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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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Sie ist auf dem Revier, um ihre Freundin vermißt zu melden. Beide sind Lehrerinnen und ursprünglich zum Italienischlernen aus der Schweiz nach Florenz gekommen und dann geblieben, um illegal zu arbeiten – die eine in einem Büro, die andere bei einem Töpfer in einer nahe gelegenen Kleinstadt. Seit drei Tagen ist die bildhübsche Monika Heer spurlos verschwunden. Maresciallo Guarnaccia setzt sich mit seinem Kollegen in der Provinz, Niccolini, in Verbindung, einem wahrhaft überlebensgroßen, jovialen Römer, der nach einem halben Jahr im Norden immer noch Mühe hat, die vielfältigen Vernetzungen in seiner kleinen Gemeinde zu durchschauen, in der jeder mit jedem verwandt ist. Als die Leiche des Mädchens unter einem Haufen Tonscherben entdeckt wird, ist Niccolini völlig ratlos
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    »Tja, dann hoffe ich, daß ich Ihre Zeit nicht allzusehr in Anspruch genommen habe …« Biondini, der Kurator der Galleria Palatina, blinzelte nervös hinter seiner großen Brille und ließ den Blick dabei über die Köpfe der Menschen wandern, die ihnen auf der breiten Steintreppe des Palazzo Pitti entgegenkamen, als sei jeder von ihnen ein verkappter Bilderdieb.
    »Nein, nein …«, versicherte Maresciallo Guarnaccia ihm gelassen, »um diese Jahreszeit …«
    »Ehrlich gesagt ist es gar nicht so sehr die Sicherheit, die mir bei dieser Ausstellung Kopfschmerzen bereitet, sondern vielmehr, ob wir es schaffen, bis zur Eröffnung alle Bilder aufzuhängen. Der Katalog wird nicht fertig, soviel steht schon jetzt fest, und was die Personalfrage über die Weihnachtsfeiertage angeht … nun, darüber mache ich mir am besten Gedanken, wenn es soweit ist – entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie mit meinen Problemen behellige …«
    Sie waren am Fuß der Treppe angelangt, wo die großen eisernen Laternen im Hof immer noch brannten, auch wenn sie kaum die Düsterkeit des nebligen Novembermorgens vertreiben konnten.
    »Ich verabschiede mich hier, Maresciallo.« Die beiden Männer reichten sich die Hand.
    »Ach, das hätte ich fast vergessen …« Biondini fischte mit schmalen Fingern zwei gedruckte Einladungskarten aus seiner Brusttasche. »Sie kommen doch zur Vernissage? Und bringen Sie Ihre Frau mit. Jetzt muß ich aber laufen. Es wartet jemand wegen des Kataloges auf mich. Und nochmals vielen Dank …«
    Er eilte wieder die Treppe hinauf.
    Guarnaccia trat nach draußen unter die gewaltigen Arkaden und ließ den Blick über die parkenden Autos auf dem leicht abfallenden Hof schweifen. Er war wahrscheinlich der einzige Mann in ganz Florenz, der das trübe Novemberwetter zu schätzen wußte, da er dann ohne die Sonnenbrille herumlaufen konnte, die er zum Schutz seiner großen, gegen Sonnenlicht allergischen Glupschaugen fast ständig tragen mußte.
    Auf dem Parkplatz sah alles ruhig und ordentlich aus. Weiter unten floß der Verkehr gleichmäßig dahin, und nur gelegentlich unterbrach das ungeduldige Gehupe eines Autos das stete Summen der Stadt, die ihren winterlichen Geschäften nachging.
    Befriedigt wandte der Maresciallo sich nach rechts zur Carabinieristation, die in einem Flügel des Palazzo untergebracht war.
    Die schmale Treppe nach oben gemahnte ihn immer an sein Übergewicht. Er nahm sie gemächlich, schloß auf, durchquerte das leere Wartezimmer vor seinem Büro. In der Wachstube hörte er jemanden Schreibmaschine schreiben, und ein Ausdruck der Erschöpfung machte sich auf seinem Gesicht breit, denn auch er mußte heute noch einen ganzen Stapel Papierkram bewältigen. Es war Dienstag, und obwohl er sich jedesmal vornahm, gleich all die Berichte über gestohlene Autos und kleinere Einbrüche durchzusehen, die am Montagmorgen als Nachwirkungen des Wochenendes hereinkamen, fand er immer etwas Besseres zu tun, und sie blieben bis Dienstag liegen.
    Er knipste die Schreibtischlampe an, ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen und starrte auf die Straßenkarte von Florenz an der Wand vor sich. Dann griff er nach dem obersten Blatt des Stapels.
    »Maresciallo?«
    Brigadiere Lorenzini steckte den Kopf durch die Tür.
    »Oh … Sie sind beschäftigt. Es kann warten, wenn …« Guarnaccias Untergebener wollte schon wieder gehen.
    »Nein, nein! Kommen Sie rein. Ist was passiert?«
    »Nichts Besonderes, nur eine junge Frau hat nach Ihnen gefragt, vor einer halben Stunde vielleicht. Wahrscheinlich waren Sie noch bei Dr. Biondini.«
    »Was wollte sie denn?«
    »Das ist es ja. Sie wollte es nicht sagen. Fragte nach dem Maresciallo, und als ich ihr
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