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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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Sie das so genau wissen, dann können Sie mir sicher sagen, was sie anhatte?«
    »Jeans, einen beigefarbenen Pullover mit Polokragen und darüber einen dickeren, handgestrickten Pullover auch in Beige, eine lange Steppjacke, rot, und kniehohe Lederstiefel, ihre alten. Das waren ihre Arbeitsklamotten.
    In diesen Sachen wäre sie sonst nirgends hingegangen, sie waren fleckig.«
    »Fleckig? Was arbeitet sie denn?«
    »SieistbeieinemKünstlerbeschäftigt,inden Töpferwerkstätten.«
    »Moment mal.« Der Maresciallo zog sich ein Blatt Papier heran. »Dieses Mädchen hat eine Studienaufenthaltsgenehmigung, und jetzt sagen Sie mir, daß sie arbeitet. Sie sagen, sie sei Lehrerin, und jetzt stellt sich heraus, daß sie Töpferin ist. Können wir noch mal von vorn anfangen?«
    Da hatte man ihm erzählt, die Schweizer seien kühl und effizient. Na ja, dann waren das wohl die Deutschen … »Also. Vergessen wir jetzt mal ihr Verschwinden und halten uns an die Tatsachen. Wie ist ihr Familienname?«
    »Heer. Monika Heer. Warten Sie … ich habe für alle Fälle ihren Paß mitgebracht.«
    »Gut. Größe: 1,65. Haarfarbe: blond. Sie ist sehr hübsch.«
    »Ja.« Diese Bemerkung schien ihr nicht allzusehr zu behagen.
    »Alter: fünfundzwanzig. Nationalität: Schweizerin. Beruf?«
    »Kunsterzieherin.«
    »Aha. Und sie ist an dieser Schule eingeschrieben, wie hieß die noch?«
    »Scuola Raffaello, an der Piazza della Repubblica.«
    »Studienfach?«
    »Italienisch. Drei Monate haben wir Ganztagskurse belegt, vormittags Italienisch und nachmittags noch Kunsthandwerk. Wir haben uns Töpferei ausgesucht, obwohl auch Lederarbeiten und Holzschnitzen angeboten wird. Ich war nicht so gut, aber Monika ist sehr talentiert. Als der Ganztagskurs zu Ende war, haben wir nur mit Italienisch weitergemacht, und Monika …«
    »Hat bei diesem Künstler eine Arbeit gefunden. Wahrscheinlich schwarz.«
    Hatte sie sich deshalb gescheut, herzukommen? Ihre Hand hielt wieder den dunklen Kragen fest, eine plumpe Hand mit kurzgeschnittenen Fingernägeln. Und sehr nervös.
    »Es war kein richtiger Job … sie hat bei ihm gelernt. Sie möchte sich gern ein Studio einrichten, wenn wir wieder zu Hause sind, statt weiter zu unterrichten.«
    Na ja, sie war nicht die einzige Ausländerin, die schwarz hier arbeitete. Es war nur allzu leicht, und viele Arbeitgeber wollten Lehrlinge und Versicherungsbeiträge sparen. Der Maresciallo beschloß, die Sache erst einmal auf sich beruhen zu lassen.
    »Und Sie?«
    »Ich?« Das Mädchen wich seinem Blick aus. »Ich bin nicht so begabt wie Monika.«
    »Aber Sie haben diesen Töpferkurs auch gemacht.«
    »Nur, weil wir Zusammensein wollten. Wir waren gerade erst angekommen …«
    »Und jetzt arbeiten Sie im Sekretariat der Schule – ich nehme an, auch das ist kein richtiger Job?«
    »Nein.Ichhelfeaus, unddafürhabeichmeine Italienischstunden umsonst.«
    »Hmmm.« Ihm fiel plötzlich etwas ein. »Sie sind erst im Juli hierhergekommen und haben angefangen, Italienisch zu lernen. Dafür sprechen Sie aber bemerkenswert fließend.«
    Nicht, daß sie nicht einen dicken Akzent gehabt hätte. Aber immerhin … »Wir konnten schon Italienisch. Viele unserer Schüler sind Kinder von italienischen Gastarbeitern. Dadurch sind wir überhaupt auf die Idee gekommen, das hier zu machen.«
    »Welche Sprache sprechen Sie zu Hause?«
    »Schweizerdeutsch.«
    »Beide?«
    »Ja. Wir kommen aus demselben Kanton, Bern.«
    »Aha.«
    Der Maresciallo dachte kurz nach. Verlorengegangene Kinder waren eine Sache, Routine, da wußte man, wo man stand. Aber verlorengegangene Erwachsene waren etwas anderes. So etwas erforderte unter Umständen Nachforschungen, unter Umständen auch nicht. Dieses Mädchen wirkte ein bißchen seltsam mit ihrer komischen Art, sich hinter Brille und Mantelkragen zu verstecken, doch es war ihr offenbar ernst, und ernstlich besorgt schien sie auch.
    »Diese Töpferei, wo Ihre Freundin arbeitet, wissen Sie, wo die ist?«
    »Natürlich. Ich war dabei, als sie den Job bekommen hat – ich meine, als sie zum ersten Mal hingefahren ist. Es ist nicht direkt im Ort bei den anderen Töpfereien, sondern kurz davor, auf der linken Seite der Hauptstraße. Sonst ist da nicht viel, nur das Studio vorne in einer Bauernkate und eine kleine Terrakottafabrik in der Nähe.«
    »Wer ist denn der Besitzer des Studios?«
    »Er heißt Berti.«
    »Und seinen Vornamen wissen Sie nicht?«
    »Nein. Ich weiß auch die genaue Anschrift nicht.«
    »Hat er
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