der jüngsten Berichte – nur damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen.«

    Die vier Männer rechts von Del sahen ihn an. Auf sein Nicken hin nahm jeder einen Bericht, lehnte sich zurück und begann zu lesen.
    »Ich habe gehört«, sprach Del weiter, wodurch die Aufmerksamkeit des Generalgouverneurs sich wieder auf ihn richtete, »die Sekte sei 1819 aufgetaucht. Gibt es irgendeine Vorgeschichte, oder hat die Schlange in dem Jahr zum ersten Mal ihr Haupt erhoben?«
    »Damals gab es die ersten Gerüchte, selbst die Einheimischen hatten nie zuvor davon gehört. Natürlich kann man nicht sagen, ob die Kobra nicht irgendwo im Hintergrund gelauert hat – in Indien gibt es weiß Gott genug von diesen geheimen Sekten –, aber vor 1819 gibt es keinerlei Hinweise darauf, nicht einmal von älteren Maharadschas. «
    »Wenn ein neuer Kult entsteht, ist meist ein neuer Anführer im Spiel.«
    »Stimmt, und genau den sollen Sie eliminieren. Wenn das nicht klappt, dezimieren Sie seine Truppen … « – Hastings deutete auf die Dokumente, die von den anderen vier Männern gelesen wurden – » … diese Fanatiker, die er zum Morden, Vergewaltigen und Plündern einsetzt – damit dieses Scheusal sich wieder unter dem Stein verkriecht, unter dem es hervorgekommen ist.«
    »Mit ›Morden, Vergewaltigen und Plündern‹ scheint das Tun der Schwarzen Kobra nur unzureichend beschrieben zu sein.« Major Gareth Hamilton, einer der vier Offiziere, die Del unterstellt waren, schaute auf und heftete seinen braunen Blick auf Hastings.
    »Das hier liest sich eher wie eine
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