Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Freundin Monika gearbeitet hat, und wüßte gern, welchen Bus sie von Florenz aus immer benutzt hat, damit ich die Fahrgäste fragen kann, ob sie sie gestern gesehen haben, verstehen Sie?«
    »Ja. Gut. Sie ist immer mit dem Bus zwanzig nach acht gefahren.«
    »Immer?«
    »Ja … Wenn Sie an der letzten Haltestelle vor dem Städtchen aussteigen, sehen Sie es gleich links an der Straße. Glauben Sie, daß ihr etwas passiert ist?«
    »Ich habe keinen Anlaß, das im Augenblick anzunehmen.«
    »Es ist ihr etwas passiert, ich fühle es. Sie würde niemals … Aber vielen Dank für Ihre Mühe.«
    Wieder tat sie ihm leid, aber bevor er noch etwas Tröstliches sagen konnte, hatte sie schon aufgelegt. Was für ein seltsames Mädchen. Er beschloß, noch eine Tasse Kaffee zu trinken. Selbst danach dauerte es eine Stunde, bis er sich wieder richtig wach fühlte, und er schwor sich, morgen weniger zu essen. Dann fiel ihm ein, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach mit seinem fröhlichen Kollegen in diesem Restaurant landen würde, und schon überlegte er, wie wohl das Essen dort war.
    ›Viareggio und Forte dei Marmi, Bussteig zwei. Viareggio und Forte dei Marmi …‹ Die Neonbeleuchtung im Warteraum des Busbahnhofs machte alles noch trister. Draußen nieselte es ununterbrochen, und die ganze Stadt wirkte grau, sogar das quietschnasse Gras um den Betonbau des Bahnhofs gegenüber. Der Maresciallo saß auf einer harten Bank, umgeben vom Geruch nasser Kleidung, und zu allem Übel schüttelte die dicke Frau neben ihm immer wieder ihren Schirm, so daß die Wassertropfen an seinen Hosenbeinen herunterliefen. Die Espressomaschine an der Bar am anderen Ende des Raumes fügte der allgemeinen Feuchtigkeit und dem Zigarettenmief ihren Dampf hinzu. Ein Mann im schmutzigen Overall fegte Zigarettenkippen und Keksverpackungen auf dem nassen Fußboden zusammen. Wie konnte man im November ans Meer fahren, und auch noch an einem solchen Tag? Aber zwei oder drei Leute standen auf, als der Bus nach Viareggio angesagt wurde, und gingen hinaus zu den Plattformen, wo die blauen Busse warteten. Vielleicht wohnten sie ja dort … oder arbeiteten dort, oder mußten jemanden besuchen … ›Bussteig sechs, Lastra a Signa, Ponte a Signa, Monte-Info, Empoli, Fucecchio. Bussteig sechs …‹ Das war er. Es war schon acht Uhr fünfundzwanzig, und der Fahrer saß im Bus und hatte den Motor laufen. Der Maresciallo wartete, bis alle eingestiegen waren, denn er wollte ein paar Worte mit dem Fahrer wechseln, ohne die Schlange zu behindern. Als letzter Fahrgast stieg die dicke Frau ein, die es tatsächlich schaffte, dem Maresciallo mit ihrem Regenschirm noch einen Stoß zu versetzen, während sie an ihm vorbeidrängte und sich die Stufen hochhievte.
    »Meinetwegen«, antwortete der Fahrer und schaltete den Scheibenwischer ein. Schmutzbäche liefen auf beiden Seiten daran herunter. »Ekelhafter Morgen.«
    Der Bus war nur halb voll. Der Maresciallo steckte seinen Fahrschein in die Entwertungsmaschine und quetschte sich auf einen Fensterplatz, während der Bus eine breite Straße entlang aus der Stadt holperte. Sobald sie das dichte Verkehrsgewühl hinter sich gelassen hatten, schaltete der Fahrer das Radio an, und laute Musik eines Lokalsenders übertönte jetzt das Stimmengewirr, das eingesetzt hatte, sowie sie aus dem Busbahnhof herausfuhren. Der Maresciallo holte den Schweizerpaß aus der Tasche und zwängte sich aus seinem Sitz.
    Er nahm sich die Passagiere einen nach dem anderen vor, beugte sich über die Sitze und zeigte ihnen das Foto im Paß. Es waren alles Frauen, bis auf einen älteren Mann mit schäbigem Regenmantel und speckiger schwarzer Baskenmütze. Wie er schon aus der Art und Weise geschlossen hatte, mit der alle sich gleich unterhielten, selbst wenn sie auf getrennten Plätzen saßen, fuhren die meisten diese Strecke regelmäßig und kannten das Mädchen. Dummerweise waren sie sich nicht einig, ob sie am Montag im Bus gewesen war.
    »Mich brauchen Sie gar nicht erst zu fragen«, sagte die Frau mit dem Schirm nicht ohne eine gewisse Befriedigung. »Ich fahre nur mittwochs und freitags, da besuche ich meine Schwester im Krankenhaus.«
    Jemand kicherte.
    »Was ist daran so komisch? Widerlich ist das, über anderer Leute Unglück zu lachen!« Damit wandte sie sich zum Fenster, rieb mit ihrem braunen Wollhandschuh ein Guckloch in die beschlagene Scheibe, und starrte mit zusammengepreßten Lippen in den Regen hinaus.
    Jemand stupste den Maresciallo in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher