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Fear

Fear

Titel: Fear
Autoren: Tom Bale
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Als er um die Kurve fuhr, warf er einen Blick in den Spiegel und sah die Schnauze des Granada aus der All Saints’ Road lugen, dahinter den verdatterten Radfahrer, der zum Glück nach wie vor unversehrt war.
    Der Parkplatz war lang und schmal und fiel in Längsrichtung steil ab. Rechter Hand waren die Parkbuchten, am unteren Ende des Abhangs lag der Eingang zum Bahnhof. Joe lenkte den Peugeot auf den ersten freien Platz und sprang hinaus. Den Schlüssel ließ er stecken.
    Er rannte den Berg hinunter und zog dabei scheele Blicke einer Gruppe von Studenten auf sich, die vor der Roo Bar herumlungerten. Sobald er das Pub hinter sich hatte, schwenkte er nach links und hielt sich dicht an der Begrenzungsmauer. Er befand sich jetzt auf einem weiteren Parkplatz, der für Universitätsangehörige reserviert war. Aber was noch wichtiger war: Von dem öffentlichen Parkplatz aus war er jetzt nicht mehr zu sehen.
    Er war völlig außer Atem und sah sich gezwungen, sein Tempo etwas zu verlangsamen, als er den Hang hinauflief. Oben angekommen blickte er sich um und sah den Granada hinter dem Peugeot stehen. Der Typ mit der Lederjacke stand zwischen den beiden Autos, die Hände in die Hüften gestemmt. Von Danny Morton war nichts zu sehen.
    Joe trat auf die Whiteladies Road hinaus. Er hoffte, in der Menge untertauchen zu können, die jetzt zur Mittagszeit die Gegend um das Clifton-Down-Einkaufszentrum bevölkerte. Es wimmelte von Menschen, doch alle machten einen großen Bogen um ihn. Als er sein Spiegelbild in einem Schaufenster erblickte, wusste er, warum.
    Er schwitzte, seine Haare waren zerzaust, das verdreckte T-Shirt klebte ihm an der Haut, sein Gesicht war gerötet und mit weißen Farbspritzern gesprenkelt. Mit seinen eins achtzig, den breiten Schultern und dem muskulösen Körperbau sah er aus wie ein ungepflegter, randalierender Schlägertyp.
    Zeit für Plan B, dachte er, als die ideale Lösung mit ächzenden Druckluftbremsen auf der anderen Straßenseite anhielt. Joe rannte zwischen den fahrenden Autos durch, warf noch einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Morton ihn nicht eingeholt hatte, und kramte dann in der Hosentasche nach Kleingeld.
    Der Bus hatte die Haltestelle gegenüber dem Bahnhof angefahren. Joe wusste nicht genau, welche Linie es war, nur dass er, wenn er in südlicher Richtung auf der Whiteladies Road fuhr, irgendwann im Zentrum landen würde. Das war für den Augenblick gut genug.
    Von dem kühlen, feuchten Wetter waren die Scheiben beschlagen. Joe wählte einen Platz in der Mitte auf der Fahrerseite, wischte mit dem Zeigefinger ein Guckloch in das Kondenswasser und spähte hindurch.
    Danny stand an der Einfahrt zum Uni-Parkplatz und stampfte ungeduldig mit den Füßen, während er die Straße hinauf- und hinunterblickte. In Danny Mortons Welt waren Busse ganz klar nur etwas für die Armen und Schwachen. Er würde gar nicht auf die Idee kommen, dass Joe ein so langsames und unpraktisches Fluchtfahrzeug wählen könnte.
    Als der Bus sich in den Verkehr einfädelte, erhaschte Joe einen letzten Blick auf Danny, wie er auf den Bahnhof zumarschierte und sich dabei mit einer Faust wütend die Narbe an der Wange rieb. Joe seufzte gedehnt und schloss einen Moment lang die Augen. Das war verdammt knapp.
    Dann griff er nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Ryan meldete sich; seine Stimme klang gedämpft. »Also bist du okay?«
    »Gerade so, aber die sind bestimmt stinksauer. Ich kann mir denken, dass sie dir vielleicht noch einen Besuch abstatten werden.«
    »Ja, die Idee ist mir auch schon gekommen. Ich habe ein paar Innenbaustellen auf diese Woche vorgezogen. Und ich habe gerade meinen Cousin Dex als Aushilfe angeheuert.«
    »Den Rausschmeißer?«
    »Er arbeitet inzwischen als Wrestler.« Ryan lachte kurz auf. »Er ist ein miserabler Anstreicher, aber er wird auf mich aufpassen.«
    »Ryan, es tut mir leid, dass ich dich in diesen Schlamassel reingezogen habe.«
    »Ist ja nicht wohl nicht deine Schuld. Ich hoffe nur, du kommst da irgendwie wieder raus. Ich meine, kannst ja nicht dein ganzes Leben auf der Flucht sein, oder?«
    Die Bemerkung entlockte Joe ein bitteres Lächeln. »Eigentlich hab ich gedacht, ich könnte das. Ganz schön blöd von mir.«
    5
    Sie erwachte mit Kopfschmerzen, wie sie sie noch nie erlebt hatte, so heftig, dass ihr der Atem stockte. Sie sehnte sich danach, wieder in Bewusstlosigkeit zu versinken, doch das schien mehr, als sie hoffen durfte.
    Ihre Lider
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