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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz
Autoren: Stephanie Laurens
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identifizieren, zu fangen und der Justiz zu übergeben. Bei der Wahl der Mittel und Wege haben Sie freie Hand. Mir ist egal, wie Sie es anstellen, Hauptsache, am Ende siegt die Gerechtigkeit. Über die Mittel und Truppen der Kompanie können Sie wie gewöhnlich nach eigenem Ermessen verfügen.«
    Wie üblich war es Rafe, der für die ganze Gruppe antwortete, wenn auch mit eigenen Worten.
    »Sie haben davon gesprochen, dass wir der Schlange den
Kopf abschlagen sollen.« Sein Ton war locker und wie immer versprühte er seinen lässigen Charme, ganz so als befände er sich auf einer Teeparty und spräche über Krocket.
    »Bei Sekten ist das normalerweise der beste Ansatz. Können wir davon ausgehen, dass es Ihnen lieber wäre, wenn wir uns den Anführer greifen – oder sollen wir vorsichtig vorgehen und eher versuchen, in erster Linie die Konvois zu schützen?«
    Hastings sah Rafe in die arglosen blauen Augen.
    »Sie, Captain, wissen doch gar nicht, was Vorsicht ist.«
    Dels Mundwinkel zuckten und aus den Augenwinkeln sah er, dass es Gareth ähnlich ging. Rafe, der den Spitznamen »Draufgänger« aus gutem Grund bekommen hatte, bewahrte seine Unschuldsmiene trotz Hastings’ zynischem Blick.
    Schließlich räusperte sich der Generalgouverneur.
    »Ihre Annahme ist korrekt. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Schwarze Kobra persönlich anvisieren, sie identifizieren und eliminieren. Was den Rest angeht, tun Sie, was möglich ist, aber die Zeit drängt, und Vorsicht können wir uns nicht mehr leisten.«
    Wieder musterte Hastings seine Männer.
    »Sie dürfen meine Befehle auslegen, wie Sie wollen – nur bringen Sie die Schwarze Kobra vor Gericht.«
    15. August, fünf Monate später Offiziersmesse Ehrenwerte Ostindische Kompanie, Bombay
    »Hastings hat gesagt, wir können seine Befehle interpretieren, wie wir wollen – und wir hätten freie Hand bei der Wahl der Mittel und Wege.« Rafe lehnte die Schultern an die Wand in seinem Rücken, schnappte sich eins der Gläser, die der Barjunge gerade auf den Tisch gestellt hatte, und nahm einen großen Schluck vom dunklen, bernsteinfarbenen Bier.
    Die fünf Freunde – Del, Gareth, Logan, Rafe und James – saßen an einem Ecktisch in der Bar neben der Offiziersmesse. Sie hatten den Tisch gewählt, weil er gewisse Annehmlichkeiten bot, unter anderem freie Sicht auf den ganzen Raum – die von der Offiziersmesse abgetrennte vordere Veranda – und den Paradeplatz vor dem Haus. Außerdem – der größte Vorzug des Tisches – konnte sich wegen der dicken Steinmauern hinter ihnen und an einer Seite weder innen noch außen irgendjemand unbemerkt nähern und ihre leise Unterhaltung belauschen.
    Die Bambusrollos zwischen den vorderen Säulen der Veranda waren im Moment heruntergelassen, um die tief stehende Nachmittagssonne und den Staub abzuhalten, den eine Truppe von Sepoys beim Exerzieren aufwirbelte, sodass die Bar in kühlen Schatten getaucht war. Abgesehen vom leisen Gemurmel der Offiziere an zwei Tischen ein Stück weiter weg war nur das Klacken von Billardkugeln im Alkoven am anderen Ende der langen Veranda zu hören.
    »Stimmt,« auch Gareth nahm sich ein Glas, »aber ich bezweifle,
dass unser Chef uns damit auffordern wollte, ihn zu hintergehen.«
    »Ich denke, wir haben keine andere Wahl.« Logan und seine drei Freunde sahen Del an.
    Der Colonel, der in sein Bier starrte, spürte ihre Blicke und schaute auf.
    »Wenn wir richtig liegen mit der Vermutung, dass Roderick Ferrar die Schwarze Kobra ist, wird Hastings uns für die Nachricht nicht danken.«
    »Aber er tut trotzdem seine Pflicht, oder?« James griff nach dem letzten Glas, das noch auf dem Tablett stand.
    Del sah ihn an.
    »Ist dir das Portrait hinter Hastings’ Schreibtisch aufgefallen?«
    »Das vom Prinzen?«
    Del nickte.
    »Es gehört Hastings, nicht der Kompanie. Er hat seinen Posten dem Prinzen – Pardon, Seiner Majestät – zu verdanken, und er weiß, dass er das nicht vergessen darf. Falls wir ihm einen unwiderlegbaren Beweis bringen, dass Ferrar der Gesuchte ist – immer vorausgesetzt, wir können einen auftreiben – , bringen wir ihn in die unangenehme Lage, sich entscheiden zu müssen, welchem Herrn er dienen will – seinem Gewissen oder seinem König.«
    Nachdenklich drehte James sein Glas in den Händen.
    »Ist Ferrar wirklich so unantastbar?«
    »Ja«, sagten Del, Gareth, Logan und Rafe wie aus einem Mund.
    »Hastings ist dem König verpflichtet«, erklärte Del, »und der König ist Ferrar senior
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